Mit dem OnePlus 7 Pro hat der mittlerweile große und bekannte Smartphone Hersteller einen Kurswechsel eingeschlagen. Vorbei sind die Zeiten vom preiswerten "Flaggschiff-Killer". Stattdessen stößt man in das Oberklasse Segment vor - nicht nur aus Sicht der Ausstattung, sondern auch des Preises. Rund 700€ kostet das OnePlus 7 Pro in der Basis Version und ist damit das teuerste OnePlus Smartphone aller Zeiten. Damit steigen allerdings auch die Erwartungen an OnePlus. Ob das OnePlus 7 Pro letztlich hält was es verspricht und final auch halten muss, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
In weiß und rot präsentiert sich die elegante Verpackung vom OnePlus 7 Pro. Im Grunde handelt es sich um eine typische Smartphone Box, jedoch hochwertig gefertigt und mit samtigem Finish. Der Deckel wird von einer roten Banderole gesichert. Nach dem Öffnen blickt man direkt auf eine rote Box. In dieser findet man neben einer transparenten und flexiblen Schutzhülle den gesamten Papierkram, ein Willkommensschreiben und OnePlus Aufkleber - hier hat man sich also von Apple inspirieren lassen. Darüber hinaus findet man eine Karte mit dem SIM-Tool und einen Zettel mit der EU Kontaktadresse von OnePlus. Erst darunter folgt dann das OnePlus 7 Pro und das restliche Zubehör. Das Smartphone wird gut von Folie geschützt. Netzteil und USB Kabel werden nochmal zusätzlich von einer Papierhülle umfasst. Das Netzteil ist durch die 30 Watt Leistung die es liefern muss sehr groß und wiegt auch ordentlich was. Das USB Typ-C Kabel ist rot gefärbt und proprietär. Mit anderen USB Kabeln lässt sich Dash Charge nicht nutzen. Unser Unboxing Video findet ihr auf unserem YouTube Kanal.
Beim Design setzt OnePlus nicht unbedingt auf eine neue oder überaus eigenständige Optik. 3D Glas auf der Rückseite und ein geschwungener Rahmen aus Metall machen das Smartphone aus. Punkten kann man aber trotzdem und das gilt nicht nur für die Verarbeitung, sondern auch die Farbe. Neben Nebula Blue und "Almond", ihrerseits schon interessante Farbversionen, gibt es auch "Mirror Grey". Wer nun denkt, ein graues Smartphone sieht langweilig und wenig ansprechend aus, wird durch das OnePlus 7 Pro eines Besseren belehrt. Uns liegt exakt diese Version zum Testen vor und durch die stark spiegelnde Optik wirkt das Smartphone alles andere als langweilig und optisch äußerst ansprechend. Und so gibt es am Design insgesamt nur einen Kritikpunkt: die Größe. Das riesige Display ist trotz kaum vorhandener Ränder suboptimal für die einhändige Bedienung. Tatsächlich ist es fast nicht möglich das Smartphone einhändig zu bedienen. Versucht man es doch, ist das Risiko groß, dass einem das Gerät aus der Hand rutscht, denn viel Grip hat das Design nicht. OnePlus hätte hier auf ein kleineres 6,39 Zoll Panel zurückgreifen sollen, das wäre ideal gewesen.
Größe: | 6,67" |
Auflösung: | 3120 x 1440 |
Technologie: | "Fluid AMOLED" 90Hz 600 Nits |
Anzahl Berührungspunkte: | 10 |
Gehärtetes Glas: | Gorilla Glass |
Anti Fingerabdruck Beschichtung: | Ja |
OnePlus verpasst dem 7 Pro nicht weniger als das beste AMOLED Display in einem Smartphone. Man greift dazu auf ein Panel zurück, welches nicht nur eine extrem hohe Auflösung von 3120 x 1440 Pixeln am Start hat, sondern noch dazu mit einer Aktualisierungsrate von 90Hz arbeitet. Die hohe Auflösung sorgt für völlig unsichtbare Pixel, auch wenn man so nah wie möglich an das Display herangeht und sorgt für ein grandioses Bild, welches durch die unsichtbaren Bildpunkte wie gemalt wirkt. Die 90Hz Bildwiederholrate sorgt für ein deutlich flüssigeres Bedienungserlebnis. Hier muss man allerdings realistisch bleiben und das Feature nicht zu sehr hypen. Während die 90Hz ohne Frage eine feine Sache sind, sind sie keinesfalls ein Feature auf das man nicht mehr verzichten will (das ist es, was OnePlus in der Werbung behauptet). Bei einem klassischen 60Hz Display merkt man zunächst schon einen deutlichen Unterschied, gewöhnt sich dann aber blitzschnell wieder daran. Dem Vorteil der flüssigeren UI gegenüber steht am Ende auch ein deutlich erhöhter Energieverbrauch. Akkulaufzeit dürfte den meisten am Ende tendenziell wichtiger sein als die hohe Display-Frequenz. Was die Helligkeit betrifft überzeugt das OnePlus 7 Pro. Unter Sonnenlicht bleibt das Display gut ablesbar.
Den Touchscreen wurde auf das schnelle Display abgestimmt und hat so gut wie keine spürbare Eingabeverzögerung. Man bekommt das Gefühl als würde man mit den Inhalten auf dem Display direkt interagieren. Das gibt einem nicht nur das Gefühl von besserer Performance, sondern ist auch beim Spielen von Vorteil. Der Touch Screen erkennt 10 Berührungspunkte und hat insgesamt keinerlei Schwächen. Das Displayglas ist kein Fingerabdruckmagnet und einfach zu reinigen. Die Gleitfähigkeit ist hoch und die Kratzanfälligkeit gering. Auf dem Glas befindet sich bisher kein einziger Kratzer und das obwohl wir nicht die ersten sind, welche das Gerät getestet haben. Zuvor befand sich unser Testgerät bei China-Gadgets.de.
Prozessor: | Qualcomm Snapdragon 855 (7nm) 4x Kryo 485 Silver @1,785GHz 4x Kryo 485 Gold @2,841GHz |
GPU: | Adreno 640 |
RAM: | 6GB / 8GB / 12GB LPDDR4X Durchsatz: 28,2GB/s |
Speicher: | 128GB / 256GB UFS 3.0 2-Lane Lesen: 1466MB/s | Schreiben: 383MB/s |
Micro SD: | Nein >> Micro SD Preisvergleich |
Fingerabdruck Scanner: | Ja (im Display) |
Sensoren: | Abstand, Neigung, Schrittzähler, Rotationsvektor, Freifall, Bewegungserkennung, Magnetfeld, lineare Beschleunigung, Gyroskop, Gravitation, Ausrichtung, Umgebungslicht |
Besonderheiten: | Kein 3,5mm Anschluss, keine Benachrichtigungs-LED, "Flüssigkeitskühlung", 90Hz Display, USB Typ-C 3.1 Gen 1 Anschluss, Typ-C Video-Out, Pop-Up Frontkamera |
Abmessungen / Gewicht: | Angabe: 162,6 x 75,9 x 8,8mm Gemessen: 162,6 x 76 x 9,0mm (9,8mm mit Cam) 206g |
Das OnePlus 7 Pro ist eine Rennsemmel, nicht nur wegen des schnellen Displays, welches an sich schon für ein flüssigeres Nutzungserlebnis sorgt, sondern auch aufgrund der flotten Hardware. Neben dem aktuellen Snapdragon 855 Prozessor der per Heatpipe ("Flüssigkeitskühlung") gekühlt wird, bekommt ihr flotten LPDDR4X RAM (bis zu 12GB) und aktuellen UFS 3.0 Speicher mit Dual-Lane Anbindung dazu. Besonders der UFS 3.0 Speicher ist beeindruckend, und hebt die Speicher Geschwindigkeit auf das Niveau von NVMe SSDs an. Bis zu 1,44GB/s haben wir beim Lesen gemessen. Nur beim Schreiben ist der Wert im Vergleich mit UFS 2.1 unverändert, was aber an der Verschlüsselung von Android liegt und nicht am Speicher selbst. Dass das OnePlus 7 Pro damit absolute High-End Performance bietet und durch nichts kleinzukriegen ist, versteht sich von selbst. Weitere Ausführungen können wir uns deshalb an dieser Stelle auch sparen.
Und damit gehts weiter zur Sensorausstattung, wo das Smartphone natürlich ebenso punkten kann. Man sucht hier keine Sensoren vergeblich - außer ihr seit auf der Suche nach Spielereien wie einem Barometer. Gyroskop und Kompass funktionieren einwandfrei. Der Fingerabdruck Sensor befindet sich wie beim Vorgänger im Display, wurde allerdings deutlich verbessert. Der Sensor ist extrem schnell und entsperrt das Smartphone in 9 von 10 Fällen in weit unter einer halben Sekunde. Damit ist er schneller als der Sensor im Xiaomi Mi 9. Selbst Face Unlock ist nutzbar, obwohl dafür erst die Frontkamera aus dem oberen Rahmen ausfahren muss. Das geht allerdings so schnell, dass der Entsperrvorgang in unter einer Sekunde über die Bühne geht. Mit Fotos konnten wir Face Unlock nicht austricksen.
Was dem OnePlus 7 Pro fehlt ist eine Benachrichtigungs LED. Das ist schade, denn das Always On Display des Smartphones ist eher eine "Sometimes On Display". Konstant werden die Informationen hier nicht angezeigt. Hier wäre es schön wenn OnePlus dies wenigstens als Option verfügbar machen würde. Pluspunkte gibt es für den USB Typ-C Anschluss, welcher den USB 3.1 Gen 1 Standard unterstützt. Daten können somit mit USB 3 Geschwindigkeit übertragen werden. Darüber hinaus unterstützt das Smartphone HDMI Ausgabe am Typ-C Anschluss. Somit kann der Bildschirm des Smartphones an einem externen Bildschirm gespiegelt werden. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass ihr euch für USB 3 ein separates Kabel besorgen müsst. Das mitgelieferte USB Kabel unterstützt nur USB 2.0. Unter Berücksichtigung des hohen Preises (sowohl vom Smartphone auch als vom Kabel als Ersatzteil) ist das schon eine kleine Frechheit.
Variante: | OxygenOS |
Android Version: | Android 9 Pie Sicherheitspatch im Test: Mai 2019 |
Google zertifiziert: | Ja |
DRM Technologien: | ClearKey CDM, Widevine Level 1 |
Bloatware: | Nur Google und OnePlus Apps |
Root Zugriff: | Nein |
OTA Updates: | Ja (ein Update im Testzeitraum) |
Schadsoftware: | Nein |
OxygenOS ist und bleibt einer der besten Android Flavors. Es bietet die User Experience von klassischem Android mit einigen Extrafunktionen, sinnvollen Erweiterungen und Änderungen an der Oberfläche und allgemein einer erstklassigen Performance. Nicht umsonst ist OxygenOS sehr beliebt und für viele Nutzer einer der Hauptgründe sich für ein Smartphone des Herstellers zu entscheiden.
Im Test lief OxygenOS auf unserem Testgerät mit aktueller Android 9 Pie Basis und Mai Sicherheitspatch. Der Juni Sicherheitspatch hat sich im Testzeitraum noch nicht blicken lassen, dürfte aber mit dem nächsten Update Einzug halten. Im Test haben wir ein Update für das Smartphone erhalten.
OxygenOS kommt ab Werk ohne echte Bloatware daher. Die Google Apps und ein paar OnePlus-eigene Apps sind natürlich am Start, doch die Wenigsten werden diese als Bloatware bezeichnen. Sehr schön ist, dass man vieles davon deinstallieren kann. So muss man nicht unnötig viele Apps mit sich herumschleppen die man eigentlich gar nicht braucht.
Das OnePlus 7 Pro ist natürlich mit Google Zertifizierung ausgestattet. Die Play Dienste lassen sich somit ohne Probleme nutzen und auch Google Pay verweigert den Dienst nicht. Hinzu kommt Widevine Level 1 Unterstützung, was gerade bei dem großen HDR Display eine feine Sache ist, denn so kann man es beim Streaming wirklich ausnutzen.
Mobilfunk: | 2G: B2/3/5/8 3G: B1/2/4/5/8/9/19 BC0, BC1 4G: B1,2,3,4,5,7,8,12,13,17,18,19,20,25,26,28,29,30,34,38,39,41,46,48,66,71 |
WLAN: | WLAN 802.11a/b/g/n/ac 2x2 MIMO |
Bluetooth: | Bluetooth 5.0 |
NFC: | Ja |
HotKnot: | Nein |
Dual-SIM: | Dual Nano SIM |
Positionsbestimmung: | GPS (L1+L5 Dual Band), GLONASS, Galileo (E1+E5a Dual Band), Beidou, SBAS, A-GPS |
Am Empfang gibt es nicht das Geringste zu kritisieren. Im Mobilfunk hat sich das Smartphone super geschlagen und auch in schwierigen Situationen einen stabilen Empfang geliefert. Hinzu kommt eine umfassende Frequenzunterstützung. Das Smartphone unterstützt VoLTE aber kein VoWiFi. Der WLAN Empfang ist gut und dank 2x2 MIMO wird ein hoher Durchsatz erreicht. Ein Stockwerk unter dem Router bricht die Verbindung zum 5GHz Netz zwar ab, doch auch im 2,4GHz Band werden hier gute Datenraten erreicht die völlig ausreichend sind. Bluetooth 5.0 hat im Test ein Stockwerk ohne Aussetzer abgedeckt. Die NFC Antenne ist relativ groß und erkennt Tags so schnell und ohne punktgenaue Ausrichtung. Der GPS Empfang ist ebenfalls völlig zufriedenstellend und bietet sogar Dual Band Unterstützung für GPS und Galileo. Wir haben über 600km Strecke am Stück navigiert und dabei keinen Aussetzer erlebt. Die GPS Tracking Screenshots die ihr unten seht, wurden in der Hosentasche angefertigt, da das Gerät für die Handyhalterung am Fahrrad zu groß war.
Lautsprecher: | Stereo |
Noise Cancelling Mikrofon: | Ja |
Dedizierter Audio DAC: | Nein (Dolby Atmos Software Enhancer) |
Dedizierter Verstärker: | Nein (Dolby Atmos Software Enhancer) |
Mit Stereo Lautsprechern und dem Dolby Atmos Sound Enhancer überzeugt das OnePlus 7 Pro klanglich auch ohne Kopfhörer. Das Smartphone erreicht eine sehr hohe Lautstärke ohne dabei übermäßig zu verzerren und liefert einen deutlichen Stereo Effekt. Tiefen kommen auch sehr gut durch, sodass man unterm Strich einen für ein Smartphone wunderbar ausgewogenen Klang bekommt. Gestrichen wurde leider der 3,5mm Kopfhörer Anschluss, womit OnePlus einige Fans verärgert hat. Hinzu kommt, dass kein Typ-C auf 3,5mm Adapter beiliegt. Hiermit will OnePlus wohl den Verkauf der eigenen Typ-C Kopfhörer fördern, was man durchaus kritisch sehen kann. Beim Telefonieren bietet das Smartphone einen guten Klang mit ordentlicher Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen. Da die Ohrmuschel auch als Medienlautsprecher dient, kann sie sehr laut wirken und bietet einen schönen, vollen Klang.
Hauptkamera: | Hauptsensor: 48MP Sony IMX586 f/1.6 OIS + EIS 2. Sensor: 8MP f/2.4 3x Zoom (2x optisch + Crop) 3. Sensor: 16MP f/2.2 117° Weitwinkel Video: 4k60, 4k30, FHD60, FHD30 Codec: H.264 + AAC |
Frontkamera: | 16MP Sony IMX471 f/2.0 Pop-Up Kamera EIS Video: FHD30, HD30 Codec: H.264 + AAC |
Blitz: | Dual LED (einfarbig) |
Fokus: | Hybrid Fokus (PDAF + Laser + CDAF) |
Slow Motion: | FHD@240fps HD@480fps Codec: H.264, kein Audio |
Ein Oberklasse Smartphone braucht eine Oberklasse Kamera. Mit dieser Aussage können sich sicherlich die meisten identifizieren, denn die Kamera ist mittlerweile einer der wichtigsten Punkte bei Smartphone. Genau hier enttäuscht das OnePlus 7 Pro allerdings, auch wenn die Kamera auf dem Papier dem Preis des Smartphones gerecht wird. Schon bei normalen Fotos werden schnell die Defizite der Kamera deutlich. Auf dem Smartphone sehen die Bilder noch gut aus, doch auf einem Monitor oder gar TV betrachtet muss sich das 7 Pro gar hinter einigen aktuellen Mittelklasse Smartphones anstellen. Den Fotos fehlt es durchweg an Schärfe und das liegt an mangelnden Details. Feine Strukturen verwaschen komplett. Bäume und Gras sehen auffällig matschig aus. Vom Sony IMX586 sind wir da eigentlich deutlich besseres gewohnt. Ob es hier noch Verbesserungen geben wird, darf angezweifelt werden. Immerhin hatte OnePlus bereits genügend Zeit für Nachbesserungen und hat auch schon ein großes Kamera Update nachgereicht, mit welchem auch unsere Testbilder angefertigt wurden. Die Bildqualität wird einem 700€ Smartphone nicht gerecht und in den meisten Fällen von günstigeren Smartphones wie dem Mi 9 SE, Mi 9T oder Mi 9 geschlagen. Einen Modus für 48MP Fotos gibt es hier im übrigen nicht. Korrektur: Der 48MP Modus versteckt sich im Pro Modus. Eine nennenswerte Verbesserung der Bildqualität bietet er allerdings nicht.
Weitere Kopfschmerzen hat uns der Fokus bereitet. Lase Fokus führt normal zu einer guten Zuverlässigkeit. Das ist hier allerdings nicht gegeben. Vor allem bei Nachaufnahmen von Blumen lag der Fokus immer wieder völlig daneben. Hier mussten wir immer wieder mehrere Anläufe wagen, bis die Aufnahme gelungen war. Gelegentlich waren Motive aber auch überhaupt nicht scharf zu bekommen, egal aus welchem Winkel. Ach die Belichtung hat bei Blumen-Motiven immer wieder Probleme gemacht.
Fotos mit der Weitwinkel Linse sehen katastrophal aus. Neben einem generellen Detailmangel und Rauschproblem zeigt die Kamera auch eine generelle Unschärfe am linken Bildrand, die extrem stark ausgeprägt ist und konstant negativ auffällt. Hier liegt ein Problem mit der Optik vor, was an der Qualität der Linsen zweifeln lässt. Dieser Fehler tritt im übrigen bei allen OnePlus Geräten auf und hätte dem Hersteller somit vor dem Launch auffallen müssen.
Der optische Zoom kann ebensowenig überzeugen. Auch hier gibt es ein Rauschproblem und die Bilder wirken viel zu verwaschen. Die Ergebnisse könnten genauso gut mit digitalem Zoom angefertigt worden sein.
Der Bokeh Effekt sieht größtenteils gut aus und gelingt abgesehen von den obligatorischen gelegentlichen Aussetzern genau und zuverlässig. An den grandiosen Portrait Modus vom OnePlus 5T kommt das 7 Pro aber nicht heran.
Für Nachtaufnahmen ist das OnePlus 7 Pro nur bedingt geeignet. Im Standard Modus gelingen zwar akzeptable Aufnahmen, doch immer wieder gibt es Aussetzer, wobei vor allem ein für die Preisklasse zu hoher Rauschanteil und gelegentlicher Dopplereffekt an Kanten auffällt. Die Zoom und Weitwinkel Objektive überzeugen bei Nacht nicht, was wir dem OnePlus 7 Pro aber nicht ankreiden, da dies auch bei anderen High-End Smartphones der Fall ist.
Größtenteils unbrauchbar ist der (sehr helle) LED Blitz. Die Kamera schafft es nicht, die Einstellungen korrekt zu setzen. Das Resultat: Größtenteils überbelichtete Bilder und völlig ausgewaschene Farben. Auch Langzeitbelichtung ist nur bedingt möglich. In manchen Situationen entstehen zwar schöne Aufnahmen, doch viel zu oft liegt der Fokus daneben. Ja, diesen kann man auch manuell setzen, doch das sollte nicht nötig sein. Andere Smartphones schaffen das ja auch - selbst ohne Laser Fokus.
Der einzige Modus der bei Nacht wirklich überzeugt ist der Nightscape Modus. Es ist beachtlich, wie viel Licht das OnePlus 7 Pro hier aus der Szenerie quetschen kann und dabei trotz Freihand-Aufnahme noch überraschend scharfe Fotos liefert.
Die Frontkamera liefert mit ihren 16MP gute Selfies mit ordentlicher Farb- und Detailwiedergabe sowie großzügigem Fokus-Bereich. Auch bei wenig Licht sind noch erstaunlich gute Bilder möglich und ein heller Bildschirm Blitz ermöglicht Selfies bei Nacht.
Wer mit dem Smartphone hauptsächlich filmt wird mit dem OnePlus 7 Pro glücklich sein. Das Smartphone liefert qualitativ ansprechendes 4k Material mitsamt 60fps. Die optische Bildstabilisierung gleicht Wackler aus, wobei das Bilder aber nicht völlig ruhig wird. Wer da höhere Ansprüche hat, kommt um einen Gimbal nicht herum. Enttäuschend ist, dass weder mit der Weitwinkel Kamera noch mit der Zoom Kamera gefilmt werden kann. Zoomt man beim Filmen ein, wird lediglich digitaler Zoom genutzt.
Kapazität (Angabe): | 4.000mAh |
Kapazität (Gemessen): | 3.870mAh |
Wechselbar: | Nein |
Fast Charging: | Warp Charge 30 (30 Watt 5V / 6A) |
Der 4.000mAh Akku ist natürlich ein ordentliches Upgrade, wenn man ihn mit den vorangehenden OnePlus Generationen vergleicht. Allerdings darf man nicht vergessen, dass durch das große und helle Display mit der hohen Pixeldichte sowie der hohen Bildwiederholrate auch der Energieverbrauch massiv angestiegen ist. Und an dieser Stelle müssen wir leider sagen, dass der Akku zumindest für Power User unterdimensioniert ist. OnePlus hätte hier einen 5.000mAh Akku verbauen sollen (dieser hätte auch locker in das Smartphone gepasst). Es kam immer wieder vor, dass wir mit einer Ladung nicht durch den Tag gekommen sind. Das war vor allem dann der Fall, wenn wir viel unterwegs waren und das Smartphone öfters in der prallen Sonne genutzt wurde. Vor allem wenn die Kamera genutzt wird, aber auch beim Navigieren, kann man zusehen wie der Akkustand sinkt. Doch auch bei gemäßigter Nutzung ohne GPS oder intensive Kameranutzung kamen wir nie weit über einen Tag hinaus.
Zum Aufladen wird die neu benannte Fast-Charging Technik "Warp Charge" genutzt. Dieser arbeitet im Fall des OnePlus 7 Pro mit 30 Watt (5V / 6A) und lädt den Akku in der Tat pfeilschnell auf. Das gilt allerdings hauptsächlich für den Abschnitt 20 - 75%, welchen das Smartphone in knapp 30 Minuten schafft. Danach flacht sich die Ladekurve deutlich ab und so gehen für eine volle Ladung (ausgehend von 20%!) am Ende 65 Minuten drauf. Das entspricht der Dauer, welche wir auch vom ehemaligen Dash Charge und den vorangehenden OnePlus Generationen kennen. Mit einem Unterschied: Das Smartphone wird dabei deutlich wärmer. Wireless Charging gibt es im übrigen nicht.
Kritisch sehen wir darüber hinaus, dass für Warp Charge nach wie vor ein proprietäres Kabel nötig ist. Als Ersatzteil kostet dieses 25€. Dabei hält es OnePlus allerdings nicht für nötig USB 3 zu unterstützen, sondern liefert nur ein USB 2 Kabel, obwohl das OnePlus 7 Pro USB 3 kann. Auf der Produktseite wird dies im übrigen mit keinem Wort erwähnt.
Technisch ist das OnePlus 7 Pro ein tolles Smartphone, welches zwar mit ab 700€ sehr viel Geld kostet, dem aber auf dem Papier sowie auf den ersten Blick gerecht wird. Und tatsächlich bleibt der erste Eindruck auch gültig, solange man sich nicht mit der Kamera und Akkulaufzeit beschäftigt. Die schnelle Hardware und das tolle Display sind für Technik Fans schon richtige Schmankerl und das OnePlus 7 Pro punktet zudem mit einem tollen Betriebssystem, sehr guter Soundqualität und astreinem Empfang. Die vergleichsweise schlechte Akkulaufzeit, vor allem aber die für den Preis unterirdische Kameraleistung, welche sogar hinter aktuellen Mittelklasse Smartphones von Xiaomi liegt, sind Stolpersteine, welche das OnePlus 7 Pro auf dem Weg zur vollen Kaufempfehlung straucheln und in die Böschung kippen lassen. Wir raten hiermit vom Kauf ab, es sei denn, die Kamera ist euch völlig egal.
Pro | Contra |
+ Tolle Verarbeitung, schickes Design | - Kein USB 3 Kabel im Lieferumfang (kostet als Ersatzteil 25€ - Frechheit!) |
+ Tolles Display | - Unzureichende Kameraleistung |
+ Leistung ohne Ende | - Zu groß |
+ Pfeilschneller In-Screen Fingerabdruck Sensor | - Vergleichsweise schlechte Akkulaufzeit |
+ Trotz ausfahrendem Modul schnelles Face Unlock | - Kein Typ-C auf 3,5mm Adapter im Lieferumfang |
+ Tolle Software Basis (OxygenOS) | |
+ Widevine Level 1 & Google Zertifizierung | |
+ NFC | |
+ Ordentlicher Empfang | |
+ Stereo Lautsprecher mit tollem Sound | |
+ Sehr gute Sprachqualität | |
+ 4k60 Videoaufnahme |
Kommentare 11
OnePlus muss die Kamera wohl mit Updates stark verbessert haben... Ich habe das OnePlus 7 pro vor etwa einem Monat gekauft und habe jetzt euren Test gelesen und ich muss sagen der Kameratest deckt sich überhaupt nicht mit den Erfahrungen die ich mit der Kamera gemacht habe bis jetzt... Ich schiesse damit eigentlich immer sehr schöne Fotos (deutlich besser als jene in eurem Test). Der einzige Modus mit dem ich nicht zufrieden bis, ist der hier gelobte Nachtmodus. Bei Nacht sind damit geschossene Bilder auf etwa dem gleichen Niveau, wie Bilder die mit der normalen Kamera geschossen wurden, er bietet also nicht wirklich einen Mehrwert...
Ansonsten finde ich es ein sehr guter Test (auch wenn mir der Akku locker über den Tag reicht, aber das unterscheidet sich ja von Person zu Person)
Es war eigentlich schon immer so, dass die Oneplus von der Nachbearbeitung immer etwas gemäldehafter waren als die andere Flagshipkonkurrenz.
Obwohl hier hat es Oneplus mit dem Postprocessing wohl diesmal übertrieben, danach kommt direkt Samsung, das aber detailschärfer ist. Bei praller Sonne wissen die Bilder durchaus sehr zu gefallen. Sobald das Licht aber schlechter wird und der iso ansteigt, wird es doch zu glasig und gemäldehaft. Ich hab Bilder bei 160 iso gesehen, die waren wirklich glasig, gemäldehaft und unnatürlich.
Was wirklich nervt sind die grauenvollen Linsen, die mit der Nachbearbeitung dazu führen , dass am Rand oft alles verwischt, aufgedickt und unscharf erscheint. Das darf in einem so teuren Gerät nicht vorkommen. Was mögen die für einen Modulfertiger gehabt haben.
Auch die Bilder von chinahandys.net haben diese Unschärfen. Diese Jungs waren so schlau und haben einen 1:1 Vergleich mit Samsung Huawei und Xiaomi gemacht und dann offiziell verkündet, dass die Bilder so toll und detailreich seien, dass selbst ein Samsung S10 Plus da nicht mithalten kann. Die Sache hat nur einen Haken : Das Bild des Oneplus7 Pro war am 05.06. bei praller Sonne lt. Timestamp Exif aufgenommen worden, und die anderen bereits am 29.05. bei schlechterem Licht. Es kommt als stark auf die Lichtverhältnisse an.
Den Nachtmodus finde ich wirklich ausgesprochen gut. Besser als bei Xiaomi, dessen MI9-reihe die Belichtungszeit meist auf den magischen Wert 1/33 festnagelt und den iso in schwindelnde Höhen zieht.
Ich kann nicht nachvollziehen was ihr da getestet habt, ich hatte fast OnePlus 7 pro etwa einen Monat und die Kamera ist SEHR GUT. Und mir ist die Kamera sehr wichtig. Keine Ahnung was ihr da fabrifiziert habt, aber das ist nicht wahr. Und ich denke schon, dass ich das beurteilen kann, ich hatte auch schon das Huawei P30 Pro.
Zum Glück habe ich euren Test gelesen. Wollte mir das Gerät eigentlich kaufen. Allerdings ist mir eine gute Kamera wichtig, da ich keine extra Kamera mitnehmen möchte.
Da wäre ich wohl glatt enttäuscht gewesen. Nun wird es wohl doch ein Pixel 3 oder Pixel 3 XL.
Danke nochmals
LG Lutz
Habe mein Zenfone 5Z gegen das OP7 Pro getauscht. Stimme dir zu, wenn ich Text und so fotografiere ist da of oben oder unten Unschärfe. Insgesamt ist die Qualität schlechter als mein 5z (außer die Frontkamera). Selbst die mäßige Weitwinkel des 5Z war besser als vom OP7 Pro. Aber bei der Größe finde ich, dass das auszulegen ist, je nachdem was der Nutzer will. Es liegt z.b. besser in der Hand als mein 5Z, wegen den abgerundeten Seiten ( allerdings ist es deutlich schwerer.
Sehr toller Test, danke, dass du nichts verschwiegen hast. Das kein 3,5mm to USB beiliegt finde ich auch frech. Außerdem nervt mich, dass man mit anderen Ladegeräten sehr langsam lädt.
Endlich mal ein Test, welcher die Kamera wirklich testet und nicht krampfhaft versucht, diese in güldenem Licht dastehen zu lassen.
Auf gewisse YouTube Kanäle kann man eh keinen Pfifferling mehr geben, dass sind mittlerweile reine Werbe Veranstaltungen, besonders bei den richtig großen (MKBHD, unbox therapy uswusf).
Mir wäre das OP7 pro auch viel zu groß, ich bleibe bei meinem Mi9 und dem S10 (mit SD855, g9730) im Wechsel...