Aus der neuen Reno Serie von Oppo ist vor allem das Oppo Reno 10X interessant, denn dieses bietet als erstes Smartphone die von Oppo selbst Entwickelte Periskop-Kamera mit 6-fach optischem Zoom (eigentlich 5-fach + Sensor Crop). Hinzu gesellt sich ein ansprechendes Datenblatt und eines der schönsten Smartphone Designs des Jahres. Doch was taugt das Oppo Reno 10X? Genau das durfte das Smartphone in einem zweiwöchigen Alltagstest beweisen.
Extravaganz ist bei Oppo angesagt und das beginnt schon bei der Verpackung. Das ungewöhnlich langgezogene Format lässt auf den ersten Blick an eine Blockflöte als Inhalt denken. Tatsächlich befindet sich in der bunt schimmernden Box aber tatsächlich ein Smartphone. Zum Lieferumfang gehört nebst reichlich Papierkram ein schwarzes Hardcase, eine SIM Nadel, ein Typ-C Kabel, ein Netzteil (China Stecker) und schwarze Oppo Typ-C In-Ear Kopfhörer mit grün umrandeten Metallgehäuse. Letztere kommen mit Typ-C Anschluss daher, sind erstaunlich bequem und liefern einen akzeptablen Klang. Das Fehlen eines Typ-C auf 3,5mm Adapters ist ungeachtet dessen in der Preisklasse enttäuschend. Das Unboxing Video gibt's wie üblich auf YouTube.
Mit dem Reno 10X ist Oppo ein echtes Schmuckstück gelungen, welches in den Farben "Jet Black" und "Ocean Green" erhältlich ist. Letztere ist die Farbe unseres Testgeräts und überzeugt optisch sehr. Tatsächlich ist die Farbe mehr ein grünstichiges Dunkelblau, welches aber vom Farbton her sehr angenehm für die Augen ist und irgendwie auch etwas Mysteriöses an sich hat. Zur Mitte hin ist die Rückseite etwas heller als am Rand, was dem Design eine gewisse Tiefe verleiht. Bei Lichteinfall verändert sich die Optik leicht. Der Metallrahmen entspricht in der Färbung der Rückseite und zeigt sich leicht geschwungen mit einer Einkerbung links und rechts zur Rückseite hin, womit das Design ein leicht kantiges aber nicht unangenehmes Handgefühl erzeugt.
Farblich wirkt das Oppo Reno 10X also überaus interessant, doch es gibt noch mehr zu entdecken. Die Rückseite besteht - auch wenn das auf den ersten Blick nicht so aussieht - aus Glas. Auf den ersten Blick würde man wegen des matten Finish auf Metall oder Kunststoff tippen. Auch das Handgefühl vermittelt nicht sofort den Eindruck von Glas. Um das zu erreichen wird das Gorilla Glass in einem speziellen Prozess mattiert. Gleichzeitig sorgt dies auch für eine reduzierte Anfälligkeit gegenüber Kratzern. In der Mitte wurden einige Bereiche von der Mattierung ausgespart. Diese bleiben somit glänzend und beherbergen ein Oppo Logo sowie die Kamera-Öffnungen. Diese sind wohl bemerkt Teil des Glases und keine eigenständigen Module, sodass diese nicht herausstehen und bis auf den Textur-Unterschied auch sensorisch nicht auszumachen sind. Um Kratzer auf den Kamera-Öffnungen zu verhindern, setzt Oppo auf eine kleine Metallkugel die für Abstand zwischen Smartphone und Tisch sorgt, ohne dass das Gerät dadurch wackelt.
Auf der Unterseite findet man die SIM Schublade, den Typ-C Anschluss und die Öffnung für den Medienlautsprecher. Oben befindet sich ein Umgebungs-Mikrofon im ausfahrbaren Modul der Frontkamera. Letzteres ist ein ziemlicher Eye-Catcher, denn das Modul fährt ist relativ groß und fährt schräg aus. Neben der Frontkamera beherbergt es auch einen Front LED Blitz und den Blitz der Hauptkamera. Das ist auch gut so, denn der helle Ausschnitt hätte das stimmige Design der Rückseite gestört. Man muss sich nur erstmal dran gewöhnen, dass bei Nutzung des Blitzes ein Modul aus der Seite (bei Querhaltung) ausfährt.
Was die Verarbeitung betrifft gibt es absolut nichts zu meckern. Oppo hat hier Wert auf Perfektion gelegt und das ist geglückt. Es gibt hier nicht das geringste Wackeln, Klappern oder Rasseln. Alles sitzt perfekt und ist einfach klasse aufeinander abgestimmt. Selbst das große Frontkameramodul sitzt schnurgerade im Gehäuse und die Tasten haben keinerlei Spiel. Hinzu kommt ein wirklich robuster Aufbau, was man bei dem Gewicht von 214g und einer Dicke von 9,5mm aber auch erwarten darf.
Größe: | 6,6" |
Auflösung: | 2340 x 1080 |
Technologie: | In-Cell AMOLED, DC Dimming, HDR |
Anzahl Berührungspunkte: | 10 |
Gehärtetes Glas: | Gorilla Glass 6 |
Anti Fingerabdruck Beschichtung: | Ja |
Beim OnePlus 7 Pro haben wir uns über das zu große Display beschwert. Genau genommen ist also auch das 6,6 Zoll Display im Oppo Reno 10X zu groß geraten. Bei diesem Smartphone fällt dieser Umstand allerdings eine ganze Ecke weniger ins Gewicht. Das matte Glas der Rückseite hat einen deutlich besseren Grip. Dieser sorgt dafür, dass das Smartphone nicht so schnell aus der Hand gleitet, wenn man versucht einhändig den oberen Displaybereich zu erreichen. Insofern dürfte es hier gerade für Nutzer mit kleineren Händen einfacher sein, sich mit dem großen Display zu arrangieren.
Was die Displayränder betrifft, muss sich das Oppo Reno 10X nicht verstecken. Eine Notch kommt hier nicht ins Spiel und die Ränder sind bis auf den unteren Rand kaum erwähnenswert. Konkret sind es oben 1,8mm, links und rechts ebenfalls 1,8mm und unten 3,3mm. Gemessen wurde dabei nur der tatsächliche Bezel, also exklusive der Kunststoff Einfassung und des folgenden Metallrahmens. Auf eine Benachrichtigungs LED hat Oppo verzichtet, was aber kein Thema ist, denn das Betriebssystem bietet ein echtes Always-On Display.
Das Display besteht aus einem In-Cell AMOLED Panel und deckt natürlich alles ab, was man von einem aktuellen High-End Smartphone erwarten darf: Full HD+ Auflösung, optionales DC-Dimming, HDR Unterstützung und eine Helligkeit von 600 Nits für problemlose Nutzung unter Sonnenlicht. Das Display bietet ab Werk einen schön abgestimmten Weißwert und knackige Farben. Wer es lieber etwas zurückhaltend hat, kann in den Displayeinstellungen in den sRGB Modus wechseln. Zudem ist auch die Farbwiedergabe steuerbar, sodass Liebhaber einer warmen oder kalten Farbabstimmung auf ihre Kosten kommen.
Hinzu kommt dann noch ein solides 10-Punkt Touch Panel mit Gorilla Glass 6 als Basis. Kratzer haben sich hier in der Testphase keine eingeschlichen. Für die Langzeitnutzung empfiehlt sich aber dennoch ein Schutz, denn irgendwann bekommt man in jedes Glas den ersten Kratzer. Das Finish ist angenehm gleitfähig und kein Fingerabdruck Magnet. Der Touch Screen selbst funktioniert auch einwandfrei und hat sich nie Aussetzer geleistet. Erfreulich ist zudem die äußerst geringe Fehlerrate bei schnellem Tippen und der quasi nicht vorhandene Input-Lag.
Prozessor: | Qualcomm Snapdragon 855 (7nm) 4x Kryo 485 Silver 1,7GHz 3x Kryo 485 Gold 2,4GHz 1x Kryo 485 Gold 2,8GHz |
GPU: | Adreno 640 |
RAM (Geschwindigkeit): | 6GB / 8GB Durchsatz: 28GB/s |
Speicher: | 128GB / 256GB UFS 2.1 Lesen: 788MB/s | Schreiben: 257MB/s |
Micro SD: | Ja (Hybrid Slot) Lesen: 71MB/s | Schreiben: 37MB/s >> Micro SD Preisvergleich |
Fingerabdruck Scanner: | Ja (im Display) |
Sensoren: | Gravitation, Ausrichtung, Beschleunigung, Freifall, Rotationsvektor, Bewegungserkennung, Gyroskop, Drift, Magnetfeld, Schrittzähler, Umgebungslicht, lineare Beschleunigung, Pick-Up, Annäherung |
Besonderheiten: | Ausfahrbare Frontkamera, Display ohne Notch, keine Benachrichtigungs LED (Always On Display), Micro SD Slot (Hybrid), kein 3,5mm Anschluss |
Abmessungen / Gewicht: | 162 x 76,4 x 9,5mm 214g |
Das Oppo Reno 10X kann mit aktueller High-End Hardware aufwarten und dazu gehört natürlich auch ein Snapdragon 855. Bei der Kühlung des Prozessors hat Oppo sehr gute Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass die Abwärme gleichmäßig über das Smartphone verteilt wird. Damit entstehen keine Hotspots und das Gerät wird auch bei längerfristig hoher Last nicht unangenehm warm. Zugleich wird so auch Thermal Throttling aktiv verhindert, was unten im Screenshot von Throttle Test sehr schön zu erkennen ist. In Benchmarks liegt das Reno 10X trotzdem ein wenig hinter der Konkurrenz zurück. Im Antutu Benchmark sind es rund 10.000 Punkte weniger, im Geekbench Single Core Test rund 300 Punkte. Woran das genau liegt lässt sich schwer sagen, ist am Ende jedoch ohne Relevanz, da man davon im Alltag absolut nichts merkt. Das gilt auch für Spiele, wo auch die anspruchsvollsten Titel mühelos gemeistert werden.
Bei der Speicherausstattung zeigt sich das Oppo Reno 10X vergleichsweise zurückhaltend. Wo andere Hersteller bis zu 512GB Speicher und 12GB RAM bieten, sind es hier nur 8GB RAM und 256GB Speicher in der Maximalausstattung. Ausreichen dürfte das allerdings den meisten Nutzern und hinzu kommt, dass man den Speicher per Micro SD Karte aufrüsten kann, was ja bei Flaggschiff Smartphones nach wie vor eine Seltenheit ist. Natürlich setzt Oppo beim RAM auf LPDDR4X Dual Channel Speicher und beim Datenspeicher auf flotte UFS 2.1 Bausteine. Die Datenraten entsprechen dem was bei der Technik zu erwarten ist.
Bei den Sensoren muss man auf nichts verzichten. Ausgiebig getestet wurden wie üblich der Kompass und das Gyroskop, wobei beide ohne Aussetzer funktioniert haben. Der Fingerabdruck Sensor befindet sich im Display und basiert auf einem optischen Sensor. Hier wurde sehr gute Arbeit bei der Optimierung geleistet, denn der Sensor funktioniert fast so zuverlässig und ziemlich exakt so schnell wie ein kapazitiver Sensor. Die Zeiten in denen man hier Einschränkungen hinnehmen musste sind also vorbei. Hinzu kommt Unterstützung für Face Unlock, was auch überraschend schnell funktioniert, obwohl hierfür die Frontkamera erstmal ausfahren muss. Face Unlock ist auch bei wenig Restlicht noch brauchbar.
Der USB Typ-C Anschluss bietet USB 3 Geschwindigkeit und kann per Adapter den Bildschirm des Smartphones auf einem externen Monitor spiegeln. Beachtet allerdings, dass Oppo kein USB 3 Kabel mitliefert. Wenn ihr Daten mit voller Geschwindigkeit übertragen wollt, müsst ihr zwingend ein separates USB 3 Typ-C Kabel anschaffen.
Variante: | ColorOS |
Android Version: | Android 9 Pie Sicherheitspatch im Test: Juli 2019 |
Google zertifiziert: | Ja |
DRM Technologien: | ClearKey CDM, Widevine L3 |
Bloatware: | Ja (größtenteils deinstallierbar) |
Root Zugriff: | Nein |
OTA Updates: | Ja (3 Updates im Testzeitraum) |
Schadsoftware: | Nein |
Die Software ist beim Oppo Reno 10X leider die große Schwachstelle. An sich ist Color OS ja eine schicke Android Variante und recht komfortabel zu nutzen, wobei es auch zahlreiche Möglichkeiten zur Anpassung gibt. Hinzu kommen regelmäßige Updates. Ganze drei davon kamen im Testzeitraum an und der Sicherheitspatch ist somit mit Stand Juli 2019 auch aktuell. Die Google Services sind ab Werk an Bord und sogar mit Google Zertifizierung kann das Smartphone aufwarten.
Doch dem gegenüber stehen einige massive Schwächen. So unterstützt das Reno 10X zwar diverse Sprachen, Deutsch fehlt allerdings. Neben Englisch gibt es diverse asiatische Sprachen, Russisch und Französisch zur Auswahl. Hinzu kommt, dass das Smartphone kein Widevine Level 1 bietet, was mittlerweile im High-End Segment zum guten Ton gehört und damit für einige Interessenten Grund zum Punktabzug sein dürfte. Wesentlich störender ist allerdings das bevormundende Power Management von Color OS. Selbst wenn man sämtliche Funktionen deaktiviert, lässt einen das Feature nicht in Ruhe. Darauf kommen wir allerdings noch im nächsten Kapitel detaillierter zu sprechen.
Mobilfunk: | 2G: 850/900/1800/1900MHz 3G: B1/2/4/5/6/8/19 4G: B1/2/3/4/5/7/8/12/13/17/18/19/20/25/26/28/29/32/34/38/39/40/41/66 |
WLAN: | WLAN 802.11a/b/g/n/ac 2x2 MIMO |
Bluetooth: | Bluetooth 5.0 |
NFC: | Ja |
HotKnot: | Nein |
Dual-SIM: | Dual Nano SIM |
Positionsbestimmung: | GPS L1+L5, A-GPS, GLONASS, BDS, Galileo |
Im Mobilfunk punktet das Reno 10X mit voller globaler Frequenzunterstützung, wobei natürlich auch alle hier in Deutschland genutzten LTE Frequenzen unterstützt werden - inklusive der jüngsten Neuzugänge. Die Empfangsleistung ist dabei durchweg exzellent. Hinzu kommt AC-WLAN mit 2x2 MIMO und Bluetooth 5.0, ebenfalls mit jeweils exzellenter Empfangsleistung und Reichweite. NFC ist auch an Bord und funktioniert ohne Probleme. Gleiches gilt im Grund auch für GPS, wobei sogar Dual Band GPS unterstützt wird.
Einen Stolperstein gibt es dann allerdings doch und zwar das vorhin angesprochene Power Management. Trotz Freigabe aller Apps und Deaktivierung der Stromspar-Mechanismen von Color OS, werden einige GPS Apps im Standby Modus abgewürgt. Das führt dann zu dem, was ihr unten im Screenshot Nummer drei sehen könnt: Das GPS Tracking friert im Standby ein und beim Aufwachen wird es wieder aktualisiert. Entsprechend entsteht dann eine gerade Linie quer über die Karte zum neuen Standort. Zum GPS Tracking von sportlichen Aktivitäten ist das Oppo Reno 10X also nicht geeignet - es sei denn man kann sich ein permanent aktives Display in Sachen Akkulaufzeit leisten. Immerhin funktioniert aber Google Maps im Standby, sodass man wenigstens darauf nicht verzichten muss.
Lautsprecher: | Stereo (Rahmen unten + Telefonhörer) Dolby Atmos Verbesserung |
Noise Cancelling Mikrofon: | Ja (Rahmen oben) |
Dedizierter Audio DAC: | Nein |
Dedizierter Verstärker: | Nein |
Für die Audiowiedergabe bietet das Oppo Reno 10X zwei Lautsprecher und somit Stereo Klang. Einer der Lautsprecher befindet sich im Rahmen, der zweite Lautsprecher ist der Telefonhörer. Zusammen liefern diese einen richtig guten Klang mit deutlichem Stereo Effekt und guter Abmischung. Dolby Atmos sorgt für dynamische Verbesserung des Klangs. Das Smartphone bietet eine sehr hohe Lautstärke ohne Verzerren und auch Bässe kommen deutlich durch. Das Smartphone gerät dabei stellenweise deutlich spürbar in Schwingung. Auf einen 3,5mm Anschluss muss man verzichten.
Da der Lautsprecher im Telefonhörer auch als Medienlautsprecher genutzt wird, hat er natürlich eine sehr gute Qualität und überzeugt entsprechend beim Telefonieren mit Klarheit und bei Bedarf auch sehr hoher Lautstärke ohne zu kratzen. Auf der Gegenseite wurde die Sprachqualität ebenfalls gelobt. Tatsächlich ist die Gesprächsqualität sehr klar wenn HD Voice oder VoLTE zur Verfügung steht. Nicht unterstützt wird allerdings VoWiFi.
Hauptkamera: | Hauptsensor: 48MP f/1.7 (OIS) Weitwinkel Sensor: 8MP f/2.2 120° Zoom Sensor: 13MP f/3.0 Periskop Linse (5x Zoom + Sensor Crop + OIS) Video: HD30, FHD30, FHD60, 4k30, 4k60 Encoding: HEVC |
Frontkamera: | Sensor: 16MP f/2.0 Pop-Up Sensor Video: HD30, FHD30 Encoding: HEVC |
Blitz: | Vorne: Single LED Hinten: Dual LED (einfarbig) |
Fokus: | Hybrid Fokus (CDAF + PDAF + Laser) |
Slow Motion: | 1080p/720p@240fps |
Die Kamera im Oppo Reno 10X besticht mit ihrem laut Oppo 6-fach optischen und 10-fach (angeblich) verlustfreien Hybrid-Zoom. Oppo setzt hierfür auf die selbst entwickelte Periskop Technik. Die Zoom-Optik befindet sich hier horizontal angeordnet im Smartphone. Das einfallende Licht wird entsprechend mit einer Art Prisma umgelenkt. Technisch ist das ganze durchaus beeindruckend, doch muss man realistisch bleiben und sollte keine Wunder von der Kamera erwarten. Vor allem aus der Hand ist die Qualität trotz OIS durch das Wackeln eher schlecht. Die Kamera braucht für ordentliche Fotos einen ruhigen Stand. Dieser ist weder Freihand noch mit Unterlage gegeben. Für eine optimale und wirklich brauchbare Bildqualität ist ein Stativ angeraten. Sehr gut sieht man das daran, dass unsere Zoom Aufnahmen bei Nacht besser aussehen als die bei Tag aufgenommenen Fotos. Man sieht dabei - trotz der f/3.0 Blende - deutlich weniger Matsch als bei Tag. Das liegt ganz einfach an dem ruhigeren Stand der Kamera. Im übrigen ist der tatsächliche optische Zoomfaktor der Kamera beim Wert 5 angesiedelt. Der Rest wird per Sensor Crop realisiert.
Verlustfrei ist der 10-fach Hybrid-Zoom im übrigen nicht, was man im Direktvergleich sehr deutlich sieht. Erstaunlich gute Ergebnisse liefert der Modus trotzdem. Auch hier gilt aber, dass die Bildqualität von einem Stativ erheblich profitiert. Außerdem tut sich der Hybrid-Zoom deutlich leichter, wenn das Motiv größtenteils aus klaren Linien und weniger komplexen Strukturen besteht. Hier sehen die Ergebnisse deutlich klarer aus und wirken weniger wie Digitalzoom.
Eine Fehlentscheidung die Oppo getroffen hat, ist der Verzicht auf eine separate, klassische 2-fach Zoom Linse. Es wäre besser gewesen, wenn man diese statt der Weitwinkel Linse verbaut hätte. Jeglicher Zoom-Faktor unterhalb von 6-fach Zoom wird nämlich in Form von Digitalzoom auf dem 48MP Sensor ausgeführt. Das führt natürlich zu einem deutlich sichtbaren Qualitätsverlust. Da man erstens nicht immer einen so hohen Zoom Faktor wie 6-fach Zoom nutzen möchte, gleichzeitig allerdings auch die Qualität der 6-fach Zoom Kamera derer von klassischen 2-fach Zoom Linsen in anderen Smartphones hinterherhinkt, hat man so keine Möglichkeit zu jederzeit an qualitativ astreine Zoom-Fotos zu kommen. Wenn man bedenkt, dass man eine Smartphone Weitwinkel Linse deutlich seltener nutzt, hätte das Fehlen der Weitwinkel-Kamera nicht weh getan.
Die Weitwinkel Kamera schlägt sich beim Oppo Reno 10X übrigens deutlich besser als beim OnePlus 7 Pro (beide Marken gehören zu BBK). Hier kommt eine hochwertigere Optik zum Einsatz, welche keine verschwommenen Randbereiche produziert. Generell liefert die Kamera eine zufriedenstellende Qualität, kommt aber nicht ganz ohne Detailverlust aus. Feine Strukturen wirken vor allem auf größere Distanz leicht matschig. Bei Nacht ist die Weitwinkel-Kamera weiterhin zu gebrauchen, zeigt dann aber nochmals deutlich mehr Matsch bedingt durch Rauschunterdrückung.
Die 48MP Hauptkamera vom Oppo Reno 10X liefert sehr schöne Aufnahmen, wobei uns hier im Test vor allem die sehr realistische Farbwiedergabe in Verbindung mit dem guten Dynamikumfang gefallen hat. Man erhält hier ohne großen Aufwand wirklich schöne Aufnahmen, wobei auch der Fokus bei einfachem "Point and Shoot" immer stimmt. Verantwortlich dazu zeigt sich ein Hybrid Laser Fokus. Bemängeln müssen wir aber bei den ansonsten guten Ergebnissen den Punkt Detailreichtum. Weiter entfernte feine Details wie Bäume und Gras wirken eine Spur matschiger als es in der Preisklasse zu erwarten ist. Die Qualität ist zwar noch akzeptabel, dennoch wäre es schön wenn Oppo da noch etwas optimieren würde, um das Optimum aus der Kamera herauszuholen.
Ziemlich beeindruckt hat uns der Bokeh (Portrait) Modus vom Oppo Reno 10X, welcher ohne Einzoomen auskommt und selbst mit sehr komplexen Motiven gut umgehen kann. Was allerdings fehlt sind Optionen zur manuellen Anpassung des Effektes. Man muss also mit dem Vorlieb nehmen, was der Algorithmus für richtig hält.
Bei Nachtaufnahmen zeigt sich die Kamera als extrem lichtstark und kann selbst bei sehr wenig Restlicht ohne Langzeitbelichtung oder Nachtmodus noch reichlich Inhalt auf den Bildschirm zaubern. Die Qualität leidet dann natürlich bei extrem wenig Licht entsprechend, beeindruckend sind die Ergebnisse aber trotzdem. Sobald man noch ein paar Lichtquellen im Bild hat, entstehen dann recht ansehnliche Aufnahmen die der Preisklasse auch gerecht werden.
Der Nachtmodus bietet eine deutliche Aufwertung von Freihand-Aufnahmen bei Nacht. Die Bildhelligkeit wird dramatisch erhöht und teilweise profitiert auch die Qualität davon. Der Nachtmodus konnte in anspruchsvollen Situationen immer wieder überraschend und verdient damit das Prädikat "gelungen".
Der LED Blitz erreicht eine hohe Helligkeit und in Kombination mit der lichtstarken Kamera werden so gute Aufnahmen mit hoher Bildqualität erzeugt. Die Auslösezeit bleibt dabei recht kurz, was die Anfälligkeit für Wackler reduziert. Einziger Makel ist, dass Farben bei manchen Motiven leicht ausgewaschen wirken können.
Im manuellen Modus kann man die Belichtungszeit manuell regeln. Bis zu 16 Sekunden bietet das Oppo Reno 10X hier. Im Vergleich mag das nach wenig klingen, reicht hier aber völlig aus, da der Sensor extrem empfindlich ist. Ganz einfach zu nutzen ist der manuelle Modus jedoch nicht, da man die Sensor Empfindlichkeit manuell einstellen muss. Das Resultat sind allerdings beeindruckende Nachtfotos.
Die Selfie Kamera erzeugt Fotos in ansprechender Qualität und kann auch bei wenig Licht noch überzeugen. Nützlich ist hier der dedizierte Selfie Blitz, welcher das Bild ausreichend aufhellt, solange man das Smartphone nicht zu weit vom Gesicht entfernt hält. Auch einen Bokeh Effekt kann die Kamera erzeugen, welcher in der Regel zuverlässig sitzt.
Videos zeichnet das Oppo Reno 10X mit HEVC (H.265) Kodierung auf. Dabei sind auch in 4k bis zu 60fps möglich. Die Qualität von 4k und Full HD Aufnahmen ist zufriedenstellend, die Bildstabilisierung aber eher zurückhaltend. Auffallend ist ein Rotstich in 4k Aufnahmen - ein Problem an welchem Smartphones diverser Hersteller leiden. Beeindruckend ist der Autofokus, welcher extrem schnell und zuverlässig arbeitet. Eine Videoaufnahme mit der Zoom Kamera ist nicht möglich. Die Tonqualität überzeugt und es gibt keine aggressive Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen. Das ist zwar bei stärkerem Wind nicht optimal, führt aber zu einer klaren Audiowiedergabe inklusive Naturgeräuschen. Slow Motion Aufnahmen sind in Full HD mit 240fps ohne Audiospur möglich. Die Frontkamera nimmt Videos mit Full HD und 30fps auf und die Qualität ist gut.
Kapazität (Angabe): | 4.065 (min) / 3.975 (typ) |
Kapazität (Gemessen): | 3.887mAh |
Wechselbar: | Nein |
Fast Charging: | VOOC 3.0 (20W) |
Die Akkulaufzeit vom Oppo Reno 10X ist erstaunlich gut. Das große und helle Display macht sich hier nicht bemerkbar. Eine Akkuladung war in den meisten Fällen ausreichend für zwei Tage Nutzung. Nur bei sehr intensiver Kamera Nutzung war der Akku nach einem Tag leer, reichte aber auch dann bis in die Nacht hinein. Erstaunt hat uns allerdings der recht hohe Standby Verbrauch von 1,3%. Das aggressive Power Management des Betriebssystems hat hier augenscheinlich keine positiven Auswirkungen, was es umso unnötiger macht. Beim Aufladen nutzt Oppo die eigene VOOC Technik in Version 3.0, welche hier mit einer maximalen Leistung von 20 Watt arbeitet. Ausgehend von 20% wird der Akku in knapp 40 Minuten auf 80% geladen. Bis 100% vergehen rund 60 Minuten. Eine übermäßige Hitzeentwicklung ist dabei nicht festzustellen.
Das Oppo Reno 10X zählt ohne Zweifel zu den interessantesten und besten Smartphones, welche in diesem Jahr auf den Markt gekommen sind. Dabei kann das Gerät auch in fast allen Kategorien überzeugen und ist in Sachen Design sowie Verarbeitung eine echte Ansage. Dennoch lässt sich das Smartphone nicht uneingeschränkt empfehlen, denn Oppo tut sich trotz globaler Ambitionen nach wie vor schwer, auch eine entsprechende "Global Experience" zu liefern. Speziell im Software Bereich hätte man sich etwas mehr Mühe geben sollen - Stichwort Sprachunterstützung und die Bevormundung beim Power Management. So hätte man deutlich mehr Menschen ansprechen können. Zum aktuellen Stand spricht man jedoch Personen in jener Nische an, welche bereit sind, sich mit den Schwachstellen zu arrangieren. Dieser Personenkreis bekommt dann aber auch wirklich ein Biest von einem Smartphone, welches im Grunde das ist, was das OnePlus 7 Pro hätte sein können.
Überraschend ist dabei, wie günstig das Oppo Reno 10X mittlerweile zu haben ist. Schon ab etwas mehr als 500€ ist man dabei. Und wer weniger ausgeben möchte, sollte sich auch mal das kleinere Modell ohne die Zoom Kamera ansehen. Dieses bekommt man schon für deutlich unter 400€.
Pro | Contra |
+ Exquisite Verarbeitung | - Kein Typ-C auf 3,5mm Adapter |
+ Extrem schickes und eigenständiges Design | - Zoom Kamera eher nette Tech-Demo als sinnvolles Feature |
+ Rückseite und Kameraöffnungen aus einem Guss | - Kein Widevine Level 1 |
+ Tolles Display mit richtig gutem Touchscreen | - Keine deutsche Sprache |
+ Solide High-End Performance mit guter Kühlung | - Bevormundendes Power Management (Probleme mit Apps wie Runtastic) |
+ Ausreichend und schneller Speicher inklusive Micro SD Slot | |
+ Perfekter Empfang inklusive NFC und Dual Band GPS sowie globaler Frequenzabdeckung | |
+ Aktuelles Android mit regelmäßigen Updates | |
+ Solide Lautsprecher mit Stereo Sound und Dolby Atmos | |
+ Astreine Sprachqualität | |
+ Interessantes Kamera Konzept | |
+ Ordentliche Hauptkamera mit sehr guter Leistung bei Nacht | |
+ Gute Selfie Kamera mit eigenem Blitz | |
+ Sehr gute Akkulaufzeit | |
+ Kurze Ladezeit (ca. 1 Stunde ausgehend von 20%) |
Kommentare 2
Hallo Christopher,
danke für den ausführlichen Test. Sollte da nicht noch eine Global Version vom Oppo Reno 10x erscheinen?
Hast du auch vor das Meizu 16s zu testen?
Ich weiß noch nicht, ob ich mir das Reno 10x oder das Meizu 16s kaufe.
Viele Grüße