Es ist mal wieder Zeit für ein gepflegtes Quadrocopter-Review. Ich habe ja vor einiger Zeit den Lian Sheng LS-128 Sky Hunter zum Testen bekommen und konnte nun eine ganze Weile Langzeiterfahrungen mit der Drohne sammeln, welche ich nun mit euch teilen möchte. Nochmal für all diejenigen welche den Quad noch nicht kennen: Beim Lian Sheng LS-128 Sky Hunter handelt es sich um einen recht großen Quadrocopter der als Highlight über eine FPV Kamera verfügt die direkt von der Fernsteuerung aus geschwenkt werden kann. Zwar bewegt sich der Quad noch immer in der Spielzeug-Klasse und ist eher weniger für professionelle Aufnahmen geeignet, dafür macht das "Spielen" mit der schwenkbaren Kamera umso mehr Spaß. Wer mag kann sogar eine GoPro an den Quad hängen, denn der Einschub für die Kamera ist mit den gewöhnlichen Blitzschuh-Adaptern kompatibel und die paar Gramm Gewicht hebt die Drohne ohne weiteres an.
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Geliefert wird der Lian Sheng LS-128 Sky Hunter in einem richtigen Monster-Karton. Das Ding ist mächtig groß, was aber nicht verwunderlich ist, denn der Quadrocopter wird "Ready to Fly" geliefert. Neben dem Fluggerät befinden sich in dem Karton das Kameramodul, eine Fernsteuerung, ein FPV Monitor und eine Box mit dem Akku, Ladegerät und Ersatzrotoren. Auch ein Satz Rotor-Protektoren ist dabei, welche ihr noch anschrauben müsst. Das ist auch zu empfehlen! Eine Micro SD Karte sucht man diesmal leider vergebens.
https://www.youtube.com/watch?v=EEQNDMttvxg
Der Lian Sheng LS-128 Sky Hunter unterscheidet sich optisch recht deutlich von den typischen Mini-Quadrocoptern. Er verfügt über einen deutlich größeren Körper sowie einen geschlossenen Akkuschacht. Der grundlegende Aufbau ist aber trotzdem der selbe. Auf dem Körper befindet sich eine Fake GPS Antenne - wozu auch immer. Das hätte man aus Gründen der Aerodynamik auch weglassen können. Als Tragegriff tut diese aber durchaus gute Dienste. Der Quadrocopter hat mit montiertem Rotor-Schutz die Abmessungen 47 x 48 x 16,5cm und wiegt 336g. Der Durchmesser eines Rotors liegt bei 20,5cm. Ja, das Ding ist groß, richtig groß und dementsprechend beängstigend dürfte der Erstflug für Unerfahrene ausfallen. Als Einsteiger Quadrocopter ist er damit auch völlig ungeeignet.
Positiv aufgefallen sind mir am Aufbau die gut geschützten beweglichen Teile und auch die Unterbringung Elektronik. Die Hauptplatine befindet sich komplett geschützt im Hauptkörper und alle Kabel und LEDs sind innerhalb der Rotor-Ärme verlegt. Der Quadrocopter verfügt über je eine große LED Leiste an jedem Arm welche durch zwei Farben die Richtung anzeigen und bei niedrigem Akkustand zu blinken beginnen. Die Getriebe der Rotoren (leider setzt man hier auf Bürstenmotoren die zu schwach für einen Direktantrieb sind) sind ebenfalls in einem schützenden Gehäuse untergebracht, wobei die Zahnräder aus Metall bestehen. Auch die Standfüße machen einen guten Eindruck und scheinen aus Kohlefaser zu bestehen.
Leider lässt die Verarbeitung zu Wünschen übrig, was gerade beim Preis von knapp 160 US Dollar einen faden Beigeschmack hinterlässt. Das verwendete Plastik ist recht weich und von absolut minderwertiger Qualität. Die Gehäuseteile sind zum Großteil nur zusammengeclipst und neigen bei härteren Landungen schon dazu auseinander zu fallen. Die Abdeckung für den Akkuschacht kann man getrost weg lassen denn sie fällt ohnehin ständig ab da sie nicht perfekt in die Aussparung des Gehäuses passt und der Akku auch so an seinem Platz bleibt.
Die Getriebe scheinen außerdem ebenfalls nicht gut verarbeitet zu sein. Dreht man die Rotoren, so erkennt man recht schnell dass jedes Getriebe andere Geräusche von sich gibt und verschieden viel Widerstand erzeugt. Im Betrieb macht sich das dann durch ein recht unangenehmes und extrem lautes Fluggeräusch bemerkbar. Als ich einmal Abends geflogen bin haben sich Anwohner über den Lärm beschwert - so laut ist das Ding!
Die Fernbedienung sieht auf den ersten Blick aus wie ein Spiele-Controller, und das ist auch gut so! Endlich einmal ein Quadrocopter bei dem man eine Fernbedienung bekommt die so richtig schön in der Hand liegt - ich dachte schon das darf ich nie erleben. Die Verarbeitung ist hier anders als beim Quadrocopter selbst recht gut gelungen. Die Fernsteuerung besteht aus einem schwarzen Kunststoff mit samtig-gummiartiger Oberfläche was für guten Grip sorgt. Die Analogsticks verfügen über an die Form der Daumen angepasste Spitzen aus demselben Material. Lediglich die Halterung für den FPV Monitor und der Monitor selbst machen wieder einen recht billigen Eindruck.
Der Controller verfügt über zwei Analog-Knüppel die für die Steuerung der Höhe, die Drehung und die Flugrichtung zuständig sind. Darunter befinden sich jeweils ein D-Pad welches für die Trimmung zuständig ist. In der Mitte befindet sich ein Button zum Ein- und Ausschalten der Fernsteuerung. Zusätzlich gibt es noch zwei Schultertasten mit denen man ein Foto schießen kann oder die Videoaufnahme starten kann. Das ist auch über Tasten möglich die sich am FPV Monitor befinden. Den FPV Monitor muss man aber nicht zwingend verwenden, was zu einer längeren Laufzeit der Batterien führt. An der unteren Seite der Fernsteuerung befindet sich außerdem ein Drehrad, mit welchem man den Winkel der Kamera verändern kann. Was mich persönlich stört ist, dass es keinerlei Anzeige zum Batteriestand gibt. So kann es dann passieren, dass man beim Fliegen eine böse Überraschung erlebt. Auch der Ladezustand des Akkus im Quadrocopter selbst wird nicht im Display dargestellt, so wie das z.B. beim Hubsan X4 Mini der Fall war.
Die Reichweite der Fernbedienung beträgt in etwa 100 Meter, was absolut ausreichend ist. Leider gibt es immer wieder mal Aussetzer (wenn auch selten), was letztlich zum Absturz des Quadrocopters führt da er aus Sicherheitsgründen bei Signalverlust einfach die Motoren abschaltet. Dementsprechend sollte man es vermeiden über Häusern und Autos zu fliegen und sich lieber eine große Wiese oder einen Acker aussuchen. So landet der Quadrocopter dann im Falle eines Absturzes auch weicher und nimmt keinen Schaden.
Der FPV Monitor wird mit einem Kabel an die Fernsteuerung angeschlossen und dann in einen Ausziehbaren Arm eingespannt. Wilde Bewegungen sollte man vermeiden, denn der Monitor neigt dazu aus der Halterung zu springen. Das LCD Display ist nicht schlecht und verrichtet seinen Dienst ausreichend gut. In Sonnenlicht ist es überraschend gut ablesbar. Der FPV Monitor verfügt über einen Micro SD Slot mit dem man die Aufnahmen dann direkt an der Fernsteuerung abspielen kann ohne einen PC zur Hand zu haben.
Durch seine Größe ist der Lian Sheng LS-128 Sky Hunter recht stabil was das Flugverhalten angeht. Er wackelt nicht so sehr herum wie das bei kleineren oder leichteren Quads der Fall ist. Man kann so recht ruhig und gerade in eine Richtung fliegen und so präzise Aufnahmen mit der Kamera erzeugen. Er ist auch deutlich weniger Empfindlich gegenüber Wind. Böen bis ca. 7km/h kann der LS-128 Sky Hunter locker kompensieren. Drückt man den linken Analog Stick der Fernsteuerung herunter, so kann man zwischen drei verschiedenen Modi wählen. Diese belaufen sich auf "Anfänger", "Fortgeschritten" und "Profi". Je nach Modi verändert sich der maximale Ausschlag des Quadrocopters und die Reaktionszeit. Die Steuerung wird dadurch erschwert, allerdings wird der Quadrocopter dann auch schneller und wendiger. Anfänger sollten vom Profi Modus unbedingt die Finger lassen, denn der Quadrocopter kann durchaus gefährlich werden wenn er außer Kontrolle gerät. Drückt man den rechten Analog Stick herunter und bewegt ihn dann in eine Richtung, führt der Quadrocopter einen Flip in die jeweilige Richtung aus. Das funktioniert sehr gut und der Quadrocopter stabilisiert sich nach dem Flip in unter einer Sekunde. Er verliert dabei auch nicht an Höhe.
Der Flugspaß ist also gegeben und befindet sich auf hohem Niveau, jedoch vermiesen einem die Aussetzer der Fernsteuerung oder des Empfängers immer wieder den Spaß. Es nervt einfach wenn das Teil mitten im Flug plötzlich ausgeht und vom Himmel fällt. Mir ist das Ding dabei einmal in einem Kornfeld niedergegangen. Ich war anschließend gut eine Stunde mit der Suche beschäftigt bis ich ihn wieder gefunden habe. Was außerdem tierisch nervt ist die Akkuwarnung. Diese setzt deutlich zu spät ein. Die LED-Leisten am Quadrocopter beginnen bei niedrigem Akkustand zu blinken, was allerdings rein gar nichts bringt, denn die Motoren schalten dann schon wenige Sekunden später ab. Man hat so keine Chance zu landen, sollte man zu lange in der Luft gewesen sein. Mit der Zeit entwickelt man dafür aber ein Gefühl und kann schon vor der Akkuwarnung die Höhe verringern um dann noch rechtzeitig landen zu können. Trotzdem gibt es hier einen dicken Daumen nach Unten!
https://www.youtube.com/watch?v=vclXKBo_A5g
Die Kamera macht ja auf dem Datenblatt einen guten Eindruck, denn sie ist wie schon erwähnt schwenkbar und soll auch mit HD Auflösung arbeiten. Während das mit der Ausrichtung der Kamera sehr gut und genau funktioniert, stimmt die HD-Angabe leider nicht. Die Kamera erzeugt Video Aufnahmen mit 480p Auflösung und um ehrlich zu sein sehen diese auch nicht besonders aus. Man erkennt schon etwas, aber die Bilder sind doch sehr verwaschen und noch dazu sehen die Farben einfach nur hässlich aus. Auch hier handelt es sich also nur um ein Spielzeug. Wer mit der Kamera nichts anfangen kann, der sollte sie abmontieren, denn das spart Strom. Wer eine bessere Qualität erreichen will, der hängt seine GoPro, SJCAM oder was auch immer an den Quad.
Der Akku vom Lian Sheng LS-128 Sky Hunter ist recht groß und besteht aus zwei 1.000mAh Lithium-Polymer Zellen. Insgesamt hat er also eine Kapazität von 2.000mAh. Zum Aufladen verfügt er über einen Balancer Anschluss, wodurch ein Überladen / Tiefentladen von einzelnen Zellen verhindert wird. Das ist wichtig, damit sich die Zellen nicht aufblähen oder vorzeitig den Geist aufgeben. Das Aufladen des Akkus dauert ca. 2 Stunden und die Flugzeit beträgt je nach Flugstil und ob die Kamera angeschlossen ist oder nicht zwischen 6 und 13 Minuten.
Leider scheint der Akku bezüglich der Stromaufnahme des Quadrocopters deutlich unterdimensioniert zu sein. Die Zellentemperatur kann an heißen Sommertagen nach dem Fliegen bis zu 80°C erreichen, was deutlich zu viel ist. Bisher hat der Akku das zwar überstanden, aber die Frage ist wie lange. Irgendwann kann das auch mal schief gehen. Hat man Glück, dann funktioniert der Akku einfach nicht mehr richtig, doch im Schlimmstfall kann er sich auch durch einen internen Kurzschluss entzünden.
Der Lian Sheng LS-128 Sky Hunter ist eigentlich ein recht guter Quadrocopter der sich vor allem durch sein stabiles Flugverhalten auszeichnet. Die Betonung liegt hier aber auf "eigentlich". Die minderwertige Verarbeitung, die Aussetzer, die unausgereifte Fernsteuerung und Ladestands-Warnung sowie der Akku der viel zu heiß wird bringen mich am Ende zum Fazit, dass der Quadrocopter sein Geld nicht wirklich wert ist. Für 159 US Dollar bekommt man deutlich bessere Drohnen und so sollte man von diesem Modell eindeutig die Finger lassen.
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