Von Florian auf Samstag, 02. März 2019
Kategorie: Testberichte

Poptel P60 Rant & Kurztest

​Heute möchten wir über den Testverlauf vom Poptel P60 berichten und uns gleichzeitig einen kleinen Rant darüber genehmigen. Hin und wieder ist es so, dass Geräte bei uns mit Pauken und Trompeten durchfallen und wir diesbezüglich zu den Herstellern Kontakt aufnehmen. Oftmals ist es dann aber auch die Reaktion des Herstellers, welche uns dann zu Beiträgen dieser Art veranlasst. Im Fall vom Poptel P60 gab es einige Probleme, die wir im Folgenden gerne bekannt geben möchten. Bedenkt dabei, dass Poptel eine noch sehr junge "Marke" ist und noch keinerlei Reputation hat. Was ihr im folgenden lesen werdet, ist unter diesen Umständen umso schockierender.

Poptel: Arrogant und ohne Einsicht

Die Marketingabteilung vom Hersteller Poptel nahm vor einer Weile Kontakt zu uns auf und bat uns um eine Kooperation. Schnell wurde klar, dass man das neue Outdoor "Flaggschiff" Poptel P60 zum Test anbieten wollte. Auch wir machten wie gewohnt schnell klar, dass wir (was die Meinung betrifft) unabhängige Tester sind und der jeweilige Kooperationspartner gewarnt sein soll, dass wir im Falle eines negativen Testergebnisses dieses auch schonungslos weitergeben werden. Schönfärberei in Testberichten bringt euch als Leser nichts und was euch nichts bringt, bringt am Ende auch uns nichts. Wir benötigen euer Vertrauen um euch als Leser zu halten und Vertrauen beruht auf Ehrlichkeit. Daran gibt es nichts zu rütteln und genau deshalb tolerieren wir keine Einflussnahme durch Sponsoren oder Hersteller und machen derartige Versuche auch öffentlich. Es gibt genügend Blogs, Magazin und YouTuber die reine "Marketing-Klitschen" sind. Dem stellt sich ChinaMobileMag seit jeher entgegen.

Noch bevor das Testgerät rausgeschickt wurde kam es zu eigenartigen Missverständnissen. So teilte uns der Kontakt mit, dass wir bedenken sollen, dass jene Geräte eher dazu da seien im Bekanntenkreis mit Chinahandys angeben zu wollen und wir sollten doch bitte mitteilen welche Punkte wir schlecht bewerten würden. Wir gaben zu verstehen, dass wir das im Voraus nicht sagen können, denn schließlich haben wir es ja noch nicht getestet. Der Kontakt meinte, dass wir andere Fremdreviews heranziehen sollen, um uns eine Meinung zu bilden. Negative Berichte in denen das P60 mit einem „normalen" Smartphone verglichen wurde, sollten wir dabei ignorieren, denn die würden sich nur auf das Äußere beziehen, welches bei Outdoor-Smartphones nicht relevant sei. Ferner schrieb er, dass er unseren Satz bezüglich der Testung nicht gut fände und er darüber sehr verärgert wäre. Wie bitte? Zwei Sätze fallen und der Kontakt ist bereits beleidigt? Eigenartig.

Wir trugen zur Entspannung bei und versicherten, dass wir an Outdoor Smartphones andere Maßstäbe setzen als für reguläre Smartphones, dass wir faire Tester sind und wenn wir Vergleiche anstellen, dann lediglich gegenüber anderen Outdoor Smartphones. Und das ist natürlich auch richtig so. Wer sich bei einem Outdoor Smartphone darüber beschwert, dass das Gerät dick und schwer ist, hat einfach keine Ahnung und handelt unfair. Solche Designs liegen nunmal in der Natur solcher Outdoor Geräte. Das Poptel P60 hätte sich also gegen Konkurrenten wie z.B. der Ulefone Armor Reihe behaupten müssen, nicht aber einem Xiaomi Mi 8 oder anderen schlanken Schönheiten, welche ohnehin in einer ganz anderen Liga spielen und somit auch nicht miteinander verglichen werden können.

Nach einigem Hin und Her kam es dann zu der besagten Zusendung des Poptel P60. Interessant ist vielleicht noch die Tatsache, dass auf uns schon im Voraus versucht wurde Einfluss zu nehmen, indem uns mitgeteilt wurde, dass Poptel ein noch sehr junges Unternehmen sei, immer für die Belange der Kunden da sein wolle und ausschließlich gute Produkte auf den Markt bringe, sich jedoch noch nicht mit dem Marketing auskenne. Kleine Probleme bei der korrekten Rechnungserstellung für den Zoll und der damit verbundenen korrekten Zollabrechnung gab es zwar, konnten jedoch behoben werden.

Nach Eintreffen des Poptel P60 ging es dann an die ersten Tests. Wir werfen meistens schon zu Beginn einen ersten Blick auf die Kamera und die verbaute Hardware, um gleich zu wissen, woran wir sind. Basierend darauf können wir dann auch entscheiden, ob das jeweilige Gerät einen wirklich ausführlichen Test wert ist, oder ob es nicht viel zu sagen gibt, da das Smartphone ohnehin nichts taugt. Ziemlich schnell wurde klar, dass Poptel wie so viele andere Hersteller bei der Dual Kamera mogelt. Diese ist schlicht und einfach ein Fake. Der zweite Sensor wird überhaupt nicht genutzt. Da wir Poptel ja schon im Vorfeld darauf hingewiesen hatten, dass Fake Dual Kameras ein No-Go sind, nahmen wir umgehend Kontakt auf und konfrontierten den Hersteller damit.

Wir teilten also den Umstand der Fake Dual Kamera mit und hakten nach, weshalb das Gerät dann mehr als 200€ kosten solle. Immerhin ist die Hardware eher untere Mittelklasse und auch die Software entspricht nicht dem, was man erwarten würde. Wir bekamen die Antwort, dass dies nicht stimme und dass andere (russische) Tester das Poptel P60 bereits auseinander gebaut hätten und die Kameras gesehen hätten. Kleine Nebeninfo hierzu: Auch wir hatten bereits solche Fälle, indem wir Geräte zerlegten und dann feststellen mussten, dass besagte Kameras zwar eingebaut, jedoch schlichtweg nicht genutzt wurden. Zumeist lag dies daran, dass die jeweilige CPU einen zweiten Sensor schlichtweg nicht unterstützte. Doch selbst bei Prozessoren mit Dual Kamera Unterstützung sind sich viele Hersteller oft zu schade dafür, eine echte Dual Kamera Implementierung zu realisieren. Seit Jahren predigen wir, dass andere Tester zumeist oberflächlich und/oder absichtlich wohlwollend testen, um Affiliate Einnahmen zu generieren und ihr Sponsoren nicht zu verärgern. Wir verzichten auf solche miesen Methoden und gerade deshalb fallen bei uns überdurchschnittlich viele Geräte durch. Wir generieren dann zwar keine Einnahmen, haben aber wenigstens ein gutes Gewissen. 

Ohne, dass wir noch einen weiteren Satz äußerten, begann der Kontakt dann plötzlich Beschimpfungen und eine regelrechte Hasstirade auf uns los zu lassen. Wir wurden angehalten kein negatives Review zu veröffentlichen, denn wir hätten schließlich keine Ahnung von Outdoor Smartphones. Mal ganz davon abgesehen, dass dies nicht wahr ist, lässt der Kontakt offen, was eine Fake Dual Kamera genau mit einem Outdoor Smartphone zu tun hat. Als ob diese Technik in solchen Smartphones nicht möglich ist... das Ulefone Armor 6 beweist das Gegenteil.

Einzelne Beschimpfungen lasse ich hier mal aus („dumm"), denn im Anhang findet ihr den kompletten Chatverlauf. Bezüglich der Kamera teilte man uns mit, dass man nicht wisse, wo wir diesen Screenshot her haben, die Informationen jedoch falsch sein und man die echte Dual Kamera jederzeit durch Fotos verifizieren kann. Dass diese Aussage Mumpitz ist, müssen wir euch nicht erklären. Wir haben die Sensoren einzeln im Factory Mode des Smartphones getestet. Der zweite Sensor gibt kein Bild aus. Testet man den Sekundärsensor, wird ein Bild des Hauptsensors angezeigt. Dies lässt sich durch Verdecken des zweiten Sensors verifizieren. Zudem zeigt sich auch bei Fotos der typische "Fake Bokeh Effekt". Ein scharfer Kreis mit unscharfem Rand, den man im Durchmesser durch den Blenden-Regler verändern kann. Kantenerkennung (was sogar nur durch Software möglich wäre) gibt es nicht. Man warf uns des weiteren vor, wir machen dies mit Absicht, um dem jungen Unternehmen zu schaden. Man sei in China schließlich berühmt und nur wir würden denken, dass man es mit ihnen machen könnte. Was auch immer das bedeuten soll.

Da wir bereits wissen, wie weitere Versuche der Diskussion enden werden, gingen wir auf den Unsinn gar nicht erst weiter ein. Wir beendeten schlicht die Kooperation und teilten mit, dass der Test hiermit abgebrochen würde. Ob danach noch irgendetwas von Poptel kam, können wir nicht sagen. Zur Vermeidung weiterer Zeitverschwendung wurde der Kontakt blockiert.

Kurztest zum Poptel P60 

Mittlerweile ist unser Poptel P60 übrigens defekt. Es hat einen echten Outdoor Einsatz im Urlaub in Ägypten nicht überlebt. Der Micro USB Port besitzt keine Schutzkappe und so ist der Anschluss korrodiert. Eine nachträgliche Behandlung mit rostlösenden Mitteln brachte keinen Erfolg. Das Poptel P60 kann nicht mehr geladen werden. Natürlich haben wir das Smartphone auch auseinander genommen und dabei feststellen können, dass dies die einzige Verarbeitungsschwäche gewesen ist. Diese hatte es aber leider in sich. Das Gerät mal für ein paar Minuten irgendwo einzutauchen mag noch gehen. Es jedoch im Außeneinsatz zu verwenden (Wasser + Quadtour) hat nach ca. 4 Wochen nachweislich dazu geführt, dass der Port rostete. Wie ihr diesen Zeilen entnehmen konntet, hatten wir uns dazu entschieden dem Poptel P60, ungeachtet der Korrespondenz, doch noch eine Chance zu geben. Gelohnt hat sich das leider nicht.

Poptel P60: Fazit

Das Poptel P60 ist ein unausgereiftes Outdoorsmartphone, welches nur bedingt gegen Wasser geschützt ist, da der USB Port nach eine Weile rostet. Die Folge ist, dass das Poptel P60 nicht mehr geladen werden konnte und faktisch tot ist. Das ist schade, denn die restliche Verarbeitung ist wirklich gut, auch was die Abdichtung des restlichen Gehäuses betrifft. Hinzu kommt ein unangemessener Preis von teilweise über 200€. Und nein, das liegt nicht nur an der Dual Kamera, sondern auch an anderen Punkten. Die Software ist eine reine Katastrophe, wie ihr schon im Unboxing Video sehen konntet. Die Performance ist unterirdisch und es gibt Abstürze von Apps. Weitere Schwächen sind Probleme mit dem WLAN (Ping Zeiten) und eine teils deutlich schlechtere Empfangsleistung im Mobilfunk als bei Konkurrenzprodukten. Können wir das Poptel P60 empfehlen? Sicherlich nicht!

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