Wie schnell ist der Helio P20?

Mit dem Helio P20 erobert aktuell ein neuer Mediatek Prozessor den Markt. Für Mediatek ist der SoC eine Premiere, denn es handelt sich um den ersten SoC der Marke, der in einem 16nm Prozess gefertigt wird. Außerdem unterstützt der Prozessor endlich LPDDR4 RAM, was die Geschwindigkeit vor allem in Grafikanwendungen erhöht. In diesem Artikel wollen wir euch zeigen, wie der SoC im Vergleich mit anderen aktuellen Mediatek Prozessoren abschneidet.

Das Smartphone mit Helio P20 Prozessor, welches wir als Basis für den Vergleich verwenden, ist das UMi Plus E. Da dieses Smartphone entgegen der Behauptung von UMi nicht mit LPDDR4 RAM ausgestattet ist, spielt dieser Vorteil nicht in das Ergebnis, was wichtig zu wissen ist. Besonders die Grafikperformance dürfte also in Geräten mit LPDDR4 RAM noch eine Ecke besser sein.

Die Vergleichsprozessoren sind der Helio X20 (im Meizu MX6 mit aktueller Firmware) und der Helio P10M (im UMi Max). Beginnen wir den Vergleich mit einem kurzen Überblick über die Chipsätze.

Helio P20: Synthetische Benchmarks

Synthetische Benchmarks eignen sich gut für einen Vergleich unterschiedlicher Chips. Da sie allerdings nur theoretische Werte widerspiegeln und eine Beeinflussung durch die Software durch verschiedene Methoden vermeiden, haben sie nur eine geringe Aussagekraft darüber, wie gut ein SoC nun im Alltag performt. Nichts desto trotz sind die Werte für unseren Vergleich interessant.

Antutu

Da wir den RAM - welcher von Antutu auch getestet wird - in unserem Vergleich mangels LPDDR4 RAM im UMi Plus E nicht berücksichtigen wollen, verzichten wir hier einmal auf die Nennung der Gesamtpunktzahl und konzentrieren uns stattdessen auf die relevanten Einzelergebnisse.

Im Antutu CPU Benchmark wird sehr schön deutlich, dass der Helio X20 der Helio P-Plattform deutlich überlegen ist. Dies ist aber auch zu erwarten, denn der Helio X20 verfügt ja nicht nur über 10 Kerne, sondern über zwei leistungsfähige Cortex A72 Kerne, welche der Cortex A53 Architektur deutlich überlegen sind. Dennoch merkt man den um 0,5GHz höheren Takt des Helio P20 gegenüber dem Helio P10M deutlich. Im Alltag wird man den Unterschied aber nur geringfügig bemerken, da die reine CPU Leistung heutiger SoCs eh kaum ausgenutzt wird. Die GPU ist es stattdessen, auf die es heutzutage noch viel mehr ankommt.

Und genau hier wird es interessant. Der Helio P20 liegt im 3D Test von Antutu etwa zwischen dem Helio P10M und dem Helio X20. Der Unterschied zwischen P10M und P20 beträgt 3858 Punkte, zwischen Helio X20 und P20 sind es 3653 Punkte. Der Helio P20 liegt also näher am X20 als am P10M. Dieser Unterschied ist doch überraschend, denn im Helio P20 steckt eine zweikernige Mali T880 GPU, im X20 dagegen dieselbe GPU aber mit vier Kernen. Der kleine aber Feine Unterschied: Die GPU im Helio X20 taktet mit 780MHz, im P20 dagegen mit 900MHz. Es scheint, als ob der GPU Takt eine signifikantere Leistungsänderung bewirkt, als die Anzahl an GPU Kernen. Unterm Strich kommt der Helio P20 also nicht ganz an die synthetische GPU Performance des Helio X20 ran, stellt aber im Vergleich zum viel genutzten Helio P10M einen großen Sprung nach vorne dar.

Geekbench CPU Test

Im Geekbench CPU Test liegt die Single Core Performance nur wenig höher als beim Helio P10M. Das war aber durch den Taktunterschied von nur 0,5GHz und derselben genutzten Architektur zu erwarten. Dementsprechend klafft hier zum Helio X20 weiterhin eine große Lücke, denn dieser verfügt über zwei Cortex A72 Kerne, welche den Cortex A53 Kernen in Sachen Leistung deutlich überlegen sind.

Wesentlich interessanter wird es allerdings wenn wir uns die Multicore Performance ansehen. Durch das verbesserte Termal Management und einen verfeinerten Core Pilot erreicht der Helio P20 hier einen deutlich besseren Score als der P10M und kommt dem Helio X20 überraschend nahe. Knapp 500 Punkte Differenz sind es hier.

Geekbench GPU Test

Hier bestätigt sich wieder, was wir schon im Antutu Benchmark beobachtet haben. Die Grafikleistung des Helio P20 kommt dem Helio X20 in synthetischen Benchmarks sehr nahe, obwohl wir es hier mit einer Dual Core GPU vs. einer Quad Core GPU zu tun haben. Auch hier wirkt der deutlich höhere GPU Takt also Wunder. Mit 2224 Punkten setzt sich der Helio P20 deutlich vom Helio P10 ab und nur knapp 500 Punkte fehlen ihm zum Helio X20.

3D Mark Off-Screen Tests

Einen Ausreiser stellt das Ergebnis im 3D Mark Benchmark dar. Wir haben hier bewusst nur den Ice Storm Unlimited Test ausgeführt, da hier die Einflüsse vom Betriebssystem so gut wie möglich ausgefiltert werden. Dadurch eignet sich der Benchmark sehr gut zum Vergleich verschiedener Chips. Hier ist nun plötzlich der Abstand zum Helio X20 deutlich größer. Dafür liegt der Helio P20 näher am Helio P10.

Dies untermauert eine Theorie, welche wir schon eine Weile haben: Der Helio X20 hat massive Probleme mit seiner GPU. Jeder der mit dem SoC schon in Kontakt kam weiß, dass es hier immer wieder Performance Probleme in Form von starken Lags in 3D Spielen gibt, welche nur ganz wenige Hersteller je in den Griff bekommen haben (und auch das nicht zuverlässig). So ist beispielsweise ein Uralt-Spiel wie Dead Trigger 2, welches auf einem MT6750 flüssig läuft, auf zahlreichen Helio X20 Geräten unspielbar, weil es so stark ruckelt.

Es scheint so, als würde hier ein Problem mit der Software Basis von Mediatek vorliegen, welches es ganz schwer macht, dem SoC eine ordentliche Performance zu entlocken. Damit erklären wir uns auch diese Unterschiede in den Benchmarks. 3D Mark weiß offenbar den Engpass zu umgehen, die anderen Benchmarks nicht.

Es gibt übrigens noch einen weiteren Anhaltspunkt dafür, dass an der Theorie was dran ist. Dazu kommen wir im nächsten Kapitel.

Helio P20: Fakten aus der Alltagsnutzung

Kommen wir gleich im Ende des vorigen Kapitels angerissenen zweiten Anhaltspunkt. Wer ein Helio P20 Smartphone und ein Helio X20 Smartphone vor sich hat. und auf beiden Geräten ein und dieselben Spiele vergleicht, der wird etwas überraschendes feststellen. Die Spiele laufen auf dem Helio P20 Gerät deutlich runder und flüssiger. Diese omnipräsenten Mikro-Lags des X20 treten hier nicht auf und auch starke Ruckler aus bestimmten Games machen dem Helio P20 nicht zu schaffen. In der Realität schneidet der Helio P20 beim Gaming also deutlich besser ab als der Helio X20. Dies untermauert unsere These mit dem Software Problem. Damit ihr euch ein besseres Bild von der Situation machen könnt, haben wir euch den Sachverhalt in der unteren Tabelle dargestellt.

Die Gaming Performance des Helio P20 ist also ziemlich zufriedenstellend. Man darf sich auch schon auf Geräte freuen, welche LPDDR4X Speicher am Start haben. Da dieser RAM Typ schneller ist und natürlich auch als Grafikspeicher genutzt wird, dürfte sich damit auch die Grafikperformance nochmal eine Ecke steigern.

Ein weiterer Punkt der uns ziemlich schnell aufgefallen ist, ist der deutlich gesenkte Energieverbrauch unter Last bzw. beim Spielen. Besonders seit Qualcomm auf kleine Fertigungsprozesse setzt, klaffte hier eine große Lücke zwischen den Wettbewerbern. Während sich bei Qualcomm Chips der Akkuverbrauch beim Zocken in Grenzen hielt, schoss der Ladestand bei den MTK Chips steil nach unten. Mit dem Helio P20 ist das Geschichte. Während wir eine Stunde lang Asphalt X gespielt haben, gingen gerade mal 18% Akku drauf. Im Vergleichkam das Meizu MX6 (Helio P20) auf 31% Akkuverbrauch und das UMi Max (Helio P10M) sogar auf 39% trotz größeren Akkus. Die kleinere 16nm Strukturbreite macht sich also definitiv positiv auf den Akkuverbrauch bemerkbar.

Doch nicht nur der Verbrauch sinkt, auch die Abwärme. Beim Spielen haben wir den Helio P20 bisher nie über die Grenze von 55°C gebracht. Im Schnitt bewegt sich die Chiptemperatur im Bereich von 48°C. Daraus resultierend ist am Smartphone selbst nur eine geringe Abwärme zu spüren. Bisherige HMP Chips (Prozessoren mit vielen gleichartigen Kernen) von Mediatek waren ja häufig kleine Hitzköpfe. Auch das scheint also vorerst mal der Vergangenheit anzugehören.

Halten wir also fest:

• Der Helio P20 bietet tatsächlich eine deutlich gesteigerte Effizienz
• Der Energieverbrauch gerade beim Spielen ist deutlich gesunken
• Die Abwärme ist deutlich reduziert worden
• Die Performance im Alltag ist minimal besser
• Die Gaming Performance wurde deutlich gesteigert und lässt wenig Raum zum Meckern