Die Situation in der sich Huawei aktuell befindet spitzt sich immer mehr zu. Wegen bis heute unbewiesener Sicherheitsbedenken in Bezug auf Netzwerk Hardware von Huawei haben die USA bekanntlich eine Handelssperre gegen das chinesische Unternehmen verhängt und den "Technologie Notstand" erklärt. US-amerikanische Unternehmen dürfen mit Huawei keine Geschäfte mehr machen bzw. benötigen eine Erlaubnis dafür, welcher aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erteilt werden wird. Die Resultate ließen nicht lange auf sich warten. Zahlreiche Unternehmen strichen die Kooperation mit Huawei, darunter auch Google, Intel, Broadcomm, Qualcomm und Xilinx. Im Klartext: Huawei kann keine Intel Prozessoren für seine Laptops nutzen, keine Qualcomm Prozessoren für seine Smartphones und wichtige Komponenten für Netzwerk Hardware von Broadcomm und Xilinx sind ebenfalls tabu.
Zwar wurde die Handelssperre temporär gelockert (US-Unternehmen können für 3 Monate weiter mit Huawei Handel treiben), doch die Situation bessert sich für Huawei dennoch nicht. Mittlerweile hat nämlich auch Microsoft die Kooperation gestrichen und verbietet Huawei die Nutzung von Windows. Angeblich sollen dabei sogar bestehende Lizenzen ungültig werden. Neue Laptops von Huawei sind also erstmal nicht zu erwarten - zumindest nicht mit vorinstalliertem Windows und nicht mit Intel Prozessoren. Doch es kommt für Huawei noch wesentlich dicker: Auch ARM hat die Geschäfte mit Huawei eingestellt. Für die Chip Sparte von Huawei ist das ein großes Problem, denn der Hersteller lizenziert bekanntlich für seine eigenen Chips die ARM Kerne. Im Klartext: Ohne ARM gibt es auch keine Chips von Huawei's Chip-Marke HiSilicon. Zwar können aktuelle Chips nach wie vor produziert werden, doch neue Produkte kann es so erstmal nicht geben.
Huawei selbst gibt sich trotz der enorm brenzligen Situation zuversichtlich. Das Unternehmen ist sich nach wie vor sicher, dass man die Situation entweder lösen kann, oder aber mit den eigens entwickelten Notfallplänen völlig unabhängig von US-Amerikanischen Unternehmen werden kann. Ob das jedoch gelingt, erachte zumindest ich als äußerst zweifelhaft. Man muss sich dazu einmal genauer ansehen, was da alles auf Huawei zukommen würde.
Huawei arbeitet ja bereits an einem eigenen Betriebssystem für Smartphones, Tablets und PCs. Dieses soll zu Android kompatibel sein und sogar eine gesteigerte Performance bieten, wenn Apps eigens dafür erneut kompiliert werden. Das System ist derzeit allerdings noch lange nicht fertig. Wie Winfuture berichtet, soll es zwar Pläne geben das System schon im Herbst auf den Markt zu werfen, doch laut Insidern ist das Produkt weit davon entfernt die Marktreife zu erreichen. Und dann ist da noch die Geschichte mit den internationalen Kunden. Während die Chinesen es gewohnt sind ein stark angepasstes Android ohne Google zu nutzen, ist das in anderen Ländern nicht der Fall. Hier stellt sich die Frage, ob sich die globale Kundschaft darauf einlassen will. Auch für die Notebook Sparte von Huawei könnte das ein Todesstoß sein, denn die wenigsten werden Laptops ohne Windows (und vermutlich auch noch ohne Intel Prozessoren) nutzen wollen.
Und dann stellt sich final noch die Frage, wo Huawei seine Chips herbekommen will. Das Lizenzieren von ARM Designs ist vorerst nicht mehr möglich. Wie es mit eigenen ARM-basierten Designs aussieht, ist wohl noch nicht ganz klar. Ich sehe aber auch hier schwarz, da auch hierfür Lizenzgebühren abgeführt werden müssen. Das wäre aber schon wieder Handel und somit tabu. Huawei müsste also eine Chip Architektur von Grund auf neu entwickeln und auch sein Betriebssystem entsprechend anpassen. Genau das wird dem Unternehmen aber nicht gelingen. Von der Entwicklung einer Architektur und eines Chips bis zur Marktreife können mitunter einige Jahre vergehen und genau diese Zeit hat Huawei nicht.
Ich persönlich wünsche Huawei zwar, dass man all diese Hürden überwindet, denke aber, dass die einzige realistische Chance sein wird, die Handelssperre irgendwie beseitigt zu bekommen. Im übrigen empfinde ich es als höchst befremdlich, zu welchen Mitteln die US-Regierung greift, obwohl dafür überhaupt keine solide Basis vorhanden ist. Hinzu kommt, dass die US-Regierung mit der Handelssperre in Geschäftsbereiche eingreift, auf welche sich bisher überhaupt keine Sicherheitsbedenken beziehen. Dies hat auch der Huawei Chef zurecht in einem kürzlich veröffentlichten Statement in einem US Magazin kritisiert.
Kommentare 4
Trump hat sich entschieden. Statt sicher einige Schlüsseltechnologien an China zu verlieren, lieber alles versuchen, vielleicht ist ja doch noch was zu machen. Fair oder unfair ist egal.
Das es genau so kommt wie es jetzt ist bei Huawei habe ich schon vor Jahren geahnt. Aber das jetzt alles an Trump liegen soll das stimmt so nicht. Schon Obama war so hinter Huawei her,nur wurde da nicht so drüber berichtet wie jetzt. Jeder US Präsident hätte so entschieden. Klar ist das alles Politik, dessen muss man sich bewusst sein. Aber in China gibt es keine Demokratie,und das Huawei dem Staat sehr nahe steht, auch wenn sie es leugnen,kann nicht bestritten werden. Alles weitere würde jetzt hier in einer politischen Diskussion ausaten,und ich denke das es dafür hier der falsche Platz ist. Wie dem aber auch sei. Der Imageschaden der wird da sein.
Vor allem spionieren die USA ja überhaupt nicht, nur ungefähr JEDES Gerät....