Der auf Outdoor-Geräte spezialisierte Hersteller AGM bietet seit kurzem mit dem AGM H Max ein Outdoor Smartphone an, welches im Ursprungsland China als Budget Handy für etwas mehr als 100 Euro verkauft wird. Auch in Europa bietet AGM das Gerät zum direkten Kauf ohne Import an, ruft hier jedoch einen völlig utopischen Preis von 199€ auf (AGM Shop | Amazon).
Das Verlinken auf die günstigen chinesischen Angebote wurde uns durch AGM untersagt und eigentlich sollen wir auch nicht erwähnen, dass man das Handy günstiger ergattern kann. Ihr wisst also von nichts! 😉
Aus diesem Grund finden alle Wertungen in diesem Testbericht ausschließlich unter Berücksichtigung des europäischen Preises statt. Behaltet dies also bei allen Abwertungen im Hinterkopf.
Das AGM H Max kommt wie alle AGM-Smartphones in einer gelben Verpackung im typischen Format daher. Der Lieferumfang umfasst das Smartphone, ein 10W Netzteil, ein USB Kabel, die Dokumentation und AGM Aufkleber. Eine Schutzfolie befindet sich ab Werk auf dem Display. Das Unboxing Video findet ihr hier auf YouTube.
Materialien | Rahmen: Hartgummi & Metall Rückseite: Griffiges Kunststoff Front: Panda Glas |
Gewicht | 324g |
Abmessungen | 172,5 x 79,6 x 15,65 |
Wasserdicht | Ja IP68 / IP69K / MIL-STD-810H |
AGM liefert in aller Regel gut verarbeitete Geräte und das AGM H Max stellt keine Ausnahme dar. Für die Akkugröße ist das Smartphone mit 15,65mm vergleichsweise schlank. Das Gewicht ist mit 324g akzeptabel. In der Hand liegt es durch einen leicht abgerundeten Rahmen und den abgerundeten Übergang zur Rückseite gut. Griffig ist es dank der stark texturierten Rückseite ebenfalls. Der Rahmen wird von dicken Metallstreben geziert und an den Ecken sowie oben und unten von Hartgummi geschützt. Die Anschlüsse werden von Gummikappen vor dem Eindringen von Wasser und Schmutz geschützt. Im Biegetest ist das AGM H Max sehr robust und lässt sich kaum biegen. Das Abspülen mit Wasser und kurzes Untertauchen hat keine Schäden verursacht.
Größe | 6,56 Zoll |
Auflösung | 1612 x 720 @90Hz |
Technologie | 8-Bit In-Cell IPS LCD Rund 380 Nits Helligkeit |
Anzahl Berührungspunkte | 10 |
Gehärtetes Glas | Panda Glass |
Anti Fingerabdruck Beschichtung | Nein |
Das AGM H Max bietet einen 6,56 Zoll großes In-Cell IPS Display und liegt größentechnisch somit im Standard-Bereich. Leider bietet das Panel nur HD+ Auflösung, was für 199€ recht enttäuschend ist. Immerhin gibt es 90Hz Refresh Rate, wobei das angesichts des schwachen Prozessors (Unisoc 606) auch keinen wirklichen Mehrwert darstellt. Qualitativ geht das Panel aber durchaus in Ordnung. Eine gute Lesbarkeit unter Sonnenlicht darf man mit rund 380 Nits Helligkeit jedoch nicht erwarten. Der Touchscreen bietet 10 Berührungspunkte und funktioniert reibungslos mit geringer Latenz. Als Schutz gibt es Panda Glass.
Prozessor | Unisoc T606 (12nm) 2x ARM Cortex A75 @1,6GHz 6x ARM Cortex A55 @1,6GHz |
GPU | Mali G57 MP1 @650MHz |
RAM | 4GB LPDDR4X |
Speicher | 128GB UFS 2.1 Lesen: 538MB/s | Schreiben: 369MB/s |
Micro SD | Ja (Triple Card Slot) ➡️ Micro SD Karten bei Amazon |
Fingerabdruck Scanner | Ja (Power Taste) |
Sensoren | Annäherung, Umgebungslicht, Beschleunigung, lineare Beschleunigung, Ausrichtung, Neigung, Rotationsvektor |
Besonderheiten | UKW Radio-Empfang, 3,5mm Anschluss, RGB Status LED, rotierender Vibrationsmotor, IP68, IP69K, MIL-STD-810H, USB-C 2.0, USB OTG |
An die Leistung darf man beim AGM H Max keine großen Ansprüche haben. Im Vergleich bieten da viele Smartphones um 190€ erheblich mehr - und das schließt auch andere Outdoor Smartphones ein. Mit dem Unisoc T606 setzt das Handy auf einen absoluten Low-End-Chip. Für einfache Aufgaben ist er durchaus zu gebrauchen, doch muss man immer wieder mit Rucklern oder kurzen Hängern leben, insbesondere wenn Inhalte geladen werden. Insgesamt fühlt sich das AGM H Max häufig etwas träge an. Der mit 4GB unterdurchschnittlich bemessene Arbeitsspeicher macht die Performance nicht besser. Für Apps und Daten gibt es nur 128GB Festspeicher, der aber immerhin per Micro SD aufgerüstet werden kann. Dafür gibt es sogar einen Triple-Slot, sodass man sich nicht zwischen Dual SIM und Micro SD entscheiden muss.
Der Fingerprint Scanner des AGM H Max ist in der Power-Taste untergebracht und funktioniert gut. Er entsperrt schnell und leistet sich keine Aussetzer. Auch Face Unlock mit der Frontkamera arbeitet zufriedenstellend. Erfreulich ist zudem, dass das AGM H Max eine RGB-Benachrichtigungs-LED am oberen Bildschirmrand trägt. In der Preisklasse und speziell auch im Outdoor Segment inakzeptabel ist hingegen die Sensorausstattung. Das AGM H Max besitzt weder einen Kompass noch ein Gyroskop. So ist beispielsweise die automatische Kartenausrichtung in Google Maps nur bei ausreichend Bewegung anhand von GPS möglich.
Variante | Stock Android Version im Test: AGM_H_MAX_V1_EEA_20241012 |
Android Version | Android 14 Sicherheitspatch im Test: Oktober 2024 |
Google zertifiziert | Nein |
DRM Technologien | Widevine L3 DRM, ClearKey CDM |
Bloatware | Nein |
Root Zugriff | Nein |
OTA Updates | Ja (kein Update im Testzeitraum) |
Schadsoftware | Keine Funde |
Das AGM H Max wird mit Android 14 ausgeliefert. Da AGM keine Android-Versionswechsel mitmacht, steht auch schon fest, dass man sich auf Android 15 keine Hoffnungen machen sollte. Der Sicherheitspatch war im Testzeitraum mit Stand vom Oktober 2024 halbwegs aktuell, wobei fraglich ist, wie oft und wie lange dieser aktualisiert wird. Widevine Level 1 DRM unterstützt das AGM H Max erwartungsgemäß nicht. Inakzeptabel ist das Fehlen von Google Zertifizierung, was zum Beispiel die Nutzung von Banking Apps und Google Pay verhindert. Weiterhin waren im Testzeitraum einige Apps nicht kompatibel. Instagram lässt sich beispielsweise aus unbekannten Gründen nicht auf dem AGM H Max installieren. Auch ein paar Benchmarks wie 3DMark und PCMark sind davon betroffen.
Mobilfunk | 2G: B2/3/5/8 3G: B1/2/5/8 4G: B1/2/3/4/5/7/8/12/17/18/19/20/25/26/28AB/38/39/40/41/66 |
WLAN | WLAN 802.11a/b/g/n/ac |
Bluetooth | Bluetooth 5.0 |
NFC | Ja (kein GPay) |
Dual SIM | Dual Nano SIM |
Positionsbestimmung | GPS, A-GPS, GLONASS, BDS, Galileo |
Mit dem Unisoc T606 muss das AGM H Max auf 5G verzichten. Der 4G Empfang fiel im Test gut aus und es gab keine Verbindungsprobleme. Dual SIM wird mit zwei Nano SIM Karten unterstützt. eSIM gibt es nichts. Der AC-WLAN Empfang bewegt sich im guten Mittelfeld mit 288Mbit/s Netto neben dem Router sowie 64Mbit/s ein Stockwerk darunter (2,4GHz Fallback). Bluetooth 5.0 funktioniert problemlos. NFC ist vorhanden, kann mangels Google Zertifizierung jedoch nicht für Google Pay genutzt werden. Beim GPS gibt es keine negativen Auffälligkeiten. Die Signalstärke fällt sehr gut aus.
Lautsprecher | Mono Lautsprecher (Rahmen unten) |
Noise Cancelling Mikrofon | Nein |
Weitere Merkmale | 3,5mm Anschluss, UKW Radio, VoWiFi, VoLTE |
AGM bewirbt das H Max mit einem 1,5W Mono-Lautsprecher. Sonderlich kräftig ist er allerdings nicht. Er klingt recht flach und die Lautstärke-Kurve ist eigenartig. Bis 80% ist der Ton viel zu leise, um dann darüber plötzlich fast schon zu laut zu werden. Kopfhörer können per 3,5mm Anschluss angebunden werden. UKW Radio wird unterstützt. Die Sprachqualität beim Telefonieren ist gut und VoWiFi funktioniert auch.
Hauptkamera | 13MP Samsung S5K3L6 f/2.2 2MP 4cm Makro f/2.4 Video: FHD30 / HD30 Codec: H.264 |
Frontkamera | 5MP GalaxyCore GC05A f/2.0 Video: HD30 Codec: H.264 |
Blitz | Eine LED |
Fokus | CDAF |
Slow Motion | Nein |
Für den Preis von knapp 200€ ist das AGM H Max bei den Kameras unterdurchschnittlich ausgestattet. Die Hauptkamera bietet nur 13MP Auflösung, die Frontkamera 5MP. Würden die Kameras allesamt gute Bilder liefern, könnte man damit gut leben, doch dies ist nicht der Fall. Die 13MP Hauptkamera liefert maximal Schnappschüsse. Die Farben passen häufig nicht, Details wirken vermatscht und Bildrauschen ist in dunkleren Bildbereichen auch ein Problem. Die Frontkamera liefert immerhin ganz passable Fotos ab, solange die Lichtverhältnisse passen.
Beim Filmen liefert die Hauptkamera Full HD Videos mit maximal 30fps. Stabilisierung gibt es nicht und die Bildqualität ist auch hier nicht überzeugend. Der Ton klingt brauchbar, jedoch nicht wirklich gut. Die Frontkamera kann nur in HD-Auflösung filmen.
Kapazität (Angabe) | 10.000mAh |
Kapazität (Gemessen) | 9.604mAh |
Wechselbar | Nein |
Ladetechnologie | 10W USB-C |
Beim Akku kann das AGM H Max mit seinen 10.000mAh endlich mal überzeugen. Dieser liefert eine solide Laufzeit von drei bis vier Tagen bei typischer Alltagsnutzung. Die erreichbare Screen-On Zeit im Dauerbetrieb liegt je nach Lastprofil und Helligkeit zwischen 25 und 30 Stunden. Verzichten muss man allerdings auf Fast-Charging, denn das AGM H Max lädt nur mit 10 Watt. Dadurch wird das Aufladen zum Geduldsspiel. Von 20% auf 75% vergehen zweieinhalb Stunden. Bis auf 100% sind es über vier Stunden. Zeitgemäß ist das in der Preisklasse nicht.
Für 199€ (AGM Shop | Amazon) kann man vom AGM H Max unterm Strich nur abraten. Die Ausstattung und Umsetzung reicht nicht ansatzweise, um diesen hohen Preis zu rechtfertigen. Sieht man sich im Outdoor-Segment etwas um, wird man schnell Geräte von Wettbewerbern finden, die auch beim Kauf in Europa (Beispiele auf Amazon mit gesetztem Filter Amazon - Affiliate Link) bei ähnlicher Ausstattung erheblich günstiger sind, oder für grob denselben Kaufpreis eine deutlich bessere Ausstattung liefern. Da findet man zum Beispiel Outdoor Handys für 160€, mit gleich großem Akku, 48MP Kamera, 6GB RAM und schnellerem Prozessor. Wie absurd überteuert das AGM H Max in Europa ist, wird dann sehr schnell deutlich.
Sicherlich könnte man das Gerät zu den erheblich günstigeren Importpreisen besser bewerten, doch das will AGM ja nicht. So be it! 🤷♂️
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