Was die Preis-Leistung angeht, ist das Xiaomi Mi 9 aktuell eines der interessantesten Smartphones am Markt. Doch Lenovo bläst jüngst zum Angriff auf Xiaomi an und hat auch im High-End Segment entsprechendes zu bieten. Das neue Lenovo Z6 Pro bietet absolute High-End Ausstattung inklusive einer Quad Kamera mit einer Gesamtauflösung von 74MP zu einem ähnlichen Preis wie das Xiaomi Mi 9. Wir haben uns das Lenovo Z6 Pro einmal genauer angesehen und zeigen euch in diesem Test, was ihr von dem High-End Chinahandy erwarten könnt.
Beim Auspacken präsentiert sich das Lenovo Z6 Pro in einer relativ einfach gestalteten Verpackung. Schlichtes, schwarzes Papier mit dezenter Textur trifft auf dezente rote Akzente. Die eigentliche Box befindet sich geschützt in einem Wrapper und wird zur rechten Seite hin mit einer Schlaufe geöffnet. Lenovo spendiert seinen Kunden einiges an Zubehör. Neben einem Quick Charge 4 Netzteil (China Stecker) und einem Typ-C auf Typ-C Kabel gibt es die übliche SIM Nadel, Papierkram, eine Schutzhülle und sogar eine Displayschutzfolie. CECT-Shop hat auch noch ein wenig Zubehör beigesteuert: Ein Putztuch, ein Typ-A auf Typ-C Kabel, einen OTG Adapter, einen Smartphone Standfuß zum Ankleben und einen OTG Adapter. Das Unboxing Video könnt ihr euch hier ansehen.
Das Lenovo Z6 Pro ist ein wunderschönes Smartphone und ein echter Blickfang geworden. Vor allem die rot-schwarze Variante, welche uns auch zum Testen vorliegt, macht optisch einiges her und sieht sehr interessant aus. Front und Rückseite bestehen aus stabilem aber nicht näher spezifiziertem Gorilla Glass, um die Seiten schmiegt sich ein schwarz-glänzender Metallrahmen ohne jeglichen optischen oder haptischen Makel. Der SIM Tray fügt sich nahtlos in den Rahmen ein und schließt nahezu bündig ab, sodass er kaum zu sehen und fühlen ist. Die Hardware Tasten auf der rechten Seite sind in einer Vertiefung platziert, sodass sie in der Hosentasche nicht so leicht versehentlich gedrückt werden. Die Tasten wackeln und klappern nicht und bieten einen schönen knackigen Druckpunkt und genau den richtigen Druckwiderstand. Passend zum Design ist die Power Taste rot hervorgehoben.
Warum passend? Weil das vermeintlich fast schwarze Lenovo Z6 Pro eine geheime farbenfrohe Seele hat. Zunächst scheint es so, als gäbe es nur einen einzigen roten Streifen, welcher sich einmal vertikal über die Rückseite, dort wo das Lenovo Logo und die Hauptkamera angebracht ist. Dieser Streifen verändert sich je nach Blickwinkel ein wenig und beginnt bei direktem Lichteinfall regelrecht zu leuchten, was dem Lenovo Z6 Pro eine sehr interessante Optik verleiht. Scheint allerdings direktes Sonnenlicht auf die Rückseite, verändert sich die Optik noch weiter. Zum roten Streifen gesellt sich dann plötzlich ein Wellenmuster, ebenfalls in roter Farbe, welches sich je nach Blickwinkel und Lichteinfall stark verändert. Dieser Effekt führt dazu, dass das Lenovo Z6 Pro immer wieder etwas anders aussieht und genau das macht das Design so interessant. Wer das dunkle Design nicht mag, der bekommt das Spektakel übrigens auch in der Farbe Grün geboten.
Was die Größe angeht, ist das Lenovo Z6 Pro nicht unbedingt etwas für Nutzer die kleine Smartphones bevorzugen. Mit 157,5 x 74,8 x 8,76mm ist das Smartphone minimal höher als ein iPhone 8 Plus, dafür durch das Seitenverhältnis des Displays aber etwas schmaler. Die Dicke gewinnt sicherlich auch keine Preise, bewegt sich aber noch völlig im Rahmen dessen, was in der Tasche nicht stört. Immerhin konnte Lenovo so das Kamera Modul kaschieren, welches in diesem Fall kaum aus der Rückseite heraussteht. Das Gewicht ist mit 188g nicht gerade gering, für die Größe und den relativ dicken Akku allerdings auch alles andere als schwer. Das Gewicht spricht auch für die Bauweise, welche offensichtlich sehr solide ist. Um das Z6 Pro ansatzweise zu biegen ist deutlich mehr Kraftaufwand nötig als beispielsweise beim Mi 9, mit welchem das Smartphone ja konkurriert.
Größe: | 6,39" |
Auflösung: | 2340 x 1080 |
Technologie: | AMOLED, HDR10, DC Dimming |
Anzahl Berührungspunkte: | 10 |
Gehärtetes Glas: | Gorilla Glass |
Anti Fingerabdruck Beschichtung: | Ja |
Das große 6,39 Zoll FHD+ Display im Lenovo Z6 Pro basiert auf AMOLED Technik und bietet Unterstützung für HDR10, DC Dimming und einen Helligkeits-Boost für die Nutzung im Freien. Lenovo macht allerdings keine Angaben zur maximalen Helligkeit des Panels. Der Grund dafür dürfte sein, dass die maximale Helligkeit bei unter 600 Nits liegt. Grob geschätzt dürften es 500 - 550 Nits sein. Unter direktem Sonnenlicht sind Bildschirminhalte mit Helligkeits-Boost erkennbar, bei feinen Details und Kontrasten wird die Sicht aber deutlich eingeschränkt, was vor allem beim Fotografieren gelegentlich stört. Das Mi 9 ist da definitiv eine Ecke heller, wenngleich der Unterschied auch nicht weltbewegend ist. DC Dimming wird übrigens unterstützt und kann optional zugeschaltet werden.
Die Qualität des Displays ist sehr gut, ab Werk allerdings etwas zu farbintensiv eingestellt. Man bekommt hier extrem satte Farben, welche an die einst typische AMOLED Bonbon Optik erinnern. Wer das mag wird absolut glücklich sein, wer eine natürliche Darstellung bevorzugt, dem sei ein Besuch der Displayeinstellungen empfohlen. Hier kann man die Farben von Vibrant auf Standard stellen, was dann in einer zurückhaltenderen und damit deutlich natürlicheren Darstellung resultiert. Darüber hinaus kann man auch die Farbtemperatur festlegen, je nachdem ob man einen leichten Blau- oder Rotstich bzw. eine neutrale Darstellung bevorzugt. Was die sonstige Bildqualität und Schärfe betrifft, gibt es absolut nichts auszusetzen. Hier bewegt sich das Lenovo Z6 Pro auf High-End Niveau.
Der Touchscreen unterstützt wie bei fast allen heutigen Smartphones 10 Berührungspunkte und wird dem Flaggschiff-Titel auch gerecht. Das Panel reagiert verzögerungsfrei und äußerst genau auf Eingaben. Schnelles Schreiben macht hier richtig Spaß und es gibt dabei keine Aussetzer oder Ungenauigkeiten. Auch beim Spielen mit zwei Fingern auf dem Display gibt es keine Aussetzer oder eine Erhöhung der Latenz. Shooter lassen sich mit dem Z6 Pro wirklich gut spielen und auch feine Bewegungen des Fingers werden zuverlässig umgesetzt. Das Displayglas blieb während der Testphase kratzfrei. Wie gewohnt wurde das Smartphone ohne Schutzfolie genutzt und musste auch den Transport mit dem Schlüsselbund in einer Tasche über sich ergehen lassen. Auf dem Glas befindet sich eine fettabweisende Beschichtung, welche störende Abdrücke und Schmierer sehr gut fernhält. Nach einem Tag sind allenfalls leichte Abdrücke zu erkennen, welche sich mit wenig Aufwand abwischen lassen.
Vom Aussehen her entspricht die Front dem, was man heutzutage von einem High-End Smartphone erwarten darf. Ohne Notch kommt das Lenovo Z6 Pro zwar nicht aus, dafür setzt der Hersteller aber auf eine kleine und unauffällige Waterdrop Notch, welche im Gegensatz zu Xiaomi auch ordentlich ins System integriert wurde. Die Displayränder sind sehr schmal, wenngleich Lenovo hier auf seinen Rendern mal wieder übertrieben hat. Vor allem der Kinnrand ist deutlich breiter als auf den Render Bildern dargestellt, muss sich aber mit 3,5mm auch nicht vor der Konkurrenz verstecken.
Prozessor: | Qualcomm Snapdragon 855 (7nm) 4x Kryo 485 Gold @2,841GHz 4x Kryo 485 Silver @1,785GHz |
GPU: | Adreno 640 |
RAM (Geschwindigkeit): | 6GB/8GB/12GB LPDDR4X Dual Channel Durchsatz: 26,7GB/s |
Speicher (Geschwindigkeit R/W): | 128GB/256GB/512GB UFS 2.1 Lesen: 839MB/s | Schreiben: 177MB/s |
Micro SD (Geschwindigkeit R/W): | Ja (Hybrid Slot) Lesen: 80MB/s | Schreiben: 43MB/s >> Micro SD Preisvergleich |
Fingerabdruck Scanner: | Ja (im Display) |
Sensoren: | Neigung, Schrittzähler, Rotationsvektor, Annäherung, Bewegungserkennung, Gesten, Magnetsensor, Gyroskop, Kompass, lineare Beschleunigung, Gravitation, Pickup Sensor, Umgebungslicht |
Besonderheiten: | 3,5mm Anschluss, Always On Display |
Abmessungen / Gewicht: | 157,5 x 74,8 x 8,76mm 188g |
Das Lenovo Z6 Pro ist mit dem Snapdragon 855 ausgestattet. In Benchmarks liegt das Smartphone allerdings etwas hinter der Konkurrenz von Xiaomi, obwohl auch hier LPDDR4X RAM (bis zu 12GB) und UFS 2.1 Speicher (bis zu 512GB) zum Einsatz kommen. Das bedeutet aber nicht, dass sich das Lenovo Z6 Pro verstecken muss. Die Leistung ist da und so bietet das Smartphone ein absolut flüssiges System und eine großartige Performance in allen Apps. Auch beim Spielen gibt es keine Engpässe und selbst sehr anspruchsvolle Titel wie Shadowgun Legends lassen sich auf höchsten Grafikeinstellungen ohne Ruckler spielen. Die Abwärme ist dabei spürbar aber keineswegs unangenehm, da die Abwärme gleichmäßig über das gesamte Gerät verteilt wird und sich nicht an einem Punkt sammelt. Das Kühlsystem setzt dabei auf eine mit Flüssigkeit gefüllte Heatpipe, was für einen schnellen Wärmetransfer sorgt. Thermal Throttling tritt auch unter Dauerlast nicht auf.
Der Speicher erreicht ordentliche Werte und insbesondere der Arbeitsspeicher ist sehr schnell unterwegs, sodass es auch bei massivem Multitasking keine Einschränkungen gibt. Bei Nutzung einer Micro SD Karte geht leider die Dual SIM Funktionalität verloren. Der Slot reizt in Sachen Geschwindigkeit das Maximum unserer Testkarte nahezu aus. Die Speichererweiterung ist allerdings nur für Daten wie Musik und Fotos nutzbar. Das Installieren von Apps auf einer Micro SD Karte ist mit Bordmitteln nicht möglich. Bei den Sensoren haben wir keine Schwachstellen gefunden. Das Lenovo Z6 Pro bietet hier eine umfangreiche Ausstattung und alle Sensoren funktionieren ohne Aussetzer. Der Fingerabdruck Sensor wurde direkt in das Display integriert und arbeitet sehr zuverlässig und schnell. Der Home Screen erscheint nach Auflegen des Fingers bereits nach ca. einer halben Sekunde. Face Unlock via Frontkamera steht auch zur Verfügung und lässt sich nicht mit Fotos austricksen. Auch hier geht das Entsperren sehr schnell von statten und auch bei wenig Licht funktioniert die Erkennung zuverlässig.
Etwas eigenartig ist die Entscheidung von Lenovo ein USB Typ-C auf USB Typ-C Kabel beizulegen. Auch das Netzteil setzt natürlich auf diesen Eingang. Zunächst gingen wir davon aus, dass das Lenovo Z6 Pro dann auch USB 3 oder gar 3.1 Gen 2 an Bord hat. Das ist allerdings nicht der Fall. Stattdessen setzt auch Lenovo noch immer auf USB 2. Auf eine Bildausgabe via HDMI Adapter oder schnelle Datentransfers muss man also verzichten. Schade eigentlich, denn da diese Features nach wie vor eine Rarität sind, hätte Lenovo hier leicht punkten können.
Variante: | ZUI 11 |
Android Version: | Android 9 Pie |
Google zertifiziert: | Nein |
DRM Technologien: | Widevine L3, ClearKey CDM |
Bloatware: | Ja (deinstallierbar) |
Root Zugriff: | Nein |
OTA Updates: | Ja (zwei Updates im Testzeitraum) |
Schadsoftware: | Nein |
Auf dem Lenovo Z6 Pro läuft das noch aktuelle Android 9 Pie, welches allerdings wegen der ZUI 11 Oberfläche nicht als solches zu erkennen ist. ZUI präsentiert sich mittlerweile als optischer Mix aus MIUI und Flyme OS. Das System ist ziemlich übersichtlich und einfach zu nutzen, hat aber auch ein paar Schwachstellen. Nervig ist, dass man für seine Apps manuell die Berechtigungen bezüglich Autostart, Energiemanagement und Benachrichtigungen festlegen muss. Tut man das nicht, kann es sein, dass z.B. Messenger Benachrichtigungen nicht ankommen oder Apps im Standby beendet werden, welche eigentlich weiterlaufen sollten (Runtastic, Maps, Sportify). Gesteuert wird das System entweder über klassische On-Screen Buttons oder über Gesten. Lenovo hat sich bei den Gesten von Xiaomi inspirieren lassen, nutzt allerdings eine andere Belegung. Seitliches Wischen öffnet den App Switcher, Wischen von unten blättert zurück, Wischen und Halten von unten öffnet den Home Screen. Ist man anderes gewohnt, dauert es eine Weile bis man sich daran gewöhnt hat. Umbelegen kann man die Gesten leider nicht.
Die Update Politik für das Lenovo Z6 Pro war bisher gut. Direkt nach dem Auspacken gab es ein größeres Update, was auch nötig war, denn die Akku Einstellungen lösten einen Crash aus. Einige Tage später kam dann noch ein weiteres Update. Der Sicherheitspatch wurde aktualisiert und befindet sich seitdem auf dem Stand vom April 2019. Auf Mehrsprachen Unterstützung muss man leider verzichten solange es keine Global Version gibt. Das System lässt sich aber problemlos auf Englisch nutzen und die Sprache der installierten Apps kann via ADB geändert werden. Erfreulich ist, dass auf dem Lenovo Z6 Pro die Google Play Dienste trotz China Firmware vorinstalliert sind und auch die Synchronisierung mit dem Google Account klappt. Nur der Play Store selber muss manuell installiert werden - entweder aus dem Lenovo eigenen App Store (siehe unten) oder eben via APK Datei.
Sehr gut gelöst wurde die Integration der Waterdrop Notch. Im Gegensatz zu Xiaomi's MIUI nutzt ZUI 11 den Platz sehr gut aus. Neben der Uhrzeit werden auch die Benachrichtigungssymbole (dauerhaft!) eingeblendet und auch die Status Symbole sind nicht kastriert worden. Eine Prozent Anzeige für den Akku steht zur Verfügung. Und auch sonst hinterlässt ZUI 11 auf dem Lenovo Z6 Pro einen gut polierten Eindruck. Das System läuft stabil, grobe Fehler sind nicht in Erscheinung getreten und auch die Performance ist seit dem letzten Update richtig gut. Versäumt hat Lenovo allerdings Google Zertifizierung und Widevine Level 1 zu implementieren. Netflix in HD funktioniert nicht und auch Google Pay ist ohne Zertifizierung nicht nutzbar. Da allerdings kein NFC an Bord ist, hat das nur geringe Relevanz.
Mobilfunk: | 2G: B2/B3/B5/B8 3G: B1/B2/B5/B8/B34/B39/BC0 4G: B1/B3/B5/B7/B8/B20/B34/B38/B39/B40/B41 |
WLAN: | WLAN 802.11a/b/g/n/ac 2x2 MIMO |
Bluetooth: | Bluetooth 5.0 |
NFC: | Nein |
HotKnot: | Nein |
Dual-SIM: | Dual Nano SIM |
Positionsbestimmung: | GPS, A-GPS, GLONASS, BDS, Galileo |
In deutschen Mobilfunknetzen leistet das Lenovo Z6 Pro gute Dienste und ist auch in den meisten EU Drittländern uneingeschränkt nutzbar. Zwar fehlt das noch recht neue Band 28LTE (700MHz), doch das hat nur geringe Relevanz da es noch nicht weit verbreitet ist. Band 8 und Band 20 sind jedenfalls am Start und damit hat man quasi überall in Deutschland LTE. Der Empfang ist hervorragen und auch VoLTE funktioniert einwandfrei. VoWiFi wird allerdings nicht unterstützt - zumindest konnten wir keine Einstellung dazu ausfindig machen.
Im heimischen WLAN liefert das Z6 Pro schnelles AC-WLAN mit 2x2 MIMO und erreicht direkt neben dem Router über 500Mbit/s Durchsatz. Ein Stockwerk darunter bleibt die 5GHz Verbindung bestehen, was ein Beweis für eine exzellente Empfangsleistung ist. Die meisten Smartphones wechseln hier in 2,4GHz Band. Der Durchsatz erreicht auch hier noch über 200Mbit/s. Bluetooth 5.0 wird unterstützt und hat im Test ein komplettes Stockwerk im Haus ohne Aussetzer abgedeckt. Auf NFC hat Lenovo leider verzichtet.
Im GPS Test wurden vom Z6 Pro über 30 Satelliten eingebunden, was ein spitzen Wert ist. Auch die Signalstärke ist exzellent und leider selbst bei schlechtem Wetter kaum. Navigation und GPS Tracking funktioniert entsprechend genau, auch wenn sich das Smartphone in der Hosentasche befindet.
Lautsprecher: | Mono (Dolby Atmos Unterstützung) |
Noise Cancelling Mikrofon: | Ja |
Dedizierter Audio DAC: | Nein |
Dedizierter Verstärker: | Nein |
Auf Stereo Sound muss man beim Lenovo Z6 Pro leider verzichten. Es gibt lediglich einen Mono Lautsprecher unten im Rahmen. Dieser liefert aber einen sehr guten Klang mit dynamischer Dolby Atmos Verbesserung. Dabei sollte man jedoch im Rahmen von 80% Lautstärke bleiben. Alles darüber resultiert zwar in einer enormen Lautstärke, klingt aber auch unangenehm schrill und verzerrt. Lenovo hätte die Lautstärke hier etwas stärker deckeln sollen.
Lobenswert ist, dass man nicht auf einen 3,5mm Anschluss verzichten muss. Die guten alten analogen Kopfhörer lassen sich also nutzen und kommen ebenfalls in den Genuss von Dolby Atmos. Und auch wenn hier kein dedizierter Verstärker am Werk ist, so liefert das Lenovo Z6 Pro doch ein beachtliches Klangbild mit sehr hoher Lautstärke und kräftigen Bässen, ohne dass dabei die Klarheit verloren geht.
Beim Telefonieren liefert das Smartphone den vom High-End Segment zu erwartenden kristallklaren Sound - HD-Telefonie vorausgesetzt. Das gilt sowohl für die Ohrmuschel, als auch für das Mikrofon und somit die Gegenseite. Hintergrundgeräusche werden nicht zum Problem, auch wenn diese etwas lauter sind. Die Freisprechfunktion funktioniert ordentlich, was auf dem Fahrrad getestet wurde.
Hauptkamera: | 48MP f/1.8 16MP 125° Witwinkel f/2.2 8MP 2-fach Tele f/2.4 2MP Super Video Kamera mit OIS und f/1.8 Video: 4k@30fps H.264 |
Frontkamera: | 32MP f/2.0 Video: FHD@30fps H.264 |
Blitz: | Dual LED |
Fokus: | PDAF + ToF |
Slow Motion: | Ja (unbrauchbar) |
Das Lenovo Z6 Pro geht auf dem Papier ohne weiteres als Kamera Smartphone durch. Die Hauptkamera besteht aus vier Sensoren bzw. sogar fünf Sensoren, wenn man den ToF Sensor für den Fokus dazu zählt. Insgesamt kommen die Kameras auf eine Auflösung von 74MP. Hinzu gesellt sich noch eine Selfie Kamera mit einer Auflösung von fast schon irrsinnig wirkenden 32MP. Dass nicht alles Gold ist was glänzt, wird aber auch hier recht schnell klar. Doch der Reihe nach.
Im normalen Modus schlägt sich die Kamera sehr gut. Lasst euch durch die recht intensiven Farben nicht verunsichern. Diese stammen von der automatischen Bildoptimierung. Man kann diese in den Einstellungen abschalten und erhält dann deutlich natürlichere Farben. Wir haben die Optimierung für den Test aktiv gelassen, da es erstens die Standard Einstellung ist und zweitens in vielen Situationen alles andere als übel aussieht. Wirkliche Schwächen hat die Kamera nicht und kommt mit diversen Situationen sehr gut klar. Allenfalls eine leichte Matschigkeit auf große Distanz kann man kritisieren, doch damit kämpfen auch die meisten anderen Flagships mit 48MP Sensor. Der Fokus ist pfeilschnell und sitzt grundsätzlich auf Anhieb. Im Makromodus kann die Kamera sogar sehr kleine Objekte scharf stellen und das sogar mit geringem Abstand von wenigen Zentimetern. Beeindruckende Makro-Aufnahmen sind mit dem Lenovo Z6 Pro kein Problem und in Sachen Detailreichtum schlagen diese so manches Produkt der Konkurrenz.
Einen Modus für Fotos mit hoher Auflösung gibt es natürlich auch hier. Dieser liefert aber nur 48MP und keine 100MP, wie sich das Marketing von Lenovo interpretieren lässt. Die Aussage bezog sich wohl nur auf die Gesamtauflösung aller Kameras, welche in der Tat bei über 100MP liegt. Der 48MP Modus ist vor allem für Landschaftsaufnahmen und Fotos wichtig, bei denen es auf eine möglichst gute Detailschärfe ankommt. Hier schneidet der 48MP Modus deutlich besser ab als der Pixel Binning Modus alias Standard Modus. Etwas störend ist allerdings, dass man den 48MP Modus umständlich über die Einstellungen der Kamera App aktivieren muss. Ein entsprechendes Icon in der Kameravorschau wäre da deutlich komfortabler gewesen.
Das Zoom Objektiv bietet einen optischen 2-fach Zoom ohne Bildstabilisierung bei einer Auflösung von 8MP und einem Blendenwert von f/2.4. Sonderlich lichtstark ist der Sensor deshalb nicht und sollte nur bei Tag genutzt werden, wenngleich Nachtaufnahmen immer noch brauchbar sind, wenn einen die reduzierte Qualität nicht stört. Obwohl keine Bildstabilisierung vorhanden ist, gelingen Zoom Aufnahmen durch die kurze Auslösezeit ohne Mühe. Selbst wenn die Hände etwas wackeln sehen die Aufnahmen scharf aus.
Das Lenovo Z6 Pro bietet einen exzellenten Weitwinkel Modus. Die 16MP Kamera leistet hier ganze Arbeit und hat einen enormen Blickwinkel zu bieten. Schon der Hauptsensor ist vergleichsweise weitwinklig, doch den Unterschied merkt man trotzdem deutlich. Nur bei Nachtaufnahmen sollte man auf die Weitwinkel-Kamera verzichten. Diese schneidet schlechter ab als die Zoom Linse, obwohl die Blende größer ist. Auffällig ist ein deutlicher Farbunterschied der Weitwinkel Kamera gegenüber der Haupt- und Zoomlinse.
Der Bokeh Modus erzeugt schöne Fotos mit einem intensiven Bokeh Effekt und schicken Lichtkreisen. Dabei gehen in den scharfen Bereichen keine Details verloren und die Kantenerkennung arbeitet sehr zuverlässig. Das Lenovo Z6 Pro schafft selbst Motive wo die meisten anderen Smartphones versagen. Gelegentlich gibt es zwar auch hier Aussetzer, doch mit leicht verändertem Winkel lassen sich diese dann aus der Welt schaffen. Bei wenig Licht funktioniert der Bokeh Modus ebenfalls. Ein nachträgliches Anpassen des Effektes oder ein Verändern der Intensität ist leider nicht möglich.
Bei Dämmerlicht und Nacht punktet die 48MP Hauptkamera im Lenovo Z6 Pro mit ihrer Fähigkeit viel Licht einzufangen. Ohne lange Belichtungszeit sind hier vergleichsweise helle Aufnahmen möglich. Qualitativ überzeugen die Aufnahmen schon im Standard Modus. So richtig beeindruckend ist allerdings der Nachtmodus. Freihändig und ohne lange Belichtungszeit sind hier Aufnahmen möglich, die teilweise wirken als wären sie mit Langzeitbelichtung und Stativ geschossen worden. Hier hängt das Lenovo Z6 Pro jegliche Xiaomi Smartphones mühelos ab. Das ist aber auch gut so, denn die Kamera App unterstützt keine Langzeitbelichtung. Das hat natürlich den Nachteil, dass Nachtaufnahmen abseits von Fotos mit Restlicht oder Kunstlicht in quasi völliger Dunkelheit nicht möglich sind. Hier sollte Lenovo noch nachbessern.
Der LED Blitz ist mit seinen zwei Dioden ordentlich hell und hat eine gute Reichweite die auch für mittelgroße Räume ausreicht. Lenovo sollte aber die Software noch etwas verbessern, denn es kommt immer wieder mal vor, dass Bilder entweder überbelichtet oder zu dunkel wirken, obwohl sie eigentlich gut ausgeleuchtet sind. Vor allem wenn helle Farbtöne im Motiv dominieren, scheint die Software durcheinander zu kommen.
Die Frontkamera macht sehr gute Fotos. Die 32MP Auflösung sind aber nur ein Gimmick. Die Kamera ist in allen Situationen gleich auf mit der im Xiaomi Mi 9. Auch auf großen Bildschirmen bringt die hohe Auflösung keine sichtbaren Vorteile. Der Bokeh Modus funktioniert gut, sieht aber nicht ganz so schick aus wie bei der Hauptkamera.
Videos sind dann wieder ein Fall der in die Kategorie "es ist nicht alles Gold was glänzt" passt. Lenovo hat ja das "Hyper Video" Feature schon vor dem Launch angeteasert und schreckt auch nicht davor zurück dies auf der Rückseite des Z6 Pro zu vermerken. Als Hyper Video bezeichnet Lenovo die Nutzung eines zweiten 2MP Sensors mit OIS Stabilisierung, welcher die Videoqualität des Hauptsensors verbessern soll. Arg viel "Hyper" konnten wir beim Testen allerdings nicht finden. Ja, die 4k Videos vom Lenovo Z6 Pro haben eine übermäßig gute Schärfe, was aber hin und wieder etwas synthetisch wirkt. Arg viel mehr bringt der Modus aber nicht. Vielmehr scheint Lenovo mit der Software noch erhebliche Schwierigkeiten zu haben. Eine deutliche Artefaktbildung kann man bei schnelleren Bewegungen nicht leugnen. Zudem ist die völlig übertriebene Farbsättigung mit deutlichem Rotstich negativ zu bewerten. Darüber hinaus merkt man die Bildstabilisierung so gut wie gar nicht, der Fokus reagiert teils zu langsam oder falsch und es tritt gelegentlich ein Stocken im Videomaterial auf. Final bleibt dann noch zu bemängeln, dass man weder in 4k noch mit Full HD in 60fps aufzeichnen kann und Videos nur mit H.264, nicht aber mit H.265 / HEVC encodiert werden. Die Frontkamera schlägt sich da etwas besser. Zwar kann sie nur in Full HD aufnehmen, hat keinen Stabilisator und liefert einen geringeren Detailreichtum, doch immerhin stimmen hier die Farben und es gibt kein Ruckeln. Slow Motion Videos kann das Lenovo Z6 Pro nur in der Theorie aufnehmen. Wir haben mehrere Versuche gestartet und keiner ist gelungen. Das Resultat war jeweils eine Art Diashow aus Serienaufnahmen mit 0,5fps. Ob sich daran mit Updates etwas ändert wird sich zeigen.
Kapazität (Angabe): | 4.000mAh |
Kapazität (Gemessen): | 3852mAh |
Wechselbar: | Nein |
Fast Charging: | Quick Charge 3 |
Das Lenovo Z6 Pro ist trotz seiner Leistung ein Langläufer. Der 4.000mAh Akku bringt das Chinahandy zuverlässig durch zwei Tage, auch wenn man die Kamera nutzt und viel über mobile Daten im Netz unterwegs ist. Kritik muss sich Lenovo aber für das trickreiche Marketing anhören. Am Anfang hat man ziemlich dreist ein Quick Charge 4 Netzteil(!) beworben, dabei aber den Umstand verschwiegen, dass das Lenovo Z6 Pro nur Quick Charge 3 (18W) kann (wir berichteten). Und dem ist auch tatsächlich so. Der Akku lädt natürlich trotzdem sehr schnell, doch wer explizit Quick Charge 4 haben will, der wird hier potentiell in die Irre geführt und das ist nicht in Ordnung. Wireless Charging fehlt dem Z6 Pro übrigens.
Das Lenovo Z6 Pro ist ein echtes High-End Smartphone zu einem attraktiven Preis. In China geht es bereits ab 380€ los, wobei das Z6 Pro hier schon mehr Speicher als das Mi 9 bietet und zusätzlich mit einem Micro SD Slot punkten kann. Im Konkurrenzkampf mit dem Mi 9 schlägt sich das Z6 Pro insgesamt gut, schafft es aber nicht am Mi 9 vorbeizuziehen. Dafür fehlt es am nötigen Feinschliff. Details wie Widevine Level 1, Google Zertifizierung, NFC, Wireless Charging und Quick Charge 4 fehlen dem Lenovo Z6 Pro. Hinzu kommt, dass die vierte Kamera und die übertriebene Auflösung der Frontkamera mehr ein Gimmick sind. Zwar zieht das Lenovo in einigen Teilbereichen an der Kamera vom Mi 9 vorbei, doch als Gesamtpaket gesehen ist die Kamera am Ende bei weitem nicht so rund wie jene im Mi 9. Nichts desto trotz ist auch das Lenovo Z6 Pro ein Smartphone, das als Gesamtpaket überzeugt und viel Spaß macht. Vor allem das hinreisende Design dürfte viele Freunde finden. Und ja, so gibt es auch für dieses Schmuckstück eine Kaufempfehlung, wenn auch eine etwas Eingeschränkte. Wer mit Blick auf Netflix in HD, Google Pay usw. keine Kompromisse eingehen will, ist bei Xiaomi eindeutig besser aufgehoben.
Pro | Contra |
+ Das Design. Das Design. Das Design. 😍 | - Quick Charge 4 Mogelei (nur das Netzteil kann Quick Charge 4) |
+ Schönes Display mit HDR10 und DC Dimming | - Kein NFC |
+ Tolle Kamera... | - ...mit Schwächen in Teilbereichen (Video, kein Slow Motion, keine Langzeitbelichtung, keine 100MP Aufnahmen, Zoom und Weitwinkel Linse bei Nacht ) |
+ Leistung & Kühlung | - Keine Google Zertifizierung |
+ Speicher | - Kein Widevine Level 1 |
+ Empfang (inkl. B8 und B20 LTE) | |
+ Sound (Dolby Atmos Unterstützung) | |
+ 3,5mm Anschluss | |
+ Akkulaufzeit | |
+ Software & Updates (zumindest bisher) | |
+ Viele Sensoren und schneller + zuverlässiger In-Screen Fingerabdruck Sensor | |
+ Notch Integration | |
+ Alltagstaugliches Face Unlock |
Kommentare 4
Hi, gibt es möglicherweise für die global version eine Änderung bezüglich der Google Zetifizierung und Widevine Level 1, ähnlich wie es diese beim Mi 9 gab ?
Die schönen Nachtbilder im Standard haben aber einen sehr niedrigen iso Wert, meist unter 200 - Da wird wohl dasselbe Verfahren wie bei der Gcam angewandt, ansonsten wäre das doch gar nicht möglich. Das sollte mal Xiaomi machen.