Von ChinaMobileMag auf Sonntag, 17. März 2019
Kategorie: Testberichte

Xiaomi Mi 9 Testbericht

​Bei den letzten zwei Generationen von Xiaomi's Mi-Flaggschiffen waren die Veränderungen an Design und Ausstattung vergleichsweise zurückhaltend. Ganz anders sieht es nun beim im Februar vorgestellten Xiaomi Mi 9 aus. Das Smartphone bringt verglichen mit dem Mi 8 viele Neuerungen mit sich und steigert auch die Leistung enorm. Preislich bleibt das Mi 9 dennoch unverändert fair. Im Import bekommt man das Gerät bereits ab rund 410€. Für ein Smartphone mit Snapdragon 855 und diversen weiteren Goodies ist das schon eine Ansage. Grund genug, uns das Smartphone einmal ganz genau anzusehen.

Xiaomi Mi 9
Verpackung & Lieferumfang

​Das Verpackungsdesign wurde für das Mi 9 deutlich aufgehübscht. Zwar ist die Box nach wie vor recht einfach gestaltet, was ja bekanntlich typisch für alle Xiaomi Geräte ist, doch passend zum "schillernden" Äußeren des Smartphones hat auch die Box einen Schimmer-Effekt verpasst bekommen. Je nach Lichteinfall zeigen sich hier dezente Regenbogenfarben. Das trifft übrigens auch auf das Innere der Box und den Umschlag für die Dokumente zu. Der Lieferumfang umfasst eine SIM Nadel, eine transparente Schutzhülle, ein Quick Charge 4 Ladegerät und natürlich ein USB Kabel. Beachtet, dass ihr nur bei der China Version das Quick Charge 4 Ladegerät dazu bekommt. Das Xiaomi Mi 9 Global kommt nur mit einem Quick Charge 3 Ladegerät daher. Der Quick Charge 4 Adapter muss dann separat erworben werden.

Xiaomi Mi 9
Design & Verarbeitung

​Optisch haben sich die Mi Flaggschiffe lange Zeit eher zurückhaltend präsentiert. In den letzten Generationen waren auch die Änderungen am Design eher subtiler Natur. Mit dem Xiaomi Mi 9 ändert sich das. Der Hersteller hat sich für mehr "Eye-Candy" entschieden und der Rückseite aus Glas einen sehr schönen optischen Effekt spendiert. Zusätzlich zur Grundfarbe der Rückseite, gibt es einen leichten Regenbogen Effekt, welcher je nach Lichteinfall anders aussieht. Erreicht wird dies durch Laser-Mikrogravur. Der Effekt ist allerdings relativ subtil und auch nicht immer sichtbar, sodass er keinesfalls kitschig wirkt. Zudem spiegelt die Glasrückseite nun deutlich stärker. Uns liegt zum testen die blaue Variante vor, welche optisch ein wirklicher Hingucker ist. Weitere Farboptionen sind ein violetter Ton und einfaches Schwarz. Der Metallrahmen um das Mi 9 ist jeweils in der Farbe der Rückseite gehalten. Die Explorer Edition mit transparenter Rückseite ist vorerst dem chinesischen Mi 9 vorbehalten. Ob auch dieses Modell als Global Version erscheinen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Neben der Farbe der Glasrückseite hat Xiaomi beim Mi 9 auch deren Form verändert. Das Glas ist nun zu allen Seiten hin deutlich abgerundet. Damit fühlt sich das Smartphone in der Hand noch angenehmer an und wirkt nochmals deutlich schlanker als das Mi 8, obwohl sich die Gehäusedicke mit 7,61mm nicht verändert hat. Die Verarbeitung ist wie gewohnt hervorragend und strahlt "High-End Flair" aus. Das Glas schließt sehr genau mit dem Metallrahmen ab. Der Rahmen selbst zeigt an keiner Stelle Ungenauigkeiten und das glänzende Finish passt hervorragend zum Look der Rückseite. Die schwarze Front bietet zum farbigen Rest des Designs einen schönen Kontrast und wirkt mit den nochmals reduzierten Displayrändern sehr modern. Der Rand unter dem Display wurde nochmals deutlich reduziert und ist fast schon nicht mehr erwähnenswert. Die Waterdrop Notch ist deutlich unauffälliger als die alte, sehr breite Notch vom Mi 8 und wirkt optisch durch ihre runde Form deutlich ansprechender. Die Bezels haben folgende Dimensionen:

​Einen großen Kritikpunkt gibt es allerdings doch: das Kameramodul. Dieses steht extrem weit aus der Rückseite heraus. Mit dem Kameramodul kommt das Mi 9 auf eine Dicke von satten 9,45mm. Beim Vorgänger waren es noch 8,6mm. Das bedeutet im Klartext, dass das Modul fast zwei Millimeter aus dem Gehäuse herausragt. Das stört nicht nur das Design, sondern sieht auch nicht gerade schön aus, wenn das Smartphone auf einem Tisch liegt. Die Schräglage ist sehr deutlich zu erkennen und natürlich führt das ganze auch zu einem deutlichen Wackeln, wenn man versucht den Bildschirm zu nutzen, während das Gerät auf einem Tisch liegt. Dass dies das Kameramodul (Saphirglas hin oder her) gegenüber Beschädigungen anfälliger macht, dürfte auch klar sein. Einen Vorteil hat das ganze allerdings doch: Das Xiaomi Mi 9 ist weniger rutschfreudig. Das Gerät setzt sich im Gegensatz zu manchem Vorgänger auf keiner Oberfläche selbsttätig in Bewegung. Nichts desto trotz hätten wir es bevorzugt, wenn die Kamera weniger herausstehen würde. Xiaomi hätte dies durch Anhebung der Gehäusedicke leicht realisieren können. Dies hätte dann auch einen größeren 4.000mAh Akku ermöglicht. Was man außerdem kritisieren kann und was sich mit einem dickeren Gehäuse ebenfalls verbessern ließe, ist die Verwindungsfestigkeit des Smartphones. Man braucht nicht viel Kraft um das Gehäuse leicht zu biegen. Ein Durchknicken mit bloßen Händen ist theoretisch mit deutlichem aber nicht extremem Kraftaufwand möglich. Wer sein Smartphone gerne in die Gesäßtasche steckt, sollte das beim Mi 9 vorsichtshalber sein lassen.

Xiaomi Mi 9
Display

​Größe: ​6,39"
Auflösung:​ ​2340 x 1080
Technologie​:Samsung AMOLED
Max. Helligkeit: 600 Nits​
​Anzahl Berührungspunkte:​10
Gehärtetes Glas:​​Corning Gorilla Glass 6
Anti Fingerabdruck Beschichtung:​​Ja

​Das Display im Xiaomi Mi 9 basiert wieder auf einem AMOLED Panel von Samsung. Die Größe wurde wieder etwas angehoben und kommt nun auf eine Diagonale von 6,39 Zoll. Durch die kompakte Waterdrop Notch steht mehr nutzbare Displayfläche zur Verfügung. Die Integration der Notch ins System wurde leider nach wie vor nicht verbessert. Benachrichtigungs-Icons können zwar mittlerweile angezeigt werden, jedoch nur temporär nach Eingang einer neuen Benachrichtigung. Die gleichzeitige Darstellung von Uhrzeit und Icons ist nach wie vor nicht möglich. Auch Status Icons werden weiterhin nur sparsam angezeigt. Die Statusleiste ist auch nach wie vor höher als sie sein müsste und überragt die Notch, was den effektiv für Apps nutzbaren Platz um einige Millimeter reduziert.

​Die Darstellung des Displays ist exzellent und gefällt sowohl bezüglich Schärfe als auch der Farbwiedergabe. Weiß wirkt gut austariert - weder zu warm noch zu kalt. In den Einstellungen lässt sich die Farbtemperatur wie gewohnt anpassen. Durch die Auflösung von 2340 x 1080 Pixel sind einzelne Bildpunkte bei normaler Nutzung nicht zu erkennen. Erst bei genauer Betrachtung ist eine Rasterung zu erkennen, wobei dies hier schon etwas früher der Fall ist (ca. 12cm) als bei vergleichbaren LCD Displays, da AMOLED Bildschirme eine andere Pixelstruktur aufweisen. Der Kontrast des Displays ist natürlich enorm gut, da schwarze Bereiche aufgrund der fehlenden Hintergrundbeleuchtung wirklich schwarz aussehen. Laut Xiaomi liefert das im Mi 9 verbaute Display ein Kontrastverhältnis von 60.000:1 und deckt 103,8% des NTSC Farbraums ab. Auch HDR wird unterstützt und so kann man z.B. auf YouTube entsprechende Inhalte in voller Pracht genießen.

Durch den hohen Kontrast in Verbindung mit der sehr hohen Helligkeit von bis zu 600 Nits ist natürlich auch die Lesbarkeit unter Sonnenlicht gegeben. Das Display kommt gegen direktes Sonnenlicht sehr gut an. Die Inhalte sind ohne Mühe zu erkennen, was gerade beim Betrachten von Kartenmaterial oder beim Fotografieren gelegen kommt. Zusätzlich zur Helligkeit wird auch die Darstellung selbst bei starker Sonneneinstrahlung optimiert, um eine einwandfreie Erkennbarkeit der Inhalte zu gewährleisten. Umgekehrt wird die Darstellung nun auch optimiert, wenn die Displayhelligkeit z.B. bei Nacht sehr gering eingestellt ist. Wer bei Tag Strom sparen will, der kann nun einen Dark Mode aktivieren, welcher allerdings noch nicht systemweit Anwendung findet. Nur MIUI selbst und dessen mitgelieferte Apps werden dann dunkel dargestellt. Selbst installierte Android Apps sind davon ausgenommen. Dies könnte sich allerdings ändern, wenn Android einen offiziellen Dark Mode bietet. Dies könnte bereits mit dem kommenden Android Q der Fall sein.

Für den Schutz des Displays setzt Xiaomi auf die aktuelle Gorilla Glass 6 Generation in Verbindung mit einer speziellen Beschichtung, welche fettabweisende Eigenschaften besitzt. Die Kombination hat sich im Alltag bewährt und die Oberfläche blieb komplett kratzfrei. Auch ein paar Härtetests (Rutschpartien über den Tisch, Transport mit dem Schlüsselbund in einer Tasche) haben keine Kratzer verursacht. Abdrücke lassen sich auf dem Glas trotz Beschichtung nieder, jedoch längst nicht so stark sichtbar wie bei unbehandeltem Glas. Zudem haften Abdrücke weniger stark an. Einmaliges Wischen mit dem Ärmel reicht meist schon aus um die Abdrücke rückstandslos zu entfernen. Sogar nach dem Transport in der Hosentasche ist das Display meist schon wieder sauber. Die Rückseite ist für Abdrücke etwas anfälliger, jedoch ebenfalls kratzfest und auch hier lassen sich Abdrücke relativ einfach abwischen. Nur das Kameramodul ist ein Schmutzfang und dessen Umkreis sieht oft nicht sehr ansehnlich aus, da man dessen Winkel schlecht zum Reinigen erreicht.

Der Touch Screen unterstützt wie gehabt 10 Berührungspunkte und arbeitet natürlich völlig ohne Probleme. Eingaben werden sehr präzise und ohne Verzögerung erkannt, was beim schnellen Schreiben von Vorteil ist. Mit etwas Übung geht das sehr gut und es entstehen kaum Fehler. Auch Multitouch Eingaben werden immer genau und ohne Aussetzer erkannt. Auf Spielereien wie 3D Touch bzw. Force Touch verzichtet Xiaomi.

Xiaomi Mi 9
Hardware & Performance

​Prozessor: ​Qualcomm Snapdragon 855 (7nm)
1x Kryo 485 Gold @2,841GHz
3x Kryo 485 Gold @2,420GHz
4x Kryo 485 Silver @1,785GHz
GPU:​ ​Adreno 640
RAM (Geschwindigkeit):​​6GB / 8GB / 12GB LPDDR4X
(Durchsatz: 24,23GB/s)
Speicher (Geschwindigkeit R/W):​​64GB / 128GB / 256GB
(Lesen: 776MB/s | Schreiben: 191MB/s)
Micro SD (Geschwindigkeit R/W):​Nein
Fingerabdruck Scanner:​​Ja (im Display)
​Sensoren:​Schrittzähler, Rotationsvektor, Ausrichtung, Kompass, Gyroskop, Gravitation, Beschleunigung, lineare Beschleunigung, Umgebungslicht, Annäherung
Besonderheiten:​​Waterdrop Notch, Benachrichtigungs LED (weiß), USB Typ-C 2.0, Umgebungsmikrofon, Infrarot Blaster
Abmessungen / Gewicht:​​157,5 x ​74,67​ x 7,61mm​ (9,45mm mit Kamera)
173g

​Das Xiaomi Mi 9 zählt zu den leistungsfähigsten Android Smartphones auf dem Markt und ist neben dem Lenovo Z5 Pro GT auch eines der ersten erhältlichen Smartphones mit Snapdragon 855 Prozessor. Mit dem neuen Chip macht das Mi 9 verglichen mit dem Vorgänger einen deutlichen Schritt nach vorne. Von rund 270.000 Antutu Punkten geht es nun direkt rauf in den 370.000er Bereich. Im Geekbench Multi Core Test werden nun satte 11.259 Punkte erreicht, womit die CPU Leistung von Qualcomm's Smartphone SoC langsam dem Revier aktueller Notebook Core i5 Prozessoren von Intel nahe kommt. Hinzu kommt eine deutlich verbesserte Anbindung des Arbeitsspeichers. Musste man sich beim Vorgänger noch mit einer Bandbreite von um die 13GB/s zufrieden geben, sind es nun satte 24GB/s. Zusammen mit Xiaomi's Bemühungen, die Software intelligent auf Performance zu trimmen, macht sich die Mehrleistung auch tatsächlich bemerkbar. Ruckler gab es zwar auch beim Mi 8 nicht, doch das Xiaomi Mi 9 macht alles irgendwie noch schneller und egal was man macht, es ändert sich daran auch nichts. Selbst völlig übertriebenes Multitasking, zahlreiche geöffnete (große) Webseiten im Chrome Browser und wildes Wechseln zwischen Games bringen das Gerät nicht mal ansatzweise dazu, kurze Denkpausen einzulegen. Das Xiaomi Mi 9 bietet dermaßen viel Leistung, dass uns nichts einfällt, womit man diese in absehbarer Zeit ausreizen sollte. Bemerkenswert ist dabei auch, dass der Snapdragon 855 trotz der Leistung nicht zum Drosseln neigt. Im Throttle Test blieb die Leistung während fast 9 Minuten Volllast konstant, erst danach erfolgte eine minimale Drosselung die jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Rückseite des Smartphones erwärmte sich dabei spürbar, jedoch weit entfernt von unangenehm. Es scheint, als hätte sich der Wechsel zur 7nm Fertigung bezahlt gemacht. Als Gaming Smartphone geht das Mi 9 übrigens mühelos durch. Selbst die anspruchsvollsten Titel wie PUBG oder Shadowgun Legends lassen sich auf maximalen Grafikeinstellungen völlig flüssig spielen.

Ein wenig Chaos hat Xiaomi leider bei den verschiedenen Varianten vom Xiaomi Mi 9 veranstaltet. Während man die China Version des Mi 9 mit 6GB RAM + 64GB Speicher, 8GB RAM + 128GB Speicher oder in der Explorer Edition sogar mit 12GB RAM + 256GB Speicher kaufen kann, werden internationale Kunden mit der Global Version unnötig eingeschränkt. Hier gibt es nämlich nur 6GB RAM und 64GB oder 128GB Speicher zur Auswahl. Eine 8GB RAM Option fällt zumindest zum Zeitpunkt unseres Tests komplett weg und auch die Explorer Edition ist noch nicht als Global Variante verfügbar. Ob sich daran noch etwas ändern wird, ist zum Zeitpunkt des Tests nicht absehbar.

Weitere Abstriche muss man zudem im Bereich der Sensoren hinnehmen, was allerdings für alle Varianten des Mi 9 gilt. Die Infrarot Face Unlock Technik des Vorgängers wurde ersatzlos gestrichen. Der Grund dafür ist schlicht und einfach, dass der Infrarot "Scheinwerfer" und die zugehörige Kamera zur Erfassung in der kleinen "Waterdrop Notch" keinen Platz mehr haben. Für Face Unlock wird jetzt nur noch die 20MP Frontkamera genutzt. Das funktioniert zwar wunderbar, allerdings nur solange auch genügend Umgebungslicht verfügbar ist. Bei Nacht ist Face Unlock dann anders als beim Mi 8 mit dem Mi 9 nicht mehr nutzbar. Darüber hinaus ist Face Unlock auch völlig unsicher geworden und lässt sich genauso Problemlos mit einem Foto nutzen, wie das auch mit einem echten Gesicht der Fall ist. Ein gewaltiger Rückschritt also, verglichen mit dem Mi 8.

Doch das ist ja kein Problem, denn es gibt ja noch den Fingerabdruck Sensor - oder? Pustekuchen! Denn im Alltag ist man dazu gezwungen Face Unlock zu nutzen. Der Fingerabdruck Sensor ist schlichtweg unbrauchbar. Warum? Weil Xiaomi ihn ins Display verfrachtet hat und hierbei auf die bekanntlich eher schlecht als recht funktionierende optische Lösung setzt, anstatt auf die bessere Ultraschall-Technik zu setzen. Solange keine Sonne scheint oder man sich im Schatten bzw. einem Gebäude befindet, funktioniert der Sensor wunderbar und sogar sehr schnell. Doch sobald die Sonne auf den Bildschirm scheint, kann man das Mi 9 mit dem Fingerabdruck Sensor fast nicht mehr entsperren. Von 10 Versuchen glückt - wenn überhaupt - einer. Dieses Phänomen konnten wir beliebig reproduzieren und haben schließlich wieder zähneknirschend das unsichere Face Unlock aktiviert, da der Fingerabdrucksensor regelmäßig Wutanfälle produziert hat. Nichts ist nerviger, als wenn man kurz etwas auf dem Smartphone nachsehen will und das Teil einfach nicht entsperrt bekommt.

Nachtrag vom 19. März: Mit dem letzten MIUI Update wurde der fehlerhafte Fingerabdruck Sensor behoben. Der Sensor funktioniert nun auch bei Sonneneinstrahlung problemlos. Die Zuverlässigkeit hat sich zudem stark verbessert. Der Sensor steht nach dem derzeitigen Stand den kapazitiven Sensoren bisheriger Xiaomi Smartphones in kaum einem Punkt nach. Die Geschwindigkeit ist zwar minimal geringer, doch dieser Unterschied ist kaum nennenswert.

Immerhin hat Xiaomi trotz des Platzmangels nicht auch noch die Benachrichtigungs-LED gestrichen. Diese hat ihren Platz im oberen rechten Displayrand ein Stück weit neben der Notch gefunden. Die LED kann aber nur in weiß aufleuchten. Als Unterstützung der LED gibt es noch ein optionales Always-On Display. Dieses zeigt auch Icons von Benachrichtigungen an und wechselt gelegentlich die Position auf dem Bildschirm um einem Einbrennen vorzubeugen. Der USB Anschluss kommt in Typ-C Ausführung daher, unterstützt allerdings nach wie vor nur USB 2.0. Somit ist hier weder schnelle Datenübertragung noch eine Videoausgabe an externe Bildschirme möglich. So langsam sollte Xiaomi hier mal nachbessern, da sich USB 3.1 Gen 2 im High-End Segment bei den Konkurrenten immer mehr durchsetzt. Selbst einfaches USB 3 wäre aufgrund der besseren Datenraten schon ein großer Schritt nach vorn.

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Xiaomi Mi 9
Software

​Variante: ​MIUI 10
​Android Version: ​Android 9 Pie
Sicherheitspatch im Test: Februar 2019
Google zertifiziert:​Ja (sowohl China als auch Global ROM)
DRM Technologien:​Widevine Level 1 (Global), Widevine Level 3 (China), ClearKey CDM
Bloatware​:​Ja (größtenteils deinstallierbar)
Root Zugriff:​​Nein
OTA Updates:​​Ja
Schadsoftware:​​Nein

​Auf dem Xiaomi Mi 9 läuft gleich zum Start MIUI 10 mit Android 9 Pie Basis. Der Sicherheitspatch ist aktuell. Eine Global ROM steht natürlich auch schon zur Verfügung, da das Mi 9 schon wenige Tage nach dem Start in China auch in Europa vorgestellt wurde. Die Global ROM kann auch auf chinesische Modelle des Mi 9 installiert werden. Welche Auswirkungen dies auf die Google Zertifizierung und Widevine Unterstützung hat, werden wir noch nachtragen. Aktuell warten wir noch darauf den Bootloader entsperren zu können.

Prinzipiell lässt sich aber auch die chinesische Firmware nutzen. Die Google Play Dienste sind auch hier direkt mit am Start. Google Zertifizierung ist ebenfalls vorhanden. Alles was man noch tun muss, ist den Play Store mit einer APK Datei zu installieren. Verzichten muss man in der China Firmware dagegen auf die deutsche Sprache (English ist vorhanden) und die Widevine Level 1 Unterstützung, welche das Xiaomi Mi 9 Global ab Werk mitbringt. Ob sich Widevine Level 1 durch die Global ROM nachrüsten lässt, wird wie gesagt noch nachgetragen.

Die von uns im Test genutzte China Firmware kommt ohne Schadsoftware daher, verfügt aber über reichlich Bloatware. Davon kann man allerdings fast alles deinstallieren, sodass diese nicht weiter stört.

Xiaomi Mi 9
Empfang & Konnektivität

​Mobilfunk: ​China Version
4x4 MIMO | HPUE | HO RxD
4G FDD: B1/2/3/4/5/7/8/12/17
4G TDD: B34/38/39/40/41
3G WCDMA: B1/2/4/5/8
3G TD-SCDMA: B34/39
3G CDMA EVDO: BC0
2G GSM: B2/3/5/8
2G CDMA 1X: BC0


Global Version
4x4 MIMO | HPUE | HO RxD
4G FDD: B1/2/3/4/5/7/8/12/20/28
4G TDD: B38/39/40
3G WCDMA: B1/2/4/5/8
3G TD-SCDMA: B34/39
3G CDMA EVDO: BC0
2G GSM: B2/B3/B5/B8
2G CDMA 1X: BC0
WLAN:​ ​WLAN 802.11a/b/g/n/ac 2,4 + 5GHz
2x2 MIMO / MU-MIMO
Bluetooth:​​Bluetooth 5.0
NFC:​​Ja
HotKnot:​​Nein
Dual-SIM:​​Dual Nano SIM
Positionsbestimmung:​​GPS L1+L5, A-GPS, Galileo E1+E5a, GLONASS, BDS

​Im Mobilfunk schneidet das Mi 9 leider etwas schlechter ab als der Vorgänger. Das liegt übrigens nicht nur daran, dass das chinesische Modell diesmal kein Band 20 LTE kann und man dafür auf den Kauf der Global Version angewiesen ist, sondern auch an der Empfangsleistung selbst. Hier am Standort ist der Netzausbau bergbedingt relativ schlecht und gerade im Büro ist die Nutzung einer 3G Verbindung deshalb ein guter Benchmark für die Empfangsleistung eines Smartphones. Und genau hier schneidet das Mi 9 spürbar schlechter ab als das Mi 8. Während beim Mi 8 im gesamten Büro eine stabile 3G Verbindung mit 3 Signalalken vorhanden war, gibt es mit dem Mi 9 beim Surfen immer wieder Aussetzer. Angezeigt werden zwar auch hier 3 Balken, doch beim Laden von Webseiten oder Streamen eines Videos kommt es immer wieder zu Aussetzern. Gelegentlich kommt es auch zu einem Fallback auf Edge. Insgesamt ist die Empfangsleistung also etwas schlechter als beim Mi 8, was uns insbesondere deshalb überrascht hat, weil Xiaomi mit verbesserten "smarten" Antennen wirbt. Bemerkt haben wir im Testzeitraum davon nichts. Und um das nochmal klar zu stellen: Nein, der Empfang ist nicht schlecht! Nur eben nicht auf dem Niveau des Vorgängers. Die meisten Smartphones tun sich hier schwer mit der Indoor Datenverbindung. Ein iPhone 7 Plus bekommt im Büro teilweise überhaupt keine Datenverbindung zustande.

​Exzellent ist dagegen die WLAN Performance. Hier unterstützt das Xiaomi Mi 9 die Standards a/b/g/n/ac mit 2,4 und 5Ghz sowie 2x2 MIMO / MU-MIMO. Daraus ergibt sich ein hoher Nettodurchsatz von über 500Mbit/s und auch ein Stockwerk unter dem Router blieb die 5GHz Verbindung bestehen, wobei immerhin noch 190Mbit/s erreicht wurden. Das schaffen bei weitem nicht alle Smartphones, womit das Mi 9 einen Platz in den oberen Rängen erhält. Nicht viel anders sieht es beim Bluetooth 5.0 aus. Im Test mit einem Kopfhörer wurden auch ein Stockwerk über und unter dem Smartphone noch ein paar Räume unterbrechungsfrei abgedeckt. Hinzu kommt dann noch NFC Unterstützung, womit das Mi 9 auch für moderne Bezahlmethoden wie Android Pay gut gerüstet ist.

Für die Lokalisierung bietet das Xiaomi Mi 9 Dual Band GPS sowie Dual Band Galileo. Hinzu kommen dann noch GLONASS und BDS. Im Test kam der erste Fix blitzschnell und mit sehr guter Signalstärke zustande. Schlechtes Wetter, die Hosentasche oder die Glasscheibe im Auto beeinflussen den Empfang kaum. Navigation und GPS Tracking funktionieren wie zu erwarten war einwandfrei und sehr genau. Im Mittel bindet das Smartphone 26 Satelliten zur Positionierung ein.

Xiaomi Mi 9
Sprachqualität & Audio

​Lautsprecher: ​Mono (unterer Rahmen)
Noise Cancelling Mikrofon:​ ​Ja
Dedizierter Audio DAC:​​Nein
Dedizierter Verstärker:​Smart PA

​Das Xiaomi Mi 9 verspricht einen deutlich verbesserten Medienlautsprecher an Bord zu haben. In der Tat verspricht Xiaomi hier nicht zu viel. Es ist beeindruckend, wie viel Bass man aus so einem kleinen Smartphone quetschen kann. Auch die Lautstärke ist beachtlich, genauso wie die Stabilität der Qualität beim Erhöhen der Lautstärke. Mit dem Mi 9 hat man auch ohne Kopfhörer oder Bluetooth Lautsprecher Spaß beim Musikhören und Filme schauen. Was uns allerdings fehlt, sind Stereo Lautsprecher. Beim Mi 6 waren diese noch vorhanden, beim Mi 8 wurden sie dann abgeschafft und kommen leider auch mit dem Mi 9 nicht wieder zurück. Mit zwei Lautsprechern hätte man den Klang sicherlich noch weiter aufwerten können. Verzichten muss man wie gehabt auf einen 3,5mm Anschluss. Xiaomi nutzt stattdessen einen Adapter von Typ-C auf 3,5mm, welcher natürlich auch mitgeliefert wird. Wer keinen Adapter nutzen will, kauft sich native Typ-C Kopfhörer oder wechselt auf Drahtlos. Diese bietet Xiaomi seit längerer Zeit ebenfalls an. Nicht das geringste auszusetzen gibt es beim Telefonieren. Das Mikrofon liefert eine sehr gute Sprachqualität und auch die Ohrmuschel liefert einen klaren Sound mit bei Bedarf sehr hoher Lautstärke. Beachtlich ist dabei auch die Geräuschunterdrückung. Beim Telefonietest mit relativ lauter Musik im Hintergrund konnte der Gesprächspartner die Musik nur stark gedämpft wahrnehmen. Auch im Freisprech-Modus war eine ungestörte Kommunikation möglich, obwohl das Smartphone in der Nähe des Lautsprechers lag.

Xiaomi Mi 9
Kamera

​Hauptkamera: ​Hauptsensor: 48MP Sony IMX586 f/1.75 (Pixel Binning auf 12MP)
2. Sensor: 12MP f/2.2 2-fach optischer Zoom
3. Sensor: 16MP f/2.2 Ultra-Weitwinkel (117°)
Video: 4k @30fps, 4k @60fps, FHD @30fps, FHD @60fps, HD @30fps
​Frontkamera: ​20MP f/2.0
Video: FHD @30fps, HD @30fps
​Blitz:​Dual LED (einfarbig)
​Fokus:​PDAF + CDAF + Laser Fokus
​Slow Motion:​960fps (burst) @ 720p / 1080p

​Das Xiaomi Mi 9 ist das erste Xiaomi Smartphone mit einer Triple Kamera. Die Hauptkamera besteht also aus drei einzelnen Sensoren, welche alle eine spezifische Aufgabe erfüllen. Die Hauptkamera basiert auf dem Sony IMX586 Sensor mit großer f/1.75 Blende. Hierbei handelt es sich um einen 48MP Sensor. Standardmäßig wird die Auflösung durch Pixel Binning auf 12MP reduziert, was den Sensor lichtempfindlicher macht und so bei schlechten Lichtverhältnissen mehr Details aus den Aufnahmen holen soll. Dem Hauptsensor zur Seite steht eine 12MP Kamera mit Tele Objektiv (2-fach Zoom) und f/2.2 Blende. Der dritte Sensor bietet eine Auflösung von 16MP, ebenfalls mit f/2.2 Blende. Hier kommt ein 117° Weitwinkel Objektiv zum Einsatz, mit dem man deutlich mehr aufs Bild bringt. Gerade für Landschaftsaufnahmen ist das sehr interessant. Für die Selfie Fans bietet das Mi 9 dann noch eine 20MP Frontkamera mit f/2.0 Blende in der Waterdrop Notch des Displays.

Normaler Modus

​Das Mi 9 erzeugt im normalen Modus schöne Aufnahmen bei Tag. Farblich wirken die Bilder lebendig aber trotzdem natürlich. Der Dynamikumfang ist in den meisten Fällen sehr gut und wenn es mal nicht hinhaut, leistet der HDR Modus gute Dienste. Auto HDR wird unterstützt, sodass man sich um das Aktivieren von HDR nicht zwingend selbst kümmern muss. Auf Wunsch kümmert sich eine KI noch um die farbliche Anpassung der Bilder. Leichte Schwächen zeigen sich bei sehr feinen Details die weiter entfernt sind - z.B. feine Verästelungen an weiter entfernten Bäumen.

48MP Modus

​Bessere Resultate liefert hier der 48MP Modus, welcher vor allem auf größere Entfernung deutlich mehr Details einfängt. Fairerweise muss man aber sagen, dass die Unterschiede im Normalfall nicht auffallen. Die Stärken können 48MP Aufnahmen erst dann voll ausspielen, wenn man in die Bilder einzoomt, sie auf einem großen und hochauflösenden Monitor betrachtet oder ein Poste drucken möchte.

Weitwinkel Modus

​Der Weitwinkel Modus vom Xiaomi Mi 9 hat uns im Alltag immer wieder begeistert und leistet vor allem bei Landschaftsaufnahmen oder Gruppenfotos sehr gute Dienste. Man bekommt so richtig viel ins Bild und auch hier kann die Qualität überzeugen, wenngleich die Bilder etwas matschiger wirken als beim Hauptsensor. Die Auslöse- und Fokuszeit ist übrigens bei allen drei Kameras fast völlig verzögerungsfrei.

Optischer Zoom

​Zu Beginn waren wir etwas skeptisch was den optischen 2-fach Zoom vom Xiaomi Mi 9 betrifft. Keine der Kameras verfügt über einen optischen Bildstabilisator. Durch die kurze Auslösezeit haben Wackler allerdings keine Chance und man erhält auch ohne Stabilisator astreine, scharfe Aufnahmen. Ein Highlight der Zoom-Linse ist übrigens die Fähigkeit, auch bei einem Abstand von wenigen Zentimetern noch fokussieren zu können. So sind eindrucksvolle Makro Aufnahmen möglich.

Bokeh Modus

​Der Bokeh Modus hat sich im Vergleich mit vorigen High-End Smartphones von Xiaomi verbessert. Zwar wird auch hier wieder extrem eingezoomt, doch die Bilder verwackeln nicht mehr so leicht. Die Zuverlässigkeit bei komplexen Motiven und bei wenig Licht hat sich stark verbessert. Nichts desto trotz hinkt der Bokeh Modus im Mi 9 nach wie vor den günstigeren Modellen von Xiaomi hinterher. Es gibt mehr Aussetzer, die Fotos wirken nicht so scharf und der Effekt wirkt oftmals alles andere als realistisch oder optisch ansprechend. Studio Light steht übrigens auch beim Mi 9 zur Verfügung und kann sowohl mit der Haupt- als auch der Frontkamera genutzt werden.

Low-Light & Blitz

​Bei Nacht überrascht das Xiaomi Mi 9 mit einer sehr lichtempfindlichen Kamera, welche auch aus dunklen Szenerien recht helle Fotos zaubern kann. Man sollte sich allerdings auf den Hauptsensor beschränken, die anderen beiden Kameras haben bei Nacht eine deutlich schlechtere Qualität und fangen weniger Licht ein.

​Bei Nachtaufnahmen solltet ihr übrigens in den 48MP Modus schalten. Dieser liefert schärfere und hellere Aufnahmen. Das ist durchaus überraschend, denn im normalen Modus setzt Xiaomi auf Pixel Binning, was den Sensor lichtempfindlicher machen sollte. In der Praxis scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Zumindest gilt das mit der aktuellen Software.

​Low-Light Vergleich der drei Kameras

Aufnahmen mit Blitz gelingen dem Xiaomi Mi 9 sehr gut. Lobenswert ist dabei vor allem, dass die Kamera dabei nicht empfindlich gegenüber Wacklern wird. Das Foto der Blüten unten wurde bei Wind geschossen. Das Motiv hat sich also bewegt.

Nacht Modus (Night-Mode)

​Der Nachtmodus ist seit dem Mi Mix 3 bei Xiaomi Smartphones am Start und findet sich natürlich auch im Mi 9 wieder. Der Modus ist eine Kopie vom Nachtmodus aus dem Huawei P20 Pro, welcher Langzeitbelichtung (5 Sekunden) ohne Stativ nutzbar macht. In der Vergangenheit konnte uns der Modus allerdings bei keinem Xiaomi Smartphone überzeugen. Mit Langzeitbelichtung hat das, was dabei herauskommt, nichts zu tun. Die Bilder sehen matschig und grisselig zugleich aus und wirken künstlich aufgehellt. Leider hat Xiaomi beim Mi 9 am Night Mode absolut nichts verbessert, obwohl man mit dem großen 48MP Sensor die Chance dazu gehabt hätte. Die Ergebnisse sind in unseren Augen für den Genuss auf großen Bildschirmen nach wie vor ungeeignet und sehen nur am Handy gut aus. Der normale Modus liefert in den allermeisten Fällen die besseren Ergebnisse. An das Huawei P20 Pro kommt der Modus nicht einmal ansatzweise heran.

Direktvergleich

Langzeitbelichtung (manuell)

​Mehr Spaß macht echte Langzeitbelichtung mit Stativ, wobei man hier selten über 8 Sekunden Belichtungszeit hinausgehen muss. Der lichtstarke Hauptsensor sorgt hier für erstklassige Ergebnisse mit vergleichsweise kurzen Belichtungszeiten. Auch hier liefert der 48MP Modus wieder die besseren Fotos. Die letzten beiden Bilder wurden mit einer Belichtungszeit von 16 Sekunden aufgenommen. Die Lichtquelle war der Mond und eine einzelne Straßenlaterne.

Selfies

​Die Frontkamera liefert gestochen scharfe Aufnahmen mit hohem Detailreichtum. Face Beautify sollte man dafür allerdings ausschalten. Überraschend ist, wie lichtstark die Kamera mit ihrer f/2.0 Blende ist. Auch bei Dämmerlicht gelingen noch anständige Selfies. Ein Bokeh Modus steht ebenfalls zur Verfügung. Dieser arbeitet ohne zweite Kamera und wird durch KI erzeugt. Das ganze funktioniert ziemlich gut - sogar bei wenig Licht. Studio Light kann hier ebenfalls genutzt werden.

Videos

​Videos zeichnet das Xiaomi Mi 9 mit der Hauptkamera mit bis zu 4k Auflösung und 60fps auf. Dieser Modus ist mit dem Hauptsensor und mit dem Weitwinkel-Sensor nutzbar. Der 2-fach optische Zoom steht für Videos nicht zur Verfügung. Das ist allerdings kein Problem, da die Qualitätseinbußen durch den digitalen Zoom dank der hohen Auflösung des Sensors nicht ins Gewicht fallen. Die Videoqualität überzeugt im großen und ganzen. Gestört hat uns allerdings der Rotstich, welchen die meisten Xiaomi Smartphones zeigen. Die Audioqualität ist für Xiaomi Verhältnisse recht gut. Auf Bildstabilisierung muss man im 4k60 Modus verzichten.

Slow Motion Aufnahmen sind mit bis zu 960fps und 1080p Auflösung möglich. Wie auch schon bei früheren Xiaomi Smartphones mit 960fps Slow-Motion, handelt es sich um einen Burst Modus. Das bedeutet, dass die 960fps nur für einen kurzen Zeitraum erreicht werden. Das erschwert das Timing bei Slow Motion Aufnahmen und erlaubt lediglich kurze Clips. Sehen lassen können sich die Ergebnisse trotzdem.

Die Frontkamera kann mit maximal Full HD und 30fps aufzeichnen. Warum Xiaomi die Kamera derart limitiert ist unverständlich - immerhin wird hier ein 20MP Sensor genutzt. Nichts desto trotz sehen die Videos gut aus, die Farben wirken allerdings etwas ausgewaschen. Auch hier fehlt eine ordentliche Bildstabilisierung.

Xiaomi Mi 9
Akku

​Kapazität (Angabe): ​3.300mAh (typ) / 3.200mAh (min)
​Kapazität (Gemessen): ​3.150mAh
​Wechselbar:​Nein
Fast Charging:​​Qualcomm Quick Charge 4 (27W, USB-PD kompatibel)
Xiaomi Wireless Charging (20W, Qi kompatibel)

​Im Xiaomi Mi 9 wird ein Akku mit mindestens 3.200mAh und typischen 3.300mAh verbaut. Damit ist der Akku im Vergleich mit dem Vorgänger um bis zu 200mAh geschrumpft. Die Mehrleistung des Snapdragon 855 führt in Folge dessen dazu, dass sich die Akkulaufzeit verschlechtert hat. Dies kann offensichtlich auch die 7nm Fertigung nicht ausgleichen. AccuBattery prognostiziert nach einer Woche Alltagsnutzung eine potentielle Dauerbetriebszeit (also Screen-On) von 7:37 Stunden, wobei diese Prognose bei starker GPS oder Kameranutzung auch mal auf unter 7 Stunden sinken kann. Durch den Tag kamen wir stets ohne Probleme. Anderthalb Tage sind oftmals auch möglich. Volle zwei Tage Laufzeit erreicht man aber nur bei stark zurückhaltender Nutzung und völligen Verzicht auf stromfressende Funktionen. Wer gerne spielt sollte außerdem eine Power Bank bereit halten. Mit anspruchsvollen Games, Mobilfunkverbindung und voller Displayhelligkeit, kann man den gesamten Akku binnen 4 Stunden komplett entleeren.

Beim Aufladen müsst ihr dank Quick Charge 4 nicht viel Geduld aufbringen. Von 20% auf 100% war der Akku unseres Testgerätes in genau 60 Minuten geladen. Der Anteil von 20% auf 80% wurde in unter 30 Minuten gefüllt. Doch Achtung: Global Käufer werden benachteiligt! Der QC4 Fast-Charger (27W) liegt nur dem chinesischen Mi 9 bei. Wer die Global Version kauft, bekommt lediglich einen QC3 Fast-Charger mitgeliefert. Wer allerdings bereits einen USB-PD Charger sein Eigen nennt, muss nicht unbedingt einen QC4 Charger kaufen. Die beiden Ladetechnologien sind zueinander kompatibel.

Neben kabelgebundenem Fast-Charging bietet das Xiaomi Mi 9 auch Wireless Charging. Hier setzt Xiaomi allerdings auf eine proprietäre Technologie, welche mit bis zu 20 Watt lädt und damit schneller als Quick Charge 3.0 ist. Dennoch ist die Technik auch mit Qi Wireless Charging kompatibel. Wir haben Wireless Charging mit einem 5W und einem 10W Ladepad erfolgreich getestet. Letzteres konnte den Akku binnen zwei Stunden füllen. Das 20W Wireless Charging konnten wir leider nicht testen, da uns das Ladepad nicht zur Verfügung gestellt wurde. Schade eigentlich, dass Xiaomi das Pad nicht kostenlos mitliefert. Beim Mix 3 wurde ja auch ein Qi Pad mitgeliefert.

Xiaomi Mi 9
Fazit

​Mit dem Xiaomi Mi 9 ist es dem Hersteller einmal mehr gelungen zu zeigen, dass gut ausgestattete High-End Smartphones nicht teuer sein müssen. Dafür, dass das Xiaomi Mi 9 in China schon für unter 450€ erhältlich ist, bekommt man hier einiges geboten und kann das Smartphone durchaus als stimmiges Gesamtpaket bezeichnet. Die überzeugendsten Punkte sind dabei die brachiale Rechenleistung und die interessante Triple-Kamera, welche in der Praxis viel Spaß macht. Getrübt wird das Gesamtbild allerdings durch den Wechsel zu einem Fingerabdruck Sensor im Display, welcher sich bei Sonnenschein als Praxisuntauglich erwiesen hat, aber auch durch den Mobilfunkempfang, welcher zwar gut ist, den Versprechungen eines verbesserten Antennendesigns jedoch nicht gerecht wird. Das unsichere Face Unlock wird hoffentlich noch mit einem Software Update verbessert, was dann auch die Problematik mit dem Fingersensor abmildern würde. Dennoch bekommt das Xiaomi Mi 9 eine klare Kaufempfehlung. Man kann nicht leugnen, dass es für den Preis des Smartphones kaum eine Alternative mit einer derart guten Ausstattung gibt. In Deutschland ist das Mi 9 mittlerweile ebenfalls erhältlich. Hier geht es ab 450€ los.

Pro Contra
​+ Wunderschönes Design ​- Global Version ohne Quick Charge 4 Netzteil
+​​ Top Verarbeitung-​​ China Version ohne Band 20 LTE
+​​ Schlanke Displayränder mit kompakter Notch-​​ Global Version ohne 8+128GB Option und ohne Explorer Edition
+​​ Tolles AMOLED Display mit HDR und 600 Nits-​​ In-Screen Fingerprint unter Sonnenlicht unbrauchbar (behoben)
+​​ Zuverlässiger Touch Screen mit Gorilla Glas 6 und Anti-Fett Beschichtung- Unsicheres Face Unlock
+​​ Brachiale Rechenleistung, ideal für anspruchsvolle Nutzer und mobile Gamer- Wieder keine Stereo Lautsprecher
+​​ Üppige RAM und Speicherausstattung mit hoher Geschwindigkeit- Mobilfunk Empfang gut aber nur durchschnittlich, spezielle Antennen haben (noch?) keine Auswirkung
​+ Benachrichtigungs LED und optional "Always-On Display" alias "Ambient Screen"- Notch Integration, Platz wird (noch?) nicht genutzt
​+ Top WLAN Leistung, Bluetooth 5.0, NFC und Dual Band GPS sowie Galileo- Nicht sehr verwindungsfest, Gesäßtaschen unbedingt meiden!
​+ Gute, anpassbare Software mit regelmäßigen Updates über mehrere Jahre hinweg​- Nach wie vor kein USB 3
​+ Sehr guter Medien Lautsprecher​- Kamera ohne OIS & Night Mode nach wie vor nicht wirklich brauchbar
​+ Top Sprachqualität & Noise Cancelling
​+ Ausreichende Akkulaufzeit
​+ Pfeilschnelles Aufladen mit Quick Charge 4 (vor allem beim kurzen Nachladen von Vorteil)
​+ Wireless Charging mit bis zu 20 Watt (proprietär) und kompatibel zu allen Qi Ladepads
​+ Tolle Triple-Kamera mit deutlichem Mehrwert
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