Das ARMv8 Instruktions-Set war lange Zeit die Basis für ARM Prozessoren in vielen Geräten und natürlich unseren Smartphones. Anfang des Jahres hat ARM den Nachfolger namens ARMv9 präsentiert. Mit dem Update sollen ARM Prozessoren noch vielseitiger einsetzbar werden, wovon auf lange Sicht auch der Einsatz im Desktop Bereich profitieren soll. Nun hat ARM auch neue CPU Kerne auf Basis des ARMv9 Instruktions-Sets vorgestellt, welche voraussichtlich ab 2022 in den Produkten von Qualcomm, Mediatek und Co. zum Einsatz kommen werden. Auch neue GPU Kerne wurden präsentiert.
Der neue Cortex X2 CPU Kern stellt die leistungsfähigste Ausbaustufe der neuen ARM Kerne dar und wird nicht nur in Smartphone SoCs zum Einsatz kommen, sondern auch in ARM Prozessoren für den Einsatz in Desktop Rechnern und Laptops zu finden sein. Künftig können bis zu 8 Cortex X2 Kerne miteinander kombiniert werden, um extrem leistungsfähige SoCs zu fertigen. Natürlich wird man solch eine Anzahl an Kernen eher weniger in Smartphones vorfinden, wo es wie gehabt bei maximal einem dieser Kerne bleiben wird. Grund dafür ist der Energieverbrauch sowie die damit einhergehende Abwärme. Für den Einsatz in PCs sind die Cortex X2 Kerne auf jeden Fall sehr attraktiv, da sie gegenüber dem Vorgänger (Cortex X1) bei Fertigung im gleichen Node einen Performance-Zuwachs von satten 16 % versprechen. Damit soll ein Cortex X2 eine 40 % höhere Single Core Performance erreichen als ein Intel Core i5-1135G7 mit 15W TDP.
Auch für den Cortex A78 gibt es einen Nachfolger. Hier hat ARM sich für eine Änderung des Namensschemas entschieden und nennt den Nachfolger Cortex A710. In Oberklasse Smartphone Chips werden die Cortex A710 Kerne den Performance-Teil bilden, wobei je nach SoC noch ein Cortex X2 für kurze Leistungsspitzen dazu kommt. Eine ähnliche Struktur kam ja bereits beim Snapdragon 888 zum Einsatz, wo die Cortex A78 Kerne mit einem einzelnen Cortex X1 Kern kombiniert wurden.
Für die neuen Cortex A710 Kerne verspricht ARM gegenüber den Cortex A78 Kernen einen Leistungszuwachs von 10 % bei Fertigung im selben Node sowie identischer Taktfrequenz. Das ist nicht sonderlich viel, allerdings will man gleichzeitig die Effizienz um 30 % verbessert haben, was das Ganze dann schon in einem etwas anderen Licht dastehen lässt. Darüber hinaus soll sich die Performance im Bereich des maschinellen Lernens nochmal verdoppelt haben.
Interessant ist, dass ARM endlich mal wieder neue Effizienz Kerne liefert. Die bis heute für diesen Einsatzzweck viel genutzten Cortex A55 Kerne sind ja schon etwas in die Jahre gekommen (vorgestellt wurden sie 2017). Insofern ist ein Nachfolger mehr als überfällig und genau diesen wird es mit dem Cortex A510 geben.
Neben der Anpassung des Namensschemas gibt es auch hier Verbesserungen in Sachen Effizienz und Leistung. So sollen die Cortex A510 Kerne verglichen mit Cortex A55 Kernen ein Leistungsplus von 35 % mitbringen. Gleichzeitig will ARM die Energieeffizienz um 20 % verbessert haben. Am beeindruckendsten fällt aber die Leistungssteigerung im Bereich des maschinellen Lernens aus. Hier verspricht ARM die dreifache Performance. Das bedeutet, dass derlei Aufgaben künftig deutlich weniger Energie verbrauchen könnten.
Bei neuen ARM CPU Kernen sind meistens auch neue GPU Kerne nicht weit, wobei auch dieser "Launch" keine Ausnahme ist. Die neuen Mali GPUs passen sich an das neue Namensschema der CPU Kerne an und hören auf die Bezeichnungen Mali G710, G610, G510 und G310.
Die Mali G710 GPU Kerne stellen die leistungsfähigsten Vertreter ihrer Art dar und werden entsprechend die Basis für leistungsfähige ARM SoCs bilden, welche in Smartphones oder gar Notebooks zum Einsatz kommen. ARM Verspricht gegenüber den vorangegangenen Mali G78 GPUs einen Performance-Zuwachs von 20 %, eine Effizienzsteigerung von 20 % und eine um 35 % gesteigerte Performance bei maschinellem Lernen. Die Mali G610 basiert auf der Architektur der Mali G710, wird allerdings etwas weniger Leistung bieten und entsprechend in günstigeren aber immer noch sehr leistungsfähigen Produkten zu finden sein.
Ansonsten gibt es mit den Mali G510 und Mali G310 noch neue GPU Designs für den Mittelklasse- und Low-End-Bereich. Konkret verspricht die Mali G510 eine Verdoppelung der Performance gepaart mit 22 % besserer Effizienz. Über die Mali G310 können sich vor allem Freunde von günstigen Smartphones freuen, da sie das Leistungsgefüge im Grafikbereich deutlich aufmischen soll. Konkret soll hier gegenüber Vorgänger-Angeboten eine um bis zu 6-fach bessere Texturing Performance und 4,5-fach bessere Vulkan Leistung erzielt werden. Die Android UI Performance soll sich ebenfalls erheblich steigern. Man darf also gespannt sein, wie die Mali G310 dann in fertigen Produkten performt.
Einst angetrieben von Apple, ist die Ära von 32-Bit Software auf Smartphones schon längst ein Auslaufmodell. Nachdem Apple ziemlich überraschend auf selbst entwickelte 64-Bit ARM Designs umgestiegen war, hat es nicht lange gedauert, bis auch in der Android-Welt die Umstellung begann. Reine 32-Bit ARM SoCs für Smartphones gibt es nun schon seit vielen Jahren nicht mehr und auch was die Software betrifft, gibt es kaum noch 32-Bit Vertreter.
Damit ist es also an der Zeit, 32-Bit langsam zum alten Eisen zu legen und auch die Unterstützung in den Prozessor Designs zu entfernen (diese ist aktuell nach wie vor vorhanden). Genau das will ARM auch tun und gibt an, die Unterstützung für 32-Bit bis zum Jahr 2023 einzustellen. Dafür arbeitet man bereits jetzt mit seinen Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass das gesamte Softwareökosystem dafür bereit ist. Dies soll bereits zum Ende dieses Jahres der Fall sein, sodass in der Theorie mehr als genügend Puffer vorhanden ist, um den finalen Schritt zu gehen.
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