Streit eskaliert: ARM entzieht Qualcomm Architektur-Lizenz

ARM

Kurz nach dem Start des Snapdragon 8 Elite gibt es schlechte Neuigkeiten für Qualcomm. Das zum japanischen Softbank Konzern gehörende Unternehmen ARM hat Qualcomm nun die Architektur-Lizenz für den gleichnamigen CPU-Befehlssatz und anscheinend auch die Nutzungsrechte für die ARM-eigenen Cortex-Designs entzogen. Prinzipiell ist es Qualcomm damit nicht mehr gestattet, ARM Chips auf Basis der eigenen Oryon-Kerne und der ARM Cortex-Kerne auf Basis des ARM Befehlssatzes zu entwickeln und zu vertreiben. Für den Stopp des Verkaufs wurde eine Frist von 60 Tagen angesetzt.

Hintergrund der Aktion ist ein bereits seit 2022 andauernder Rechtsstreit zwischen ARM und Qualcomm. Qualcomm hatte damals den Chip-Designer Nuvia übernommen, welcher von ehemaligen Apple Mitarbeitern gegründet wurde. Ziel von Nuvia war es, leistungsstärkere und dennoch effiziente ARM CPU Designs umzusetzen, welche mit den ARM basierten CPU Kernen von Apple mithalten oder diese gar übertreffen können. Den in Apple's Macs zum Einsatz kommenden Chips der M-Serie, wollte man damit etwas entgegensetzen.

Qualcomm hatte Nuvia mit dem Ziel übernommen, ebenfalls ins Geschäft für ARM-basierte PC-Chips einzusteigen, was ja mittlerweile mit der Snapdragon X-Serie auch geschehen ist. Die Nuvia Designs bilden dabei die Basis der neuen Oryon-Kerne, welche ja auch mit dem Snapdragon 8 Elite erstmals in einem Smartphone-Chip zum Einsatz kommen.

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Der Rechtsstreit wurde damals bei der Übernahme von Nuvia durch Qualcomm von ARM begonnen, da ARM die Ansicht vertritt, dass Nuvia und dessen Architektur-Lizenz nicht ohne Genehmigung an Qualcomm hätten übergehen dürfen. Zunächst begonnene Neuverhandlungen sind dann gescheitert, wonach ARM die Lizenz von Nuvia Anfang 2023 für ungültig erklärt hatte.

Nachdem es bis heute keine Einigung in diesem Rechtsstreit gegeben hat, zieht ARM nun quasi die Notbremse und hat Qualcomm die kompletten Rechte zur Nutzung der ARM Architektur entzogen, was anscheinend auch die Nutzung der ARM-eigenen Cortex-Designs umfasst. Somit müsste Qualcomm bis zum Ablauf der Deadline im Dezember den Verkauf von quasi allen aktuellen Snapdragon-Chips einstellen. Für die gesamte Smartphone-Branche wäre das ein herber Schlag - vor allem jetzt, wo zahlreiche große Hersteller ihre neuen Flaggschiffe auf Basis von Qualcomm Chips in den Startlöchern stehen haben.

Bei Qualcomm selbst sieht man die Situation hingegen allem Anschein nach gelassen. In einem Statement, welches das Unternehmen gegenüber Bloomberg abgegeben hat, nennt man das Vorgehen von ARM eine "unbegründete Drohung" und beschwert sich sinngemäß, dass ARM immer mit derselben "alten Leier" komme. ARM wolle nach Ansicht von Qualcomm nur höhere Lizenzgebühren erzwingen. Der nächsten Verhandlung vor Gericht, welche kurz vor Ende der Deadline im Dezember angesetzt ist, scheint Qualcomm also gelassen entgegenzusehen. Für die Branche bleibt es dennoch spannend und es ist fraglich, ob andere Unternehmen diese Gelassenheit teilen.

Quellen
Bloomberg

 

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Mittwoch, 23. Oktober 2024

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