Mittlerweile dürfte jedem klar sein, dass die Chinesen so richtig geniale Smartphones bauen können – wenn sie denn wollen. Da überrascht es umso mehr, dass ab und an Geräte auf den Markt kommen, wo man sich einfach nur noch fragt was das überhaupt soll.
Dies trifft auch auf das Ulefone Be Pure zu, welches mir von Ulefone vor über einer Woche zum Testen zugeschickt worden ist. Warum genau, das werde ich in diesem Review noch ausführlich erläutern. Zunächst aber mal ein kurzer Überblick über das Handset. Das Ulefone Be Pure sollte ursprünglich eine kleinere Ausgabe des Ulefone Be Pro werden, da sich viele über die Größe beim Be Pro beschwert haben. Leider hat das Smartphone mit dem Ulefone Be Pro außer dem Design so wenig gemeinsam wie ein Apfel mit einer Birne. Statt aktueller 64-Bit Hardware setzt Ulefone auf veraltete 32-Bit Hardware, und das zu einem Preis den ich für das Gebotene als Frechheit bezeichne: 130 US Dollar. Hinzu kommt dann auch noch, dass man ein paar Fehler die beim Ulefone Be Pro gemacht wurden einfach wiederholt hat. Aber mehr dazu im eigentlichen Review – und das beginnt jetzt!
Geliefert wird das Ulefone Be Pure in einer richtig kleinen weißen Box. Bei all den Phablets die hier zum Testen reinschneien ist man das gar nicht mehr gewohnt. Da kommt fast schon die Angst auf, man könnte etwas durch bloses Anfassen kaputt machen. Nein, Spaß beiseite, so klein ist die Box natürlich auch wieder nicht. Was gibt es zu sehen? Wie so oft nicht viel. Zum obligatorischen Ulefone Logo auf dem Deckel gesellt sich der übliche Sticker mit den IMEI Nummern und den Zertifizierungen mitsamt Notified Body Number neben dem CE Zeichen auf einer Seite, sowie ein Sticker mit den Spezifikationen auf der Unterseite. Der Deckel wird nach Oben hin abgenommen, woraufhin das Smartphone ans Tageslicht kommt. Darunter befindet sich eine kleine Abtrennung. Entfernt man diese, so fällt der Blick auf eine Kurzanleitung in den Sprachen Englisch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch, Arabisch, Deutsch, Niederländisch, Russisch und Spanisch, ein Micro USB Kabel und ein Netzteil mit 1A Ausgangsstrom und deutschem Stecker. Eine Schutzfolie liegt ebenfalls bei.
Man nehme das Ulefone Be Pro, schrumpfe es auf die Abmessungen 144 x 72,5 x 10mm, entferne die Status LED und ersetze das Material des Backcovers durch billigeres Plastik mit der Struktur von Raufaser-Tapete und schon hat man das Ulefone Be Pure. Hässlich ist es nicht, aber auch keine Augenweide. Die Haptik ist ganz in Ordnung und es knarzt bei Druck nichts und wackeln tut auch nichts. Die Spaltmaße stimmen ebenfalls. Was mir aber total gegen Strich geht ist, dass Ulefone nichts aus dem Fehler mit den Buttons beim Be Pro gelernt hat. Die gehen auch beim Be Pure extrem leicht und mir passiert es ständig, dass ich sie aus Versehen drücke – selbst wenn es sich ohne Hand in der Hosentasche befindet. Immerhin hat man es diesmal geschafft einen Kopfhöreranschluss zu integrieren, welcher mit allen Kopfhörern kompatibel ist und sich an die Normung hält.
5-inch, 720p, IPS, OGS: Das sind die Daten des Bildschirms. Klingt nach Durchschnittskost, ist aber leider – zumindest in dieser Preisklasse – unterdurchschnittlich. Wenn man schon keine ordentliche Ausstattung bietet, dann kann man für 130 US Dollar ja wenigstens erwarten, dass ein anständiges Display verbaut wird. JDI hat da zum Beispiel richtig geniale 720p Panels im 5-inch Bereich. Leider wurde hier gespart. Von wem das Panel auch immer stammen mag: Es überzeugt mich einfach nicht. Die Farben wirken Blass, es mangelt an Schärfe und Kontrast, und schon bei geringer Sonneneinstrahlung wird es schwer auf dem Display noch etwas zu erkennen. Der Digitizer reagiert auch oft nur wiederwillig und zeigt ein deutliches Ruckeln beim Scrollen.
Das Ulefone Be Pure setzt auf einen veralteten Mediatek MT6592M Chipsatz als Prozessor, welchen man heutzutage eher im Bereich zwischen $50 und $80 vorfindet. In dieser Preisklasse wäre dieser 32-Bit Chip auch noch absolut angebracht (8x ARM Cortex A7 mit 1,4GHz), für 130 US Dollar allerdings ein schlechter Witz – hier bieten andere Hersteller schon mindestens einen MT6732. Zusammen mit nur 1GB RAM und 8GB Speicher (erweiterbar per Micro SD Karte) performt das Handset in dieser Preisklasse für die heutige Zeit viel zu schlecht, und das wird auch in den Benchmarks deutlich.
Softwaretechnisch ist das Ulefone Be Pure eine einzige Katastrophe. Auch der alte MT6792M kann im Grunde noch recht flott sein, da muss aber auch die Software mitspielen. Leider hat es Ulefone hier komplett vergeigt. Das leicht angepasste Android 4.4.2 welches auf dem Ulefone Be Pure läuft, ruckelt sich konstant einen ab. Manchmal genehmigt es sich sogar Verschnaufpausen, bei denen man überhaupt nicht weiß wo diese jetzt gerade her kommen, wenn gerade nur eine einzige App geöffnet ist. Das ganze ist eine mittelgroße Katastrophe und macht das Ulefone Be Pure zur Schnecke. Auch ein OTA Update und ein Reset auf den Werkszustand konnte daran nichts ändern.
Lichtblick! In Sachen Audioqualität kann man dem Be Pure echt nichts vorwerfen. Der interne Lautsprecher klingt deutlich besser als der Durchschnitt der gesamten Preisklasse von $100 - $300. Da fragt man sich schon, warum Ulefone diesen Lautsprecher nicht in das Be Pro eingebaut hat. Mächtig laut, sehr ausgewogen und mit viel Bass schlägt sich dieser bei der Musikwiedergabe sehr gut. Über Kopfhörer klingt ebenfalls alles astrein. Die Sprachqualität bei Telefonaten geht in Ordnung, haut einen aber nicht vom Hocker.
Mies, aber sowas von. Egal ob 2G / 3G, WLAN oder GPS: Ständig hat man mit niedriger Signalstärke zu kämpfen. Die Verbindung zum WLAN Router verliert das Be Pure noch im Treppenhaus auf dem Weg ins nächste Stockwerk, der Empfang von 3G Netzen war an meinem Standort fast nicht möglich und selbst der GSM Empfang war sehr schlecht. Da könnte man fast schon meinen es wäre gar keine Antenne verbaut – ist aber. Und Kontaktprobleme hat diese auch nicht. Liegt also eindeutig an einem schlechten Layout. Der GPS Empfang ist ebenfalls eine Katastrophe. Bis mal ein Fix für 7 Satelliten steht genehmigt sich das Ulefone Be Pure mehrere Minuten. Die Genauigkeit sank in meinen Tests nie unter 12 Meter, der Schnitt liegt bei 16 Metern. Absolut unbrauchbar!
13 Megapixel auf der Rückseite und 5 Megapixel auf der Front soll es hier geben. Ob das nun alles stimmt habe ich um ehrlich zu sein nicht näher überprüft, fakt ist aber, dass die Kamera akzeptabel ist – Wunder darf man sich aber nicht erwarten. Die Farben könnten etwas besser sein, die Tiefenschärfe ebenfalls und auch die low-light Performance lässt zu Wünschen übrig. Ansonsten handelt es sich hier aber um eine brauchbare Schnappschusskamera, welche sogar HDR Aufnahmen einigermaßen hinbekommt. Der LED Blitz ist leider nur eine Notleuchte und verfügt auch (entgegen dem was Ulefone einem hier vorgaukeln will) nur über eine LED. Videoaufnahmen sind mit 1080p möglich und haben eine anständige Qualität mit guter Audiowiedergabe. Die Frontkamera taugt allenfalls für Videochats.
Ich gebe zu, ich war skeptisch was die Akkulaufzeit beim Ulefone Be Pure betrifft. 2.000mAh sind ja nicht gerade viel. Hier gab es aber keine Schwierigkeiten. Sowohl Gewicht als auch Messung bestätigen die von Ulefone angegebenen 2.000mAh und das Handset läuft locker einen ganzen Tag selbst bei stärkerer Nutzung. Die Screen-On Time liegt bei um die 6 Stunden. Das Aufladen dauert aber leider eine halbe Ewigkeit. Fast 3 Stunden muss man sich hier gedulden.
Warum? Das frage ich mich, nachdem ich das Ulefone Be Pure für etwas mehr als eine Woche getestet habe. Mir erschließt sich einfach der Sinn solch einer Kreation nicht. Kein Mensch braucht veraltete Hardware zu einem überteuerten Preis, welche dann noch nicht mal korrekt funktioniert. Ulefone hat gezeigt, dass man es besser kann, warum also so ein Aussetzer? Nun gut, wollen wir das mal vergessen und das Be Pure auf den Elektroschrott schmeißen. Finger weg!
Trotz der schlechten Bewertung geht abschließend ein Dankeschön an Ulefone und Coolicool, welche mir in einer Kooperation das Smartphone zum Testen zugeschickt haben.
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