Vor kurzem hat die Xiaomi-Marke Pocophone MIUI 10.2 für das Poco F1 veröffentlicht. Mit diesem Update gab es vor allem neue Funktionen für die Kamera. Neben allgemeinen Verbesserungen wurde die bereits von anderen Xiaomi Smartphones bekannte Super Slow Motion Funktion nachgerüstet. Außerdem hat es der bereits vom Mix 3 bekannte Night Mode auf das Pocophone F1 geschafft. Wir haben das Update zum Anlass genommen, das Poco F1 noch einmal als Daily Driver zu nutzen. Dabei haben wir insbesondere die Kamera Leistung unter die Lupe genommen. An dieser Stelle wollen wir euch nun die Ergebnisse präsentieren.
Wenngleich die Kamera im Pocophone F1 schon im Test überzeugen konnte, war sie doch nicht ganz perfekt. Echtes Flaggschiff Feeling kam aufgrund der oftmals mangelhaften Bildschärfe nicht auf. Das Smartphone tendierte dazu, feine Details in Bildern wie z.B. Blätter und Äste von Bäumen oder Gras zu matschig darzustellen. Vor allem bei Gegenlicht oder im Schatten (Dämmerlicht) war dies gehäuft zu beobachten. Der Effekt fällt zwar nur beim Betrachten auf einem großen Bildschirm auf, nichts desto trotz ist der Fehler jedoch recht ärgerlich. Zur Erinnerung hier ein paar Beispielaufnahmen, in denen der Effekt gut zu erkennen ist.
Wie sieht es also nach dem Update aus? Das Pocophone F1 ist unter idealen Bedingungen in der Lage, gestochen scharfe Fotos zu erzeugen. Doch immer wieder sind unscharf bzw. matschig wirkende Ausreißer dabei und immer noch führt gerade Gegenlicht und Dämmerlicht (Schatten, tief stehende Sonne) gehäuft zu deren Vorkommen. Dennoch kann man nicht leugnen, dass die Intensität der Unschärfe deutlich gesunken ist. Unterm Strich sind mittlerweile also bessere Ergebnisse möglich.
In unserem Pocophone F1 Test konnte das Smartphone mit einem besseren Bokeh bzw. Portrait Modus als manche High-End Smartphones von Xiaomi aufwarten. Beim Mi 8 oder Mix 3 zeigt sich der Modus beispielsweise sehr zickig und hat enorme Schwierigkeiten mit komplexeren Umrissen. Zwar galt das auch für das Poco F1, doch unterm Strich arbeitet der Modus deutlich zuverlässiger, wenngleich auch hier gelegentliche Aussetzer nicht ganz ausbleiben. Kritik gab es allerdings an der Optik. Der Effekt wirkt nicht unbedingt realistisch und sieht meistens wie ein einfacher Weichzeichner aus.
Eine wirkliche Besserung konnten wir im Bokeh Modus leider nicht feststellen. Die Optik des Effektes hat sich nicht verändert und es gibt nach wie vor in komplexen Situationen Aussetzer. Zudem tut sich das Smartphone nach wie vor bei der Kantenerkennung schwer. Oftmals wird hier kein scharfer Übergang, sondern eher ein verschwommener Rand erzeugt. Immerhin gibt es mittlerweile Nachbearbeitungs-Optionen, mit welchen man Lichtkreise hinzufügen und diese in ihrer Form verändern kann. Außerdem hat es mittlerweile der Studio Light Effekt in die Software geschafft, mit dem man den Hintergrund in Bokeh Aufnahmen von Personen austauschen kann. Dies funktioniert allerdings nur mit der Haupt- und nicht der Frontkamera.
Um euch mal Beispiele dafür zu geben, wie der Effekt aussehen könnte, seht ihr nachfolgend noch ein paar Beispiele von einem Ulefone(!) Armor 6. Auch wenn hier die Kantenerkennung nicht ganz perfekt ist, so fällt sie doch schärfer aus und das Smartphone verhält sich bei komplexen Motiven deutlich zuverlässiger. Der Effekt an sich wirkt optisch ansprechender.
Nachtaufnahmen ohne Langzeitbelichtung sind von Beginn an keine Stärke des Pocophone F1. Es zeigt sich zumeist ein recht starkes Bildrauschen und ein deutlicher Mangel an Details. Der Sensor ist nicht in der Lage, genügend Licht aus der Szenerie zu holen. Auffallend ist auch ein Schleier, welcher sich gelegentlich über das Bild legt und von einstreuendem Licht von hellen Lichtquellen stammt.
Wenn wir uns nun die Ergebnisse der neuen Software ansehen, sieht man nicht wirklich eine Verbesserung. Das Bildrauschen wurde zwar in manchen Situationen etwas reduziert, was allerdings rein durch Rauschunterdrückung geschieht. Als Resultat wirken die Bilder noch matschiger.
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Dem entgegen wirkt allerdings der neue Nachtmodus, welchen es schon seit längerer Zeit bei anderen Xiaomi Smartphones der gehobenen Klassen gibt. Hierbei wird eine art Freihand-Langzeitbelichtung durchgeführt. 5 Sekunden lang wird ein Foto aufgenommen und dabei versucht, möglichst viel Licht aus der Szenerie zu holen. Vorausgesetzt man hält die Hände möglichst still, funktioniert das überraschend gut. Dennoch solltet ihr keine Wunder erwarten, denn man erkennt nach wie vor deutlich, dass sich die Kamera mit wenig Licht sehr schwer tut. Nicht immer sehen die Ergebnisse des Nachtmodus gut aus. Hin und wieder werden auch einfach nur die negativen Aspekte des Bildes deutlicher Hervorgehoben. Dennoch ist der Nachtmodus sehr nützlich, denn je nach Situation erlaubt er durchaus brauchbare Aufnahmen, erhöht den Dynamikumfang und stellt somit einen Mehrwert dar.
Die Frontkamera hat sich bei Tageslicht im ersten Test sehr gut geschlagen. Scharfe Fotos ohne Makel und ein zuverlässiger Bokeh Effekt dank Dual Frontkamera. Sogar bei wenig Licht schlug sich die Kamera noch überraschend gut. Die Qualität wurde zwar merklich reduziert, doch die Fotos sahen immer noch recht hell aus.
Da die Leistung schon sehr gut war, erwarten wir an dieser Stelle keine Verbesserungen - aber eben auch keine Verschlechterung. Und genau das wird erfüllt. Die Kameraleistung ist in unseren Augen identisch geblieben und das ist auch gut so.
Video Aufnahmen haben wir im Testbericht leider kritisieren müssen. Die Qualität der Aufnahmen war zwar sehr gut, doch ein starker Rotstich hat damals für deutlich verfälschte Farben gesorgt. Generell hat Xiaomi damit ein Problem, denn dieser Rotstich tritt bei der Mehrzahl der Geräte des Herstellers auf. Mit dem Update hat man den Rotstich leider nicht komplett entfernt, wohl aber deutlich abgeschwächt. Der Rotstich fällt jetzt nur noch gelegentlich auf und sticht nicht mehr sofort ins Auge. Dennoch sollte die Farbwiedergabe weiter verbessert werden. Die Sättigung ist beim Pocophone F1 einfach viel zu hoch. Eine ordentliche Bildstabilisierung würde ebenfalls nicht schaden.
Neu hinzugekommen ist übrigens ein Modus für Super Slow Motion Aufnahmen mit satten 960fps, wobei wie bei den anderen Xiaomi Geräten im Burst Modus aufgenommen wird. Die Auflösung erreicht hierbei maximal Full HD, womit das Pocophone F1 mit dem Xiaomi Mi 8 und Mi Mix 3 mithalten kann. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Unten im Sample seht ihr einige 4k Aufnahmen in verschiedenen Lichtsituationen, einen Test der Fokusgeschwindigkeit, sowie zwei Super Slow Motion Aufnahmen mit 720p Auflösung (die Einstellung hatte sich zurückgesetzt).
Auch wenn das Pocophone für seine Ausstattung extrem günstig ist, so merkt man das an nur wenigen Stellen. Dieses Fazit dürfte einigen von euch bekannt vorkommen und daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Man merkt den niedrigen Preis nun noch weniger als zuvor. Die Update Versorgung des Poco F1 hat sich als vorbildlich herausgestellt und Pocophone liefert sogar neue Features aus. Das große Kamera Update bewirkt zwar keine Wunder, bringt aber doch einige Verbesserungen, von denen das Smartphone und letztlich auch der Nutzer profitieren. Außerdem wurden für die Zukunft weitere Features angekündigt. So soll das Pocophone F1 noch Widevine Level 1 Support und sogar Unterstützung für die Videoaufzeichnung in 4k mit 60fps erhalten. Am Ende kann man das Pocophone F1 nach wie vor empfehlen und wer bereits eines hat, ist immer noch gut aufgehoben.
Kommentare 1
Testet doch mal mit der Google Kamera, Läuft sehr gut auf dem F1