Von Florian auf Montag, 03. August 2020
Kategorie: Testberichte

Xiaomi Mi Band 5 Testbericht

Einleitung

Die fünfte Generation des Xiaomi Mi Band hätte so toll werden können. Angepriesen wurden verbesserte Pulssensoren, eine verbesserte Schlafüberwachung, NFC Unterstützung, Mikrofonsteuerung und sogar von einem SPo2 Sensor wurde in Leaks gesprochen. Manches davon hat es aber (mal wieder) nicht in die Global Version geschafft. Und auch wenn wir zum Testen die China Version bekommen haben, kommen wir am Ende zum Fazit, dass sich ein "Upgrade" vom Mi Band 4 auf das Mi Band 5 nicht wirklich lohnt. Warum das so ist, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Testbericht.

Kapitel in diesem Testbericht

Verpackung & Lieferumfang

Das Xiaomi Mi Band 5 kommt in einer schmalen schwarzen Verpackung aus Papier an, welche ein langgezogenes Format hat. Der Inhalt ist gewohnt übersichtlich, denn außer dem Tracker, einem schwarzen TPU Band, einem nun magnetischen USB-A Ladekabel und einer Schnellstartanleitung gibt es nichts weiter zu entdecken. Der Verpackungsinhalt wird auch nicht ansprechend präsentiert sondern befindet sich einfach lose in Plastiktüten in der Box.   

Design & Display

​Materialien ​Rahmen: Plastik
Rückseite: Plastik + Sensor
Front: Display
Gewicht​23g (inklusive Armband)
Abmessungen​4,72 x 1,85 x 1,24cm

Gegenüber dem Mi Band 4 hat sich das Xiaomi Mi Band 5 kaum gewandelt. Das Display ist nicht nennenswert größer worden (1,1 Zoll vs. 0,95 Zoll), wohl aber hat sich dessen Seitenverhältnis ein wenig geändert. Theoretisch bekommt man den Mi Band 5 Tracker sogar in ein Armband des Vorgängers, wobei dann die Umrandung des Armbandes einen leichten Absatz aufweist. Wirklich neu ist hingegen, dass man das Mi Band 5 zum Laden nicht mehr aus dem Armband lösen muss, denn ein kleiner magnetischer Adapter sorgt für eine komfortablere Ladung. Die Verarbeitung ist wie gewohnt perfekt und mit einer Wasserdichtigkeit von 5 ATM kann das Xiaomi Mi Band 5 auch permanent getragen werden, muss also zum Duschen oder Baden nicht abgenommen werden. Der Tragekomfort ist zuletzt auch deshalb angenehm, weil das Band inklusive Tracker gerade einmal 1g mehr wiegt als der Vorgänger, nämlich leichte 23g. Zu spüren ist das Gewicht am Arm also praktisch nicht.

Das AMOLED Display im Xiaomi Mi Band 5 arbeitet mit einer Auflösung von 294x126 Pixeln. Es handelt sich um ein echtes Farbdisplay mit schöner Darstellung, wenngleich die Farbtiefe von 24 auf 16 Bit reduziert wurde. Bei einem Fitness Tracker ist das natürlich ohne Belang, von daher dürfte sich daran auch niemand stören. Dafür wurde die Helligkeit um auf 450 Nits angehoben. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Xiaomi Mi Band 5 jederzeit ablesbar. In Sachen Bildschärfe gibt es auch diesmal nichts zu kritisieren. Die Oberfläche ist nach wie vor beschichtet und weist Fingerabdrücke sehr gut ab. Der kapazitive Touchscreen hat innerhalb des Testzeitraums tadellos funktioniert und akzeptiert Wischgesten in vier Richtungen (hoch/runter, links/rechts) sowie Antippen. Eine Sensortaste befindet sich am unteren Rand des Xiaomi Mi Band 5.  

Ausstattung & Features

Ab hier beginnen beim Xiaomi Mi Band 5 leider die Kritikpunkte. Eigentlich sollte das Mi Band 5 dem Mi Band 4 den Rang ablaufen. Geworben wurde mal offiziell, mal nur durch Leaks, mit neuen Sensoren. Allen voran sollte es einen SPo2 Sensor bekommen, wie es auch ein Honor Band 5 hat. Darüberhinaus warb man mit verbessertem Pulssensor, einer deutlich besseren Aktivitätserkennung respektive Schlafüberwachung. Pustekuchen. Wir haben die originale CN-Version erhalten und verbessert wurde letztlich nicht wirklich etwas. Kritisieren muss man auch, dass Xiaomi die Fehler vom Mi Band 4 wiederholt und die Global Version vom Mi Band 5 abermals ohne NFC und Mikrofon anbietet. Das NFC der uns vorliegenden China Version ist bei uns leider nicht nutzbar, da die entsprechende Software und Dienstleister Integration fehlt.

On-Board GPS? Gibt es immer noch nicht. SPo2 Messung? Fehlanzeige (folgt vielleicht mit einer Pro Version). Verbesserter Pulssensor? Die Resultate aus dem Praxistest sagen nein. Akkurate Schlafüberwachung? Nein, auch das nicht. Hier zeigt sich das Mi Band 5 genauso ungenau wie die anderen Huami Wearables die wir bisher getestet haben. NFC und Sprachsteuerung? Abermals nur als teurere Extra-Version zu haben. Und genau das lässt eine Frage aufkommen: Warum gibt es überhaupt diese "Lite Version" des Mi Band 5, wenn die Anzahl der Vorteile gegenüber dem Mi Band 4 so klein ist? Zumindest uns erschließt sich da der Sinn nicht so ganz. Hierzu darf sich aber gerne jeder seine eigene Meinung bilden.

Aber werden wir etwas genauer was die angeblichen (und nicht wirklich vorhandenen) Verbesserungen bei der Erfassung von Fitness-Daten angeht. Und hier fangen wir einfach exemplarisch bei der Schlafüberwachung an. Einiges anderes folgt dann noch später im Kapitel Software und Handhabung.

Neu ist die angeblich phasenweise Aufzeichnung des so genannten REM Schlafes. Als angehender Arzt möchte ich (Florian) an dieser Stelle festhalten, dass solche Schlafdaten per EEG (Registrierung der Summe aller postsynaptischen Potenziale, genauer die Registrierung der Potenzialschwankungen der Neurone) im Schlaflabor erhoben werden und nicht am Arm. Hinzu kommt, dass ausgerechnet der REM Schlaf durch fehlenden Skelettmuskeltonus gekennzeichnet ist. Ausgenommen der Augenmuskeln, woher diese Schlafphase auch ihren Namen her hat. "Rapid Eye Movement - Schnelle Augenbewegung". Wie bitteschön möchte ein Tracker am Arm hier diese spezifische Schlafphase erkennen? Gar nicht! Es ist ein Fake. Genauso wie die Trageerkennung in der Nacht und die generelle Ermittlung des Schlafes (Allenfalls via Beschleunigungssensor messbar). Mein Band hat aber auch hier ähnlich wie der Vorgänger versagt. Nächtliche, kurze Wachphasen mit Spielen am Handy wurden nicht einmal erfasst. Das kennen wir im übrigen nicht nur vom Mi Band 4 sondern auch von den Amazfit Uhren - alle werden von Huami hergestellt, stammen also vom selben Hersteller. Die Anzeige der REM-Phasen kann man unter die Kategorie Ulk verbuchen. Hier hat Xiaomi einfach nur einen Algorithmus laufen, der die theoretischen REM Phasen des Menschen anzeigt. Und dann wird einfach von Nacht zu Nacht verschoben. Ähnlich wie ein Vorspann in einem Computerspiel. Schön anzusehen, aber letztlich nutzlos. 

Wie eingangs erwähnt fehlen echte Neuerungen und so bleibt die Hardware- und Sensorausstattung beim Alten. Als da wäre ein Beschleunigungssensor, der alte Pulssensor, ein Gyroskop und ein Näherungssensor. Der Pulssensor ist im Mi Band 5 nicht genauer geworden und liefert so ziemlich dieselben Resultate wie beim Vorgänger. Für die Kopplung mit dem Smartphone steht, wie beim Vorgänger auch, ein Bluetooth 5.0 Modul zur Seite. Mit Letzterem gab es erfreulicherweise keine Probleme, denn die automatische Kopplung funktionierte jederzeit tadellos.

Software & Handhabung

​Haben wir beim Xiaomi Mi Band 4 noch etliche Funktionen lang und breit erklärt, so konzentrieren wir uns in diesem Test lediglich auf die Neuerungen bzw. den alltäglichen Tracking-Optionen.

Neue Funktionen sind beispielsweise die Stressaufzeichnung, die Aufzeichnung des Tagschlafes (Nickerchen) und die Steuerung der Handykamera vom Tracker aus. Geblieben ist die PAI-Wertberechnung (Personal Activity Index), welche basierend auf Standartdatensätzen wie Alter, Geschlecht, Größe und eben jenen gemessenen Pulsdaten einen "Fitnesswert" berechnet. Dieser sollte im Trageyverlauf irgendwann die 100 erreichen, wird innerhalb von 7 Tagen aktualisiert und Punkte verfallen dann immer vom jeweils 8. Tag seit Nutzung. Auch das kennen wir schon von den Amazfit Uhren. Geblieben ist auch die Musiksteuerung via Tracker und sämtliche gewohnte Aktivitäten wie "Laufen, Gehen, Schwimmen, etc.". Hinzugekommen sind beispielsweise Aktivitäten wie "Rudern", wobei hier die Armlängendifferenz erfasst werden soll. Geblieben sind auch die angezeigbaren Wetterdaten, die Stoppuhr, ein Wecker, die Anzeige von ankommenden Nachrichten (CN Version mit Umlauten), die aktivierbare Bandsperre (gut beim Schwimmen) oder letztlich die eigentliche Verwendung der hauseigenen Mi Fit App.  

Die Steuerung der Handykamera ist sehr simpel. Man ruft den Reiter im Tracker auf, öffnet die Kamera-App im Smartphone und kann dann per Druck auf den Tracker das Foto fernauslösen. In der Praxis funktioniert das gut und kann vor allem bei Gruppenaufnahmen nützlich sein, sofern man das Smartphone irgendwie aufstellen kann. Gleiches gilt für die Steuerung der Musik-App auf dem Smartphone vom Mi Band 5 aus.

Die Stressaufzeichnung ist ähnlich wie die Schlafaufzeichnung unecht. Zudem hatten wir zeitweise nur Stress-Aufzeichnungen in den späten Abendstunden, obwohl die Pulsmessung nahtlos tagsüber funktionierte. Eventuell gibt es hier einen Softwarebug der die Berechnung der Stressdaten gelesen aus den Pulsdaten verhindert. Wenn mal Daten zum Stresslevel aufgezeichnet wurden, dann waren diese oft nicht nachvollziehbar. Den Nutzen dieser Funktion darf man also anzweifeln.

Sowohl der Schrittzähler, als auch die Pulsüberwachung sind nette Spielereien, jedoch nicht mehr. Vergleicht man per GPS aufgezeichnete Strecken, so ergeben sich mitunter erhebliche Differenzen zwischen der vom Tracker ermittelten Laufstrecke und der vom Smartphone per GPS erfassten tatsächlichen Strecke. Die Daten sind als Richtwert schon brauchbar, doch werden Schritte nicht ansatzweise genau erfasst. Was die Pulsdaten angeht, liefert das Mi Band 5 annähernd korrekte Werte, solange man den Arm ruhig hält. Das war aber auch schon beim Vorgänger so. Wo genau hier die Verbesserung beim Mi Band 5 sein soll, ist uns schleierhaft. Die Tagesaufzeichnungen sind daher, so wie beim Vorgänger und den allermeisten Konkurrenzprodukten, eher als grobe Abschätzung gedacht, ersetzen aber keinesfalls ein professionelles und vor allem geeichtes Herzfrequenz-/RR-Messgerät.

Im Fazit bleibt festzuhalten, dass auch das Xiaomi Mi Band 5 eher eine nette Spielerei bleibt und sämtliche Gesundheitsinformationen (Pulsdaten, Stressdaten, Schlafdaten, PAI, Kalorienverbrauch, Schritte) nur einen groben Überblick geben können. In keinem Fall ersetzen sie professionelles Equipment. Selbst wenn Xiaomi die SPo2 Sättigungssensoren verbaut hätte, so wären deren Anzeigen sicherlich ebenfalls wenig verlässlich gewesen. Auf die Gefahr hin sich zu wiederholen: Man muss sich schon an dieser Stelle fragen, was das Xiaomi Mi Band eigentlich besser kann als das Mi Band 4? Nun, wer auf ein paar mehr Watchfaces steht, des Öfteren seine Kamera vom Handy aus der Ferne manuell auslösen möchte und das hellere Display mit besserem Seitenverhältnis braucht, der findet hier kleine Verbesserungen. Ansonsten gibt es nicht wirklich etwas, was einen Wechsel vom Mi Band 4 auf das Mi Band 5 rechtfertigen würde.

Akkulaufzeit

​Die Akkulaufzeit hat sich beim Xiaomi Mi Band 5 leider verschlechtert. Das liegt nicht nur am etwas helleren Display, sondern auch am verkleinerten Akku. Dieser wurde von 135mAh auf 125mAh verkleinert. Im Alltag haben wir so eine Laufzeit von 10 bis 12 Tagen erreicht. Das Mi Band 5 kann aber auch deutlich schneller leer sein, je nachdem wie hell man das Display eingestellt hat und wie intensiv man es nutzt. Auch der eingestellte Display Timeout hat eine deutliche Auswirkung auf die Laufzeit.

Um das ganze in Relation zu setzen: Das Xiaomi Mi Band 4 hat in unserem Test bei ähnlichen Einstellungen und ähnlichem Nutzungsmuster noch eine Laufzeit von 15 bis 20 Tagen erreicht. Der Unterschied zum Mi Band 5 ist also schon sehr deutlich. Die gute Nachricht ist allerdings, dass das Mi Band 5 mit einem geeignetem Ladegerät innerhalb einer Stunde wieder voll aufgeladen ist. Von daher ist ein leerer Akku in den meisten Fällen kein Thema und schnell behoben. Auch das neue, praktische Magnet-Dock zum Laden muss an dieser Stelle nochmals lobend erwähnt werden. Das hätte man von Anfang an so lösen sollen.

Xiaomi Mi Band 5 Test - Fazit

Wie ihr euch denken könnt, fällt unser Fazit zum Xiaomi Mi Band 5 eher nüchtern aus. Das Mi Band 4 war damals ein deutliches Upgrade und hier hat sich der Wechsel gelohnt. Beim Mi Band 5 sieht das anders aus. Die wirklichen Neuerungen fehlen (GPS, SPo2, ...). Es wirkt fast so, als währen Xiaomi die Ideen ausgegangen. Um das zu kaschieren hat man ein paar Fantasie-Funktionen eingebaut und leichte Veränderungen an der Hardware vorgenommen. Auch wenn das Mi Band 5 nicht teuer ist, so rechtfertigt das alles dennoch keinen Wechsel vom Mi Band 4 auf das Mi Band 5. Und das gilt vor allem auch für die Global Version, welche abermals kein NFC oder eine Sprachsteuerung bekommen hat. Die einzige Zielgruppe an die wir das Mi Band 5 empfehlen würden sind Nutzer, welche von einem anderen Tracker aufs Mi Band umsteigen möchten oder noch nie ein solches Gerät besessen haben. Auch hier aber nochmals der Hinweis: Nehmt die erfassten Werte als das was sie sind - grobe Richtwerte. ​Wirklich genau messen nämlich die wenigsten Smartbands.

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