Es ist manchmal schon interessant zu beobachten, wie teilweise bei der Berichterstattung in der Technik-Blase mit zweierlei Maß gearbeitet wird. Die Headline der letzten beiden Tage: Das Pocophone F1 kann kein Widevine Level 1. Geradezu erschüttert und schockiert zeigt man sich hierüber auf diversen Publikationen, insbesondere bei den Mainstreamern (= Publikationen die sich hauptsächlich mit Samsung, Apple, LG und Co. beschäftigen). Doch warum wird hier plötzlich so ein Fass aufgemacht? Es war doch zu keiner Zeit damit zu rechnen, dass das Pocophone F1 Unterstützung für das Widevine L1 bieten wird. Warum? Ganz einfach deshalb, weil es bisher kein einziges Xiaomi Smartphone gab, welches entsprechende Unterstützung an Bord hatte. Völlig egal ob man sich ein beliebiges Redmi Gerät, ein Mittelklasse Smartphone der Mi-Serie oder ein Flaggschiff von Xiaomi vornimmt - alle Geräte unterstützen maximal Widevine Level 3. Interessanterweise hat das in der Vergangenheit die wenigsten Publikationen interessiert. Viele Seiten haben nicht mal in ihren Testberichten darauf hingewiesen, wobei das fehlende Widevine Level 1 insbesondere bei Smartphones im oberen Preissegment und bei jenen mit großen Displays durchaus ein Kritikpunkt sein kann. Und nun ließt man im Falle des Pocophone F1 in den Schlagzeilen plötzlich nichts Anderes mehr. Den Sinn dahinter verstehe wer will.
Es kommt allerdings noch schlimmer, denn einige Seiten schreiben offenbar einfach nur ab ohne selbst nachzudenken und verfälschen dabei eine ganz wichtige Information. Die Aussage auf einigen Publikationen lautet: "Das Pocophone F1 unterstützt keine HD Wiedergabe beim Streaming." Diese Aussage ist falsch! Mit dem Pocophone F1 (und allen anderen Smartphones ohne Widevine L1) lassen sich sehr wohl HD, Full HD und auch 4k Inhalte streamen. In YouTube ist das zum Beispiel völlig problemlos möglich.
Die wichtige Information, welche einige Publikationen ihren Lesern vorenthalten: Widevine Level 1 ist ein DRM System, welches von einigen (nicht allen) Streaming Anbietern genutzt. Zu diesen zählen beispielsweise Netflix, Amazon Prime Video oder das US-Amerikanische Hulu. Das bedeutet also, dass lediglich in Apps, welche Widevine Level 1 voraussetzen, keine Wiedergabe von 720p, 1080p oder 4k möglich ist. Alle anderen Streaming Apps funktionieren dagegen einwandfrei und können in beliebiger Auflösung abgespielt werden.
Am Ende sind die relevanten Punkte also folgende:
Kommentare 9
Hallo,
ich stelle dann mal untechnisch folgende Frage: Wenn ich per (Beispiel) Netflix-App auf dem Handy einen am Smart-TV angeschlossenen Chromecast ansteuere, um einen Film abzuspielen, erfolgt die Datenübertragung per Handy und von dort aus auf den TV, oder übernimmt das Chromecast.
Anders gefragt: Ist die fehlende Widevine Level 1-Freigabe für das Streamen auf dem TV überhaupt relevant?
Ich vermute zwar, dass Chromecast die Daten direkt verarbeitet, aber Wissen wäre besser :-).
Vielen Dank und beste Grüße
Olli
Bei einigen Streaming-Diensten kann man doch auch direkt im Browser streaming. Wie verhält es sich da? Sollte doch problemlos in HD funktionieren, weil der Browser-Stream keine DRM-Prüfung voraussetzt. ?
passt,
guter Artikel
Hallo Christopher. Du hast natürlich vollkommen Recht. Ich weiß gar nicht, wann oder wo diese Geschichte überhaupt ihren Anfang nahm. Als es mal um Huawei-Tablets ging, ist mir das zum ersten mal überhaupt aufgefallen! Bei nem 10-Zoll-Bildschirm finde ich eine geringe Auflösung schon ärgerlich, aber bei einem 5 oder 6-Zoll-Smartphone??? Hmmmm. Eher nicht. Deswegen hat das auch lange gar keiner bemerkt! ?? Jedenfalls ist das jetzt ein Thema und Xiaomi und co. werden das für die Zukunft auf dem Schirm haben. Werde ich zumindest beim nächsten Tablet-Kauf drauf achten!!!
Meinen größten Respekt für diesen Beitrag, ich habe neulich schon etwas kritisches von euch gelesen und fand toll das ihr die Dinge auch Mal richtig durchleuchtet.
Ich finde es katastrophal was Ihre Kollegen von der GIGA zum Beispiel veröffentlichen. Copy, Paste und dann weg damit.