Nach unserem Beitrag zum nicht bestandenen Wassertest unseres UmiDigi S2 Pro, welches als Folge dessen unbrauchbar geworden ist, kamen immer wieder Fragen, warum wir nicht zuerst das Smartphone getestet haben, und erst dann die Wasserfestigkeit. Um das mal klarzustellen: natürlich haben wir getestet. Zwar nicht als Daily Driver, da sich das UmiDigi S2 Pro noch in der Warteschlange befand, doch immerhin nebenher. Somit können wir euch natürlich unsere Eindrücke vom UmiDigi S2 Pro liefern, wenngleich es keinen ausführlichen Testbericht geben wird.
Bevor wir zu den Eindrücken kommen, noch eine Erklärung dazu, warum wir den Wassertest nicht erst nach Abschluss des eigentlichen Testberichtes machen, so wie einige Leser das gefordert haben. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass ein Smartphone mit seinen beworbenen Features ein Gesamtpaket ist. Nach diesem Gesamtpaket richtet sich auch unser Test. Im Falle des UmiDigi S2 Pro, welches mit Wasserfestigkeit selbst bei zeitweiligem Untertauchen beworben wird, gehört dies als Feature mit zum Gesamtpaket, und wird damit auch in den Alltagstest eingebaut. Und genau das haben wir getan. Wir waren mit dem Smartphone im Regen unterwegs und haben es unter rieselndem Wasser von Verschmutzungen befreit. Und genau diese Tests - welche es eigentlich ohne Probleme hätte überstehen sollen - hat es nicht bestanden. Der Grund dafür war, dass die beworbene Nano Beschichtung nicht großflächig aufgetragen war, so wie das bei dem Demo Gerät in den Werbevideos von UmiDigi der Fall ist. Und damit weiß der Kunde eigentlich schon alles, was er über das Gerät wissen muss.
Denn, Hand aufs Herz, die Wasserfestigkeit ist ein Killer-Feature! Schick aussehende Smartphones, welche auch Wasser in größeren Mengen abkönnen, gibt es sonst nur im hochpreisigen Segment. Und genau das macht das UmiDigi S2 Pro so attraktiv. Jetzt stellt euch mal vor, ihr kauft euch genau deshalb das UmiDigi S2 Pro und nutzt es entsprechend. Alltagsszenarien: Intensive Nutzung bei Regen (sei es beim Telefonieren, Biken oder bei der Fußgängernavigation), Unterwasserfotos, Musik hören in der Dusche, Reinigen des Smartphones unter fließendem Wasser. Stellt euch vor, ihr habt euch das Smartphone gerade gekauft - wir reden hier von einem Preis von 260€ - und habt dann einige Tage später einen Wasserschaden, der das Smartphone entweder beschädigt, oder aber komplett funktionsunfähig gemacht hat. Anschließend verweigert man euch die Gewährleistung, denn Wasserschäden werden explizit NICHT abgedeckt. Nun steht ihr dumm da. Ihr habt den Videos von UmiDigi Glauben geschenkt und seid um 260€ ärmer. Bei solchen Dingen kann man nichts mehr schön reden. Was hier mit den Kunden getrieben wird ist kriminell. Und nein, das mit dem Wasserschaden ist kein Einzelfall. Unser Gearbest Kontakt wollte uns erst gar nicht glauben und hat dann kurzerhand selbst einen Wassertest mit einem neuen UmiDigi S2 Pro aus dem Lager durchgeführt. Im Gegensatz zu unserem UmiDigi S2 Pro, wurde dieses beim Test komplett untergetaucht. Nicht tief, nur wenige Zentimeter. Und trotzdem war es binnen Sekunden defekt. UmiDigi wurde mittlerweile sowohl von uns, als auch vom Shop zur Rede gestellt. Ein Statement gab es bisher nicht - weder uns gegenüber, noch gegenüber Gearbest. Derweil wurde auf dem UmiDigi YouTube Kanal ein weiteres Video hochgeladen, in dem die angebliche Wasserfestigkeit weiter beworben wird. Eine Frechheit die Ihresgleichen sucht!
Abseits davon: Taugt das UmiDigi S2 Pro als normales Smartphone?
Diese Frage können wir mit einem Jein beantworten. Es hängt ganz davon ab, was ihr zu dem Preis erwartet. Fakt ist, dass das UmiDigi S2 Pro wie schon das UmiDigi S2 exquisit verarbeitet ist. Das Handset sieht schick aus und ist für die Displaygröße sehr kompakt. Das Display an sich ist klasse, noch einmal deutlich besser als beim S2, was an der höheren Auflösung liegt. Verbesserungswürdig ist die Performance. Im UmiDigi S2 Pro steckt der MT6757CD, welchen wir ja nun schon in einigen Smartphones getestet haben. Im Vergleich liegt die allgemeine Performance gefühlt im unteren Mittelfeld. Vor allem wenn mehrere Apps offen sind, kommt das System gerne mal ins Stottern. Überraschend Smooth war dagegen die Performance in Spielen. Das Gestottere vom System kann aber sicherlich noch mit weiterer Optimierung des Systems durch Updates abgestellt werden.
Klasse ist natürlich die Speicherausstattung beim UmiDigi S2 Pro. 128GB internen Speicher bekommt man in dieser Preisklasse sonst nicht. Und schon gar nicht in Kombination mit einem Micro SD Slot. Nutzer mit hohem Speicherbedarf werden das UmiDigi S2 Pro deshalb sicherlich lieben. Auch der RAM kann sich mit seinen 6GB sehen lassen und kann mühelos 20 Apps und mehr im Hintergrund offen halten, ohne neu laden zu müssen. Hinzu kommt dann noch eine relativ gute Ausdauer. Der beworbene 5.000mAh Akku ist vorhanden - was allein aufgrund der geringen Dicke von nur 8,7mm eine Ansage ist. Die damit erreichte Laufzeit liegt effektiv bei etwa 1,5 Tagen. Wir haben eine Screen-On Zeit von 8 Stunden erreicht. Ob das nun gut oder schlecht ist, hängt ganz davon ab, womit man vergleicht. Unter den klassichen "Billigheimern aus China", ist das Ergebnis nicht "sehr gut", aber immerhin "gut". Im Vergleich mit größeren Marken dagegen, ist das Verhältnis zwischen Kapazität und Laufzeit schlecht. Erinnern wie uns mal an das Xiaomi Mi Note 3. Dieses hat lediglich 3.500mAh an Bord, schafft jedoch - bei deutlich höherer Leistung - mühelos eine Screen-On Zeit von geradezu unheimlichen 20 Stunden in der Alltagsnutzung.
Keine Probleme haben wir beim Empfang festgestellt. Sowohl Mobilfunk als auch WLAN, Bluetooth und GPS funktionieren ordentlich und ohne Einschränkungen. Bei den Sensoren stimmt auch alles. Das Gyroskop funktioniert gut und auch der Kompass ist bei der Fußgängernavigation brauchbar. Der Fingerabdruck Sensor ist auch recht gut. Aussetzer hatte er eigentlich nie und auch die Geschwindigkeit geht in Ordnung. Face ID unterstützt das UmiDigi S2 Pro ebenfalls. Das funktioniert sogar recht gut, aber nur wenn ausreichend Licht vorhanden ist. Sobald es dunkler wird, versagt das Entsperren per Gesichtserkennung. Leider ist die Gesichtserkennung nicht sicher und lässt sich sehr leicht überlisten. Wir konnten das Smartphone problemlos per Foto entsperren, egal ob es sich um ein digitales Foto auf einem Bildschirm, oder ein ausgedrucktes Foto handelt. Die Funktion wurde also nur halbherzig umgesetzt und kann damit allemal als Komfort-Funktion, nicht aber als Sicherheitsmerkmal betrachtet werden.
Bei der Audioqualität gibt es keine Unterschiede zum UmiDigi S2. Der Medienlautsprecher im S2 Pro klingt wieder vergleichsweise gut und wird sehr laut ohne dabei zu kratzen. Die Sprachqualität geht in Ordnung und es gibt sogar ein dediziertes Mikrofon fürs Noise Cancelling. 3,5mm Kopfhörer kann man nur mit einem Typ-C Adapter nutzen, welcher beiliegt. Leider gibt es auch hier immer wieder mal Störungen vom Mobilfunknetz, was auch schon beim S2 der Fall war.
Vergeigt hat man es mal wieder mit der Kamera. Diese schneidet keinen Deut besser ab als beim UmiDigi S2. Die Bildqualität ist auch hier wieder ziemlich schlecht - selbst bei Tageslicht. Bei Nacht ist die Kamera völlig unbrauchbar. Die Dual Kamera ist mal wieder ein Fake mit GalaxyCore GC0310 VGA Sekundärsensor (beworben werden 5MP). Der Bokeh Modus ist also wie immer nicht zu gebrauchen. Die Frontkamera ist auch eher mittelmäßig aber etwas besser als beim normalen S2. Videos könnt ihr frontal in Full HD und rückwärtig mit bis zu 4k aufzeichnen. 4k Videos sind nicht brauchbar. Die Qualität ist zwar OK, doch die Videos ruckeln sehr stark. Der LED Blitz ist ziemlich hell, was aber aufgrund der schlechten Kamera nicht viel nützt. Hinzu kommt, dass Bilder mit Blitz oft grün werden.
Ein weiterer Griff ins Klo ist die Software. Auf dem UmiDigi S2 Pro kommt erstmals UmiDigi OS zum Einsatz, die hauseigene Custom ROM, welche man in den letzten Monaten entwickelt hat. Lobenswert: Man setzt im Gegensatz zum S2 beim Pro Modell endlich auf Android 7 und der Sicherheitspatch ist mit Stand November recht aktuell. Der Rest ist jedoch unbefriedigend. Man hat optisch sehr viele Anpassungen vorgenommen - von Stock Android keine Spur mehr. Ehrlich gesagt wirkt das System optisch recht ansprechend. Das Problem sind vielmehr die zahlreichen Funktionen, welche man eingebaut hat. Diese stammen größtenteils nicht aus eigener Entwicklung, sondern wurden mit Hilfe von vorinstallierter Bloatware umgesetzt. Das führt nicht nur dazu, dass die UI der Apps nicht konsistent ist, das System damit zusammengewürfelt wirkt, sondern es hat sich auch Schadsoftware eingeschlichen. ESET hat auf dem UmiDigi S2 Pro zwei Apps mit Adware gefunden, sowie eine App die mit einem Trojaner infiziert ist. Entfernen lassen sich diese ohne Root Rechte nicht. Deaktivieren ebenfalls nicht. Und tatsächlich ist die Schadsoftware - zumindest die Adware - auch aktiv. Es kam immer wieder mal vor, dass sich plötzlich im oberen Displaybereich ein Werbebanner eingeblendet hat - extrem nervig!
Und damit hätten wir dann wohl alles geklärt. Ob das UmiDigi S2 Pro sein Geld wert ist, dürft ihr selbst entscheiden.