Mit dem Realme GT hat Realme ja kürzlich ein vergleichsweise günstiges Snapdragon 888 Smartphone auf den Markt geworfen. Pünktlich zum Launch kamen auch "Testberichte" von den üblichen Verdächtigen der großen Technik-Blätter, Blogs und YouTubern rein, in denen das Realme GT regelmäßig zum Flaggschiff Killer erklärt und regelrecht in den Himmel gelobt wurde.
Dass am Titel "Flagship Killer" nichts dran sein kann, sollte allerdings schon beim Blick auf das Datenblatt ersichtlich sein. Ja, man bekommt mit dem Realme GT einen Snapdragon 888 zum Knaller-Preis. Dafür muss man allerdings auch Abstriche hinnehmen. Diese sind sowohl offensichtlicher Art, als auch versteckter Art. Das Realme GT ist also allenfalls eine Flaggschiff-Alternative, aber definitiv kein Killer.
Grund genug für uns, einmal einen ganz unaufgeregten, Hype-freien und sachlichen Blick auf das Realme GT zu werfen. Genau das haben wir in den vergangenen zwei Wochen getan. Dabei hat uns das Realme GT an vielen Stellen überzeugen können, an einigen Stellen aber auch enttäuscht. Alles dazu könnt ihr nun in diesem ausführlichen Testbericht lesen. Viel Spaß! Den Test als Video gibt es in unserem YouTube Kanal.
Zur Info: Das Realme GT ist seit dem 21. Juni erhältlich. Zum Start gibt bzw. gab es das Realme GT wahlweise mit 8+128GB Speicher für einen deutschen Preis von 399€ im Realme Store oder mit 12+256GB Speicher für 499€ auf Amazon. Das sind aber nur Sonderpreise gewesen. Die UVP liegt bei 449€ respektive 599€. Ganz so billig wie es zu Beginn für viele den Anschein hatte, ist das Realme GT also doch nicht.
Bei den BBK Marken kommen mittlerweile fast alle High End Smartphones in auffällig länglichen Boxen daher. Das Realme GT bildet hier keine Ausnahme. Die Box zeigt sich un dunkler Färbung und ist schlicht aber Ansprechend gestaltet. Der Lieferumfang umfasst das Realme GT mit aufgezogener Schutzfolie, ein 65 Watt Netzteil und USB-C Kabel. Da uns Realme ein chinesisches Gerät für den Test hat zukommen lassen, liegt bei uns ein USB-C auf USB-C Kabel und ein Netzteil mit USB-C Anschluss bei. Europäische Käufer bekommen das Realme GT regulär mit einem USB-A Netzteil und einem USB-A auf USB-C Kabel. Abseits davon findet man im Lieferumfang noch die Dokumentation und eine transparente Schutzhülle sowie die SIM Nadel. Das Unboxing Video findet ihr wie gewohnt bei uns im YouTube Kanal.
Materialien | Rahmen: Kunststoff Rückseite: Kunststoff (V-Leder) o. Glas Front: Glas (keine Angabe zum Typ) |
Gewicht | Glas: 186,0g V-Leder: 186,5g |
Abmessungen | Glas: 158,5 x 73,3 x 8,4mm V-Leder: 158,5 x 73,3 x 9,1mm |
Wasserdicht | Nein (kein IP-Rating) |
An den Materialien wurde beim Realme GT gespart. Das ist allerdings völlig legitim, denn um den Snapdragon 888 günstiger als die Konkurrenz anbieten zu können, muss eben irgendwo der Rotstift angesetzt werden. So verzichtet das Realme GT auf Metall und setzt auf einen Kunststoff Rahmen mit glänzendem Finish.
Bei der Rückseite gibt es zwei Varianten zur Wahl: Entweder Glas in den Farben Dunkelblau und Hellblau oder Kunstleder in der Farbe Gelb. Welches Glas zum Einsatz kommt, verrät Realme allerdings nicht. Um Gorilla Glass wird es sich wahrscheinlich nicht handeln.
Die meisten Nutzer werden sich wohl für die gelbe Version mit Kunstleder entscheiden, welche auch uns zum Testen vorliegt. Hier bietet das Realme GT eine äußerst schicke Optik, welche sich vom sonstigen Einheitsbrei absetzt. Auch das Handgefühl dieser Version ist äußerst angenehm.
Das Realme GT mit Kunstleder ist allerdings etwas dicker gebaut (9,1mm) als die Varianten mit Glas (8,4mm). Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist, ist Geschmackssache. Auch das Gewicht unterscheidet sich, allerdings nur um 0,5g mehr bei der Kunstleder Version, was man unterm Strich vernachlässigen kann.
Über ein IP-Rating verfügt das Realme GT übrigens nicht. Als Grund dafür werden die Kosten angeführt. Das lassen wir aber nicht ganz gelten. Zumindest ein IP53 Rating hätte drin sein können. Konkurrenten bieten das zu weitaus kleineren Preisen. Realme weigert sich ja fast ohne Ausnahme ein IP-Rating anzubieten. Hier scheint es also eine generelle Verweigerungshaltung zu geben. Mit dem Preis der Produkte hat das wenig zu tun.
Die Verarbeitung ist Realme wie gewohnt gut gelungen. Weder am Rahmen noch am Übergang zur Rückseite gibt es irgendwelche Verarbeitungsfehler. Die Tasten sitzen fest im Gehäuse, klappern nicht und bieten einen knackigen Druckpunkt mit ausreichend Widerstand, um ein versehentliches Drücken zu verhindern.
Abstriche muss man allerdings bei der Stabilität hinnehmen. Der Kunststoff Rahmen ist vom Material her relativ dünn und auch im Inneren des Smartphones scheint sich nicht viel Material zu befinden. So kann man das Realme GT ohne großen Kraftaufwand biegen. Das könnte vor allem bei der Version mit Glasrückseite schnell zum Problem werden, wenn man sich z.B. versehentlich auf das Smartphone setzt.
Das Layout der Tasten und Anschlüsse ist beim Realme GT gut umgesetzt. Rechts befindet sich die Power Taste, links gegenüber die Lautstärke-Wippe. Somit lassen sich beide Tasten ohne umgreifen gut erreichen. Der SIM-Tray befindet sich links über der Lautstärke-Wippe. Unten findet man den 3,5mm Anschluss, das Sprachmikrofon, den USB-C-Anschluss und einen der Medienlautsprecher. Oben befindet sich nur eine Öffnung für das zweite Mikrofon. Einen IR-Blaster bietet das Realme GT nicht.
Größe | 6,43 Zoll |
Auflösung | 2400x1080 |
Technologie | 120Hz Super AMOLED HDR10(+) 1000 Nits DC-Dimming (Realme Lab) |
Anzahl Berührungspunkte | 10 (360Hz Sampling Rate) |
Gehärtetes Glas | Ja (keine Angabe zum Typ) |
Anti Fingerabdruck Beschichtung | Ja |
Beim Display muss man erstaunlich wenige Einschränkungen hinnehmen. Im Realme GT steckt nämlich ein Super AMOLED Display mit FHD+ Auflösung, 120Hz Bildwiederholrate und HDR10(+) Unterstützung. Entgegen aktueller Oberklasse Smartphones bietet das Realme GT dafür mit 1000 Nits eine etwas geringere Helligkeit, kein LTPO Backplane und nur eine Farbtiefe von 8-Bit. Darüber hinaus ist der untere Bildschirmrand etwas breiter als sonst in der Oberklasse üblich.
Im Alltag wird davon aber kaum jemand etwas merken. 10-Bit Farbe ist für den durchschnittlichen Anwender nicht relevant, 1000 Nits Helligkeit sind für den Alltag weit mehr als genug und LTPO wird erfahrungsgemäß überbewertet, da es den Energieverbrauch bei weitem nicht so stark reduziert, wie gerne behauptet wird.
Von daher kann man mit den paar Abstrichen und den im Gegenzug geringeren Preis vom Realme GT gut leben. Man erhält hier trotzdem ein wirklich schönes OLED Panel, an dessen Darstellung es nicht viel zu kritisieren gibt. Die Farbtemperatur ist eventuell ab Werk etwas zu warm eingestellt, doch das lässt sich mit einem Regler in den Einstellungen im Handumdrehen ausgleichen. Das Bild wirkt scharf, es gibt kein unschönes Nachziehen und die Lesbarkeit im Freien ist auch mit direktem Sonnenlicht sehr gut.
Vielen Nutzern dürfte es auch gefallen, dass die Bildschirmdiagonale vom Realme GT vergleichsweise klein ausfällt. Mit 6,43 Zoll bewegt sich das Smartphone deutlich unter dem heutigen Durchschnitt der Leistungsklasse. Durch den etwas breiteren Displayrand macht sich das zwar nicht so sehr in der Größe des Smartphones bemerkbar, ist aber in Sachen Bildschärfe von Vorteil, da die Pen-Tile Matrix bei kleinerer Diagonale weniger sichtbar ist als bei größeren OLED Panels mit FHD+ Auflösung.
In den Einstellungen bietet das Realme GT zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten für das Display. Wie bereits angesprochen, kann man die Farbtemperatur anpassen, aber auch den Farbraum ändern. Letzteres solltet ihr aber nicht tun, da die Farbprofile offensichtlich nicht korrekt an das Display angepasst wurden. sRGB führt beispielsweise zu komplett falschen Farben. Nachtrag: DC-Dimming versteckt sich beim Realme GT im Menüpunkt "Realme Lab" statt in den Display Einstellungen. Danke an den User "itsme" für den Hinweis.
Zum Stromsparen gibt es wie gewohnt einen Dark Mode, welcher die Oberfläche in Schwarz- oder Grautönen darstellt. Ein Always-On Display ist ebenfalls vorhanden. Dieses kann entweder permanent aktiv sein, sich automatisch deaktivieren, wenn das Smartphone längere Zeit im Dunkeln liegt, oder basierend auf einem frei wählbaren Zeitraum angesteuert werden. Das Always-On Display zeigt die Uhrzeit, den Akkustand und Icons von Benachrichtigungen an. Das Aussehen kann man mit verschiedenen Themes an den eigenen Geschmack anpassen.
Ansonsten bietet das Realme GT noch zwei Funktionen zur Verbesserung von Videos. Zum einen gibt es einen Bildschärfer, der Inhalte in geringer Auflösung verbessern soll, zum anderen gibt es eine Farboptimierung, welche die Farben von Videos intensiver erscheinen lassen soll. Diese Features sind allerdings standardmäßig deaktiviert.
Die Refresh-Rate des Displays lässt sich entweder fix auf 60Hz oder 120Hz stellen oder alternativ auch automatisch je nach App regeln. Nach unserer Erfahrung funktioniert die automatische Regelung jedoch nicht sehr zuverlässig, weshalb wir die Refresh-Rate im Test fix auf 120Hz gesetzt haben. Im Automatik Modus wurden wir in einigen Apps immer wieder mit unschönen Rucklern konfrontiert.
Fürs Abspielen von HDR Inhalten könnt ihr zudem festlegen, ob das Display mit eingeschränkter oder mit voller Helligkeit arbeiten soll. Das ist eine gute Idee von Realme, denn wem das Display im HDR Betrieb zu hell wird, der kann so gegensteuern. Darüber hinaus kann man so noch etwas Akku einsparen.
Welche Art von Glas auf dem Display von Realme GT zum Einsatz kommt, verrät der Hersteller nicht. Gorilla Glass wird es also nicht sein, ansonsten würde man damit sicherlich werben. Irgendeine Art von gehärtetem Glas ist aber definitiv vorhanden, denn das Smartphone hat den bisherigen Alltagsgebrauch ohne Kratzer überstanden und auch der Schlüssel-Test hat keine Spuren hinterlassen.
Der Touchscreen selbst unterstützt 10 Berührungspunkte und bietet darüber hinaus eine Abtastrate von 360Hz. An dieser Stelle leistet sich das Realme GT auch keinerlei Schwächen. Der Touchscreen reagiert flott und präzise auf alle Eingaben und steigt auch bei schnellem Spielgeschehen nicht aus. Eine merkliche Eingabeverzögerung gibt es nicht. Die Finger gleiten mühelos über das Glas. Abdrücke lassen sich nur zögerlich nieder und sind durch kurzes Drüberwischen zu entfernen.
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 888 (5nm) 4x ARM Cortex A55 @1,804GHz 3x ARM Cortex A78 @2,419GHz 1x ARM Cortex X1 @2,841GHz |
GPU | Adreno 660 |
RAM | 8GB | 12GB LPDDR5 Quad-Channel Durchsatz: 48,5GB/s |
Speicher | 128GB | 256GB UFS 3.1 Lesen: 1652MB/s | Schreiben: 736MB/s |
Micro SD | Kein Micro SD Slot |
Fingerabdruck Scanner | Ja (im Display) |
Sensoren | Beschleunigung, lineare Beschleunigung, Kompass, Gyroskop, Magnetfeld, Rotationsvektor, Annäherung, Umgebungslicht, Gravitation, Pick-Up, Ausrichtung |
Besonderheiten | 3,5mm Anschluss, USB-C 2.0, USB OTG, zweites Mikrofon, keine Benachrichtigungs-LED, Always-On Display, Stereo Lautsprecher, Dolby Atmos |
Der Prozessor ist für viele wahrscheinlich das ganz große Highlight beim Realme GT. Hier kommt nämlich ein Snapdragon 888 zum Einsatz und damit das aktuelle SoC-Flaggschiff von Qualcomm. Zumindest in Europa ist dieser schwer für den Einstiegspreis zu finden, welchen das Realme GT aufruft. Von daher ist die Chip-Wahl durchaus eine kleine Sensation, welche dazu einlädt in Euphorie zu verfallen, was auch der Hauptgrund für den Hype um das Realme GT ist.
Dabei darf man allerdings das Drumherum nicht außer Acht lassen und muss am Ende auch die Frage nach dem Sinn stellen. Nur ein Snapdragon 888 ist nämlich keine Garantie für Spitzenleistung. Stimmen muss hier auch das Kühlsystem, damit der Chip nicht nur in kurzen Last-Situationen einen Vorteil bringt, sondern auch bei längerer Last - z.B. in Spielen, Emulatoren, etc. Gerade der Snapdragon 888 ist hier alles andere als einfach im Handling, wie z.B. unser Test zum Xiaomi Mi 11 gezeigt hat. Dass er aber durchaus gezähmt werden kann, haben wir jüngst in unseren Tests zum OnePlus 9 und OnePlus 9 Pro feststellen dürfen.
Nun könnten wir hier in vielen Sätzen die Alltags- und Gaming Performance vom Realme GT breittreten, lassen das aber an dieser Stelle mal sein und beschränken uns auf das Wichtigste: die Kiste rennt! Im Alltag, in Spielen, das 120Hz Display kommt super zur Geltung. Mit dazu gibt es allerdings ein dickes Aber. Denn nur weil das Smartphone im Alltag schnell ist und aktuelle Spiele flüssig laufen, bedeutet das noch lange nicht, dass der Snapdragon 888 auch einen Mehrwert bringt. Warum? Weil der Snapdragon 888 die allermeiste Zeit nicht im Ansatz ausgereizt wird. Realme könnte heimlich einen Snapdragon 865(+) verbauen und keiner würde etwas merken, ohne auf Benchmark Ergebnisse zu schauen.
Wer sich nun fragt, was diese Anmerkung soll: Das Realme GT hat ein massives Problem mit der Kühlung. Das Thermal Throttling fällt bei diesem Smartphone wirklich extrem aus und übertrifft sogar das Xiaomi Mi 11, welches da ebenfalls ganz große Probleme hatte. Im CPU Throttle Test (also reine CPU Last), beginnt der Prozessor fast sofort seine Leistung zu drosseln und liegt nach knapp drei Minuten bereits unter 80% der Maximalleistung. Nach 15 Minuten erreicht die CPU nur noch 58% der Maximalleistung und drosselt die Taktraten erheblich. Der Cortex X1 sinkt von 2,84GHz auf 1,42GHz ab. Die Cortex A78 Kerne werden von 2,41GHz auf 1,2GHz gedrosselt. Selbst die Power-Saving Kerne (Cortex A55) erreichen dann statt 1,80GHz nur noch 1,61GHz. Insgesamt sackt die Leistung vom Realme GT also sehr schnell unter das Niveau eines Snapdragon 865 ab, was vor allem für Gamer wichtig zu wissen ist, denn hier bietet das Realme GT somit keinen Vorteil und kann im Worst Case sogar langsamer sein als ein älteres Oberklasse-Smartphone mit Snapdragon 865.
Die Thermal Throttling Problematik hat aber noch eine weitere unschöne Auswirkung. Der Prozessor drosselt seine Leistung ja nicht zum Spaß, sondern aufgrund der Hitze-Entwicklung. Und diese Hitze muss irgendwo landen. Im Optimalfall verteilt sich die Abwärme auf die gesamte Rückseite des Smartphones. Beim Realme GT ist das aber nicht der Fall. Vor allem der obere Bereich der Rückseite erwärmt sich und es gibt einen sehr deutlichen Hotspot. Mit einem Infrarot-Thermometer haben wir an der Rückseite während des CPU Throttle Tests an einem kleinen Punkt bis zu 61°C messen können. Anfassen kann man den Punkt nicht ohne Schmerzen und die Nase erkennt den Geruch von heißem Plastik. Auch am Display können hohe Temperaturen von bis zu 57°C entstehen.
Wer nun argumentiert, dass niemand im Alltag die CPU 15 Minuten auf Volllast laufen lässt, der mag damit weitestgehend recht haben. Dennoch ist die massive Abwärme bzw. die schlechte Verteilung der Abwärme ein Problem. Denn selbst in realistischen Szenarien wie z.B. 30 Minuten Zocken (Shadowgun Legends, PUBG, World of Tanks, o.Ä.) erreicht die Rückseite vom Realme GT bis zu 46°C. Das ist zwar deutlich weniger, aber nach wie vor äußerst unangenehm, vor allem jetzt im Sommer, wo wir es regelmäßig mit Außentemperaturen jenseits der 30°C zu tun haben.
Dreist ist in dieser Hinsicht übrigens folgendes: Realme preist auf seiner Webseite eine spezielle Kühlung im Realme GT an. So soll hier ein spezielles "Stainless Steel Cooling System" am Start sein, welches zusammen mit einer Vapor Chamber besonders effizient kühlen soll. Bis zu 15°C weniger Kerntemperatur (im Vergleich womit, wird leider nicht verraten) preist Realme im Zuge dessen an. Umso peinlicher ist es, dass das Realme GT unter allen bisher von uns getesteten Snapdragon 888 Geräten das mit Abstand stärkste Thermal Throttling zeigt. Darf man sich da veräppelt vorkommen? Wir sagen unabhängig vom Preis: Ja, darf man!
In Benchmarks glänzt das Realme GT für seinen Preis natürlich mit exzellenten Werten, die sich erstmal nicht vor deutlich teureren Oberklasse Smartphones verstecken müssen. Das gilt aber auch nur solange, wie das Smartphone relativ kühl bleibt.
Simulieren wir mit Antutu mal eine längere Dauerlast, wird auch hier das Kühl-Problem vom Realme GT sehr deutlich. In fünf Durchläufen in Folge bricht die Leistung immer weiter ein, die Antutu Ergebnisse gehen entsprechend Durchlauf für Durchlauf weiter in den Keller. Schon im zweiten Durchlauf bricht der Score vom 790k Bereich in den 720k Bereich. Im fünften Durchlauf haben wir dann abgebrochen, weil wir das Smartphone durch die Abwärme nicht mehr in der Hand halten konnten, ohne dass es wirklich unangenehm wurde. Zudem sank der Score hier in den unteren 600k Bereich ab.
Beim Speicher lässt sich das Realme GT mit 8GB oder 12GB LPDDR5 RAM ordern, welcher mit Quad-Channel angebunden ist. Außerdem gibt es 128GB oder 256GB UFS 3.1 Speicher, allerdings ohne Dual-Lane Anbindung. Damit werden aber immer noch sehr hohe Lese-Raten von ca. 1,6GB/s erreicht. Eine Aufrüstung mit einer SD-Karte ist leider nicht möglich. Wer also auf viel Speicher angewiesen ist, wird gezwungen, zur deutlich teureren Variante des Realme GT zu greifen (UVP in Deutschland liegt bei 599€).
Bei den Sensoren bietet das Realme GT die zu erwartende Ausstattung mit allen wichtigen Basics sowie Kompass und Gyroskop. Schwachstellen haben wir hier keine entdeckt. Der Fingerabdruck Sensor versteckt sich im Display und funktioniert extrem schnell sowie absolut zuverlässig. Face Unlock gibt es als Ersatz auch, wobei das Display bei Dunkelheit aufleuchtet, um auch dann noch ein Entsperren zu gewährleisten. Der USB-C-Anschluss vom Realme GT bietet nur USB 2.0 sowie USB OTG.
Variante | RealmeUI 2.0 Version im Test: RMX2202TW_11_A.07 |
Android Version | Android 11 Sicherheitspatch im Test: März 2021 |
Google zertifiziert | Ja |
DRM Technologien | ClearKey CDM, Widevine L1 |
Bloatware | Ja (Facebook, Social Media, Office, Netflix) |
Root Zugriff | Nein |
OTA Updates | Ja (kein Update im Testzeitraum) |
Schadsoftware | Nein (Facebook System-Dienste können deaktiviert werden) |
Im Software-Bereich erwarten uns beim Realme GT keine Überraschungen. Auf dem Smartphone läuft die RealmeUI in der aktuellen Version 2.0 mit Android 11 als Basis. Android 12 steht bereits als Beta zur Verfügung. Etwas enttäuschend ist, dass im Test noch ein Sicherheitspatch vom März zum Einsatz kam. Dieser ist mittlerweile deutlich veraltet. Ein Software-Update kam im Testzeitraum leider auch nicht an.
RealmeUI ist zwar ein angepasstes Android, was sich allerdings hauptsächlich auf Zusatz-Funktionen und subtile Anpassungen im Design bezieht. Von der grundlegenden Aufmachung her bewegt sich RealmeUI 2.0 recht nahe an einem Stock Android. Das Realme GT lässt sich wahlweise mit Gesten oder per On-Screen Tasten bedienen. Ein Einhand-Modus ist vorhanden. Die Google Dienste sind ab Werk vorinstalliert und auch eine vollständige deutsche Übersetzung von guter Qualität ist vorhanden.
Das Realme GT ist Google-zertifiziert und bietet entsprechend einen problemlosen Zugriff auf alle Google Dienste sowie Apps, welche die Zertifizierung voraussetzen. Widevine Level 1 DRM ist ebenfalls vorhanden, sodass Streaming Dienste welche dieses voraussetzen in hoher Auflösung abgespielt werden. Das gilt zum Beispiel für Netflix, was auf dem Realme GT in Full HD abgespielt wird. HDR Wiedergabe ist in Netflix allerdings nicht möglich.
Das Realme GT kommt ohne Schadsoftware daher. Etwas Bloatware ist vorinstalliert, kann aber einfach entfernt werden. Facebook ist mitsamt den zugehörigen System-Diensten vorhanden. Letztere können jedoch ohne irgendwelche Workarounds deaktiviert werden, sodass sie Facebook Gegner nicht weiter stören dürften.
Mobilfunk | 2G: 850/900/1800/1900MHz 3G: B1/2/4/5/6/8/19 4G-FDD: B1/2/3/4/5/7/8/12/13/17/18/19/20/25/26/28/32/66 4G-TDD: B34/38/39/40/41/42 5G: N1/3/5/7/8/20/28/38/40/41/77/78/79 |
WLAN | WLAN 802.11a/b/g/n/ac/ax (2x2 MIMO) Max. Brutto: 1200Mbit/s |
Bluetooth | Bluetooth 5.2 SBC, AAC, aptX, aptX HD, aptX AA, aptX TWS+, LDAC |
NFC | Ja (mit Google Pay Unterstützung) |
Dual SIM | Dual Nano SIM |
Positionsbestimmung | GPS, A-GPS, GLONASS, BDS, Galileo, QZSS, NavIC |
Im Mobilfunk bietet das Realme GT eine erfreulich breite Frequenz-Abdeckung. Neben den wichtigen 5G Frequenzen für Europa werden auch alle wichtigen LTE Frequenzen abgedeckt. Darüber hinaus sind auch viele wichtige LTE Frequenzen für die Nutzung im Ausland vorhanden. Der Empfang war im Testzeitraum durchweg exzellent. Dual SIM funktioniert ohne Probleme.
Das Realme GT unterstützt WiFi 6 bzw. AX-WLAN und das bis zu einer maximalen Brutto-Datenrate von 1200Mbit/s. Im Test haben wir einen maximalen Netto-Wert von 719Mbit/s neben dem Router ermittelt. Im Schnitt waren es allerdings "nur" 472Mbit/s, da die Bandbreite stark schwankt. Diese Problematik haben wir in mehreren Tests und auch mit verschiedenen WiFi 6 Routern beobachten können. An einem OnePlus 9 (Pro) tritt das Problem nicht auf. Die Ursache liegt also klar beim Realme GT. Immerhin scheint es sich hier um ein reines Softwareproblem zu handeln, denn der Empfang ist für das Schwanken der Bandbreite nicht verantwortlich. Das zeigt sich beim Test ein Stockwerk unter dem Router, wo das Realme GT weiterhin eine hohe Signalstärke anzeigt und im Schnitt noch sehr gute 331Mbit/s an Netto-Durchsatz erreicht. Mit einem Software-Update sollte Realme hier also nachbessern können.
Bluetooth wird in der aktuellen Version 5.2 unterstützt und hat im Test keine Aussetzer oder Einschränkungen in der Reichweite gezeigt. Alle gängigen Audio Codecs werden unterstützt, was auch für diverse HD Codecs gilt. Auch moderne TWS Kopfhörer die auf Bluetooth 5.2 angewiesen sind, lassen sich problemlos nutzen. NFC wird vom Realme GT ebenfalls unterstützt und kann selbstverständlich auch zum Bezahlen z.B. mit Google Pay genutzt werden. Im Test hat NFC ohne Probleme funktioniert.
Im GPS Test zeigt das Realme GT zwar keine Bestwerte aber eine durchaus solide Performance. Der erste Fix kam schnell zustande und bei mäßig bewölktem Himmel wurden über 40 Satelliten eingebunden. Die Genauigkeit erreicht um die drei Meter. In der Hosentasche oder im Auto gab es keine größeren Abweichungen oder Aussetzer. Tracking und Navigation hat durchgehend reibungslos funktioniert.
Lautsprecher | Stereo (Rahmen unten + Telefonhörer) |
Noise Cancelling Mikrofon | Ja (Rahmen oben) |
Weitere Merkmale | 3,5mm Anschluss (Rahmen unten), Dolby Atmos, VoLTE, VoWiFi |
Realme zeigt nicht immer ein gutes Händchen für Lautsprecher. Insbesondere im Mittelklasse Segment hinken die Smartphones von Realme in diesem Bereich der Konkurrenz häufig hinterher. Insofern ist es erfreulich, dass das Realme GT hier eine Ausnahme bietet. Sowohl für die Preisklasse als auch die Leistungsklasse sind die hier verbauten Stereo Lautsprecher erfreulich gut. Ihr bekommt einen deutlichen Stereo Klang, eine hohe Lautstärke ohne übermäßiges Verzerren oder Kratzen und auch einiges an Tiefgang. Insgesamt machen die Lautsprecher also Spaß.
Kopfhörer können am Realme GT neben Bluetooth und USB-C auch klassisch per 3,5mm Anschluss genutzt werden, womit sich das Smartphone hier von den meisten anderen Geräten mit dem Snapdragon 888 absetzen kann. Der 3,5mm Anschluss liefert auch einen zufriedenstellenden Klang mit ordentlicher Maximallautstärke und kommt ohne Störgeräusche wie Rauschen oder Brummen aus.
Auch Dolby Atmos wird vom Realme GT unterstützt, wobei es auch eine Klangverbesserung gibt. Diese erfolgt entweder dynamisch oder basierend auf Presets, welche man in den Systemeinstellungen festlegen kann. Hier stehen z.B. die Modi "Film", "Musik" und "Spiel" bereit. Neben diesen situationsspezifischen Profilen gibt es aber auch Profile für Umgebungen wie "Innenbereich", "Unterwegs", "Pendeln" und "Flug". Die Profile haben Auswirkung sowohl auf Kopfhörer als auch die Medienlautsprecher. Einen System-Equalizer zur manuellen Anpassung des Klangbildes gibt es allerdings nicht.
Beim Telefonieren hat sich das Realme GT im Testzeitraum keine Schwächen erlaubt. Ein Umgebungsmikrofon ist vorhanden und reduziert störende Umgebungsgeräusche. Der Telefonhörer erzeugt einen guten Klang, da er ja auch als Medienlautsprecher genutzt wird. Beim Telefonieren konnten sich die Teilnehmer an beiden Enden klar und deutlich verstehen. Unterstützung für VoLTE und VoWiFi ist vorhanden und sorgt für eine zusätzliche Verbesserung der Sprachqualität.
Hauptkamera | 1. Sensor: 64MP Sony IMX682 f/1.8 2. Sensor: 8MP 119° UWW f/2.3 3. Sensor: 2MP f/2.4 4cm Makro Video: 4k60, 4k30, FHD60, FHD30 Codec: H.264 / H.265 (HEVC) |
Frontkamera | 16MP f/2.5 (Punch Hole) Video: FHD30 Codec: H.264 / H.265 (HEVC) |
Blitz | ⚠️ Fake Dual LED / Dual Tone Blitz (nur eine LED) |
Fokus | PDAF / CDAF Hybrid |
Slow Motion | FHD240 / HD480 |
Bei der Hauptkamera merkt man dem Realme GT mit am stärksten an, dass der Snapdragon 888 in dieser Preisklasse einiges an Kompromissen fordert. Zwar steckt in dem Smartphone immerhin noch ein 64MP Sony IMX682 Hauptsensor, doch der Rest dürfte kaum jemanden beeindrucken. Die UWW-Kamera beschränkt sich auf einen 8MP Sensor mit festem Fokus, die Makro Kamera ist eine einfache 2MP Kamera ebenfalls mit festem Fokus und die Frontkamera beschränkt sich auf eine typische Auflösung von 16MP. Wie sich das Gesamtpaket schlägt, sehen wir uns nun im Detail an.
Die Hauptkamera liefert im Standard Modus mit 16MP bei Tag anständige und brauchbare Fotos. Von exzellent wollen wir allerdings nicht sprechen, da wir mit dem Sony IMX682 durchaus schon bessere Resultate gesehen haben - nicht nur im High End Segment, sondern auch in der günstigeren Mittelklasse.
Konkret schwächelt das Realme GT etwas bei der Abbildung von feinen Details im Bild - seien es nun Oberflächen-Texturen, Laub in Bäumen oder ähnliche feine Details. Die Darstellung beim Realme GT erfolgt hier etwas verwaschen bzw. unscharf. Zugegeben, das wird die wenigsten stören, da es erst auf großen Bildschirmen oder beim starken reinzoomen auffällt. Dennoch wollen wir es erwähnt haben, denn wenn das Realme GT schon am Kamera Set-Up spart, sollte wenigstens der Hauptsensor perfekt optimiert sein. Und genau das ist hier offensichtlich nicht der Fall.
Farblich zeigen sich die Fotos der Hauptkamera Realme-typisch etwas zu gesättigt. Die Fotos sehen also in den allermeisten Fällen sehr knallig aus. Hin und wieder schleicht sich auch ein Rotstich ein, welcher im Bild eigentlich nichts zu suchen hat. An der KI liegt das übrigens nicht, denn diese blieb für alle unsere Testbilder deaktiviert. Ob einem die knalligen Farben gefallen oder nicht, ist Geschmackssache.
Beim HDR Modus fehlt es uns etwas an Dynamik. Die Bilder wirken bei direktem Sonnenlicht häufig deutlich zu dunkel. Auch hier haben diverse Mittelklasse Smartphones in unseren Tests bereits erheblich bessere Ergebnisse geliefert. Tatsächlich fällt der Dynamikumfang ohne HDR in manchen Situationen sogar besser aus. Immerhin hat der HDR Modus keinerlei Anfälligkeit für Wackler, sodass Bilder, welche mal nicht zu dunkel ausfallen, qualitativ nicht darunter leiden.
Unterm Strich kann man also sagen, dass der Hauptsensor vom Realme GT durchaus anständige Fotos liefert, es ihm jedoch an Feinschliff mangelt. Immerhin hat Realme die Chance, hier noch mit Updates nachzubessern, denn all die Makel sind reine Software-Probleme.
Im 64MP Modus liefert der Hauptsensor große Bilder, in welche man recht weit reinzoomen kann, ohne dass eine Pixel-Optik entsteht. Ein Mehrwert ist hier definitiv vorhanden und gerade bei Motiven mit feinen Details erhält man etwas bessere Resultate. Ein leichtes Verwaschen feiner Details ist aber auch hier noch sichtbar, sodass die Bilder im Bereich feiner Details nicht ganz so knackig aussehen, wie wir das schon bei anderen Smartphones mit dem IMX682 gesehen haben.
Der 64MP Modus sollte auch nur für gut ausgeleuchtete Motive genutzt werden. Innerhalb von Räumen nimmt die Qualität bereits deutlich ab und in dunkleren Bildbereichen kann sich ein leichtes Rauschen einstellen. Damit gehen dann die Vorteile der hohen Auflösung relativ schnell verloren. Das ist aber keine Schwäche vom Realme GT, sondern ein generelles Problem der großen Kamera-Sensoren bei voller Auflösung.
Was die Farben angeht, unterscheidet sich der 64MP Modus nicht vom Standard Modus. Auch hier sind die Farben also relativ stark gesättigt, was die Bilder ziemlich knallig wirken lässt. Ob man das nun mag oder nicht, ist wie so oft Geschmackssache.
Der 2-fach Digitalzoom vom Realme GT schlägt sich ganz ordentlich und liefert bei Tag weitestgehend brauchbare Ergebnisse. Man sieht den Bildern zwar an, dass Digitalzoom zum Einsatz kommt, doch die Qualitätseinbußen sind recht gering und damit in den meisten Fällen nicht störend. Zwar haben wir in Sachen Konsistenz der Bildqualität schon bessere Ergebnisse gesehen, doch das wollen wir dem Realme GT an dieser Stelle mal nicht nachtragen. Sicherlich gibt es auch hier noch Verbesserungen, sollte Realme an der allgemeinen Optimierung des Hauptsensors noch schrauben. Verzichten sollte man auf den Digitalzoom übrigens bei Nacht, wo die Qualität dann sehr deutlich in den Keller geht.
Die Ultra-Weitwinkel Kamera im Realme GT enttäuscht auf ganzer Linie. Für ein Smartphone im Preisbereich zwischen 180 und 250€ ginge sie noch in Ordnung, doch in einem Smartphone, welches für bis zu 600€ über den Ladentisch geht, hat solch eine Kamera in unseren Augen nichts zu suchen. Die Bildqualität liegt zwischen mittelmäßig und grauenvoll. Die Farbdarstellung liegt häufig deutlich daneben. Einen dynamischen Fokus gibt es nicht. Detailschärfe ist für die Kamera ein Fremdwort, die Fotos wirken viel zu matschig. Am Bildrand sieht man ein starkes Verzerren, was für eine minderwertige Optik spricht. Bei wenig Licht oder gar Nacht steigt die Kamera dann komplett aus und fabriziert nur noch Matsch. An dieser Stelle musste der Rotstift also eindeutig zu stark angesetzt werden.
Bei der 4cm Makro Kamera sieht es dann nicht anders aus. Auch hier kommt nur ein 2MP Sensor mit festem Fokus zum Einsatz. Solche Kameras in unseren Augen in einem High End Smartphone und auch in der Preisklasse nicht mehr akzeptabel. Eine Tele-Makro Kamera mit höherer Auflösung und dynamischer Brennweite wie z.B. im Poco F3 sollte es da mindestens sein. Und wenn sie nicht ins Budget passt, könnte man die Kamera auch einfach ersatzlos streichen, um Kunden keine falschen Hoffnungen zu machen.
Im Portrait Modus leistet die Hauptkamera gute Dienste. Das Realme GT erkennt die Tiefenverhältnisse auch ohne dedizierten Tiefen-Sensor zuverlässig. Auch komplexe Umrisse sind kein Problem, sodass Portrait Aufnahmen auch abseits von Personen gelingen. Kleine Fehler beim Einrechnen des Effektes entstehen zwar immer wieder mal, diese sind aber eher subtil und fallen damit nicht weiter ins Gewicht. Insgesamt wirken die Aufnahmen vom Portrait Modus stimmig.
Beim LED Blitz schummelt das Realme GT leider. Sieht man sich das Kamera-Modul an, findet man hier einen langgezogenen LED-Blitz, welcher augenscheinlich aus zwei LEDs mit unterschiedlichen Farben besteht. Das ist allerdings nicht der Fall, denn tatsächlich befindet sich unter dem Blitz nur eine einzelne warm-weiße LED, deren Licht noch nicht mal über den gesamten Strahler verteilt wird.
Daraus resultierend erzeugt der LED Blitz weniger Licht als erwartet. Trotzdem entstehen mit Blitz aber noch brauchbare Bilder, welche zumindest auf dem Smartphone noch richtig gut aussehen. Auch dieser erste positive Eindruck wird aber zumindest bei Fotos mit größerer Distanz zum Motiv oder in größeren Räumen durch Tricksereien erzeugt. Sieht man sich die Bilder auf einem größeren Bildschirm an, merkt man, dass für die hohe Lichtausbeute die Sensor-Empfindlichkeit massiv angehoben wurde. Das führt zu einem Bildrauschen, welches dann per Software unterdrückt wird. Das führt dann zu einem Verlust an Bilddetails. Zudem werden die Bilder dann wieder etwas nachgeschärft. Das führt wiederum zu einer deutlichen Bildung von Artefakten.
Lange Rede kurzer Sinn: Erwartet hier eine Blitz-Performance auf durchschnittlichem Mittelklasse Niveau. Blitz-Fotos mit größerer Distanz zum Motiv sehen auf dem kleinen Smartphone Display zwar gut aus, auf großen Bildschirmen jedoch nicht mehr. Qualitativ einwandfrei sind lediglich Blitz-Fotos mit mittlerer bis kurzer Distanz zum Motiv.
Im Standard 16MP Modus enttäuscht der Hauptsensor vom Realme GT in Low-Light Situationen mit einer für die Geräte- und Preisklasse unzureichenden Leistung. Die Qualität von Bildern bei Dämmerung oder Nacht mit Straßenbeleuchtung bewegt sich in etwa auf dem Niveau eines durchschnittlichen Smartphones der Preisklasse 180 bis 250€. Der Sensor erzeugt relativ viel Bildrauschen, was von der Software durch Weichzeichnung unterdrückt wird. Das Resultat sind dann relativ matschig und detailarm wirkende Fotos. Auch die allgemeine Lichtausbeute ist zu gering. Die Nachtfotos vom Realme GT wirken vergleichsweise dunkel.
Immerhin schafft es das Realme GT die Low-Light Schwäche im Night Mode komplett auszugleichen. In vielen Situationen macht die Qualität der Fotos im Night Mode eine komplette Kehrtwende. Die Kamera fängt dann deutlich mehr Licht ein, die Detaildarstellung verbessert sich erheblich und auch der Dynamikumfang ist ansprechender. Dafür braucht man übrigens kein Stativ, denn der Night Mode funktioniert auch Freihändig sehr gut. Der Night Mode ist beim Realme GT also für alle Nachtfotos Pflicht!
Im Pro Modus könnt ihr mit bis zu 32 Sekunden belichten und so auch bei sehr wenig Restlicht mit einem Stativ noch ordentliche Nachtfotos schießen. Dabei steht entweder eine Halbautomatik oder die komplette Kontrolle über alle Einstellungen zur Verfügung. Wie gewohnt haben wir mit Halbautomatik getestet und hier zeigt sich, dass diese beim Realme GT sehr gut funktioniert. Somit können auch Laien mit Langzeitbelichtung arbeiten, ohne sich an manuelle Fotografie herantasten zu müssen. Die Kamera findet selbst dann noch den richtigen Fokus, wenn man auf der Vorschau nichts erkennen kann. ISO Wert und Weißbalance stimmen fast ohne Ausnahme. So entstehen mühelos sehr stimmige Nachtaufnahmen.
Die 16MP Frontkamera im Realme GT wird der Preisklasse ebenfalls nicht gerecht. Und das liegt nicht an der Auflösung, sondern an der Optimierung. Immerhin setzt auch OnePlus in seinen Flaggschiffen fast immer auf 16MP Kameras und liefert damit hervorragende Bilder. Beim Realme GT sehen die Fotos egal wie gut die Lichtverhältnisse sind weich und verwaschen aus. Und nein, das liegt nicht an Features wie "Face Beautify", da wir diese komplett deaktiviert haben. Bei Abnehmender Ausleuchtung geht die Qualität der Kamera dann sehr schnell weiter in die Knie. Schon bei Selfies innerhalb von Räumen merkt man das sehr deutlich. Der Bildschirmblitz bringt kaum Verbesserungen ins Bild.
Filmen kann das Realme GT in 4k und Full HD mit jeweils 60fps oder 30fps. Auffällig ist, dass im 60fps Modus aus irgendeinem Grund recht stark eingezoomt wird. Die allgemeine Bildqualität geht völlig in Ordnung und es gibt keine Probleme mit einem Farbstich oder ähnlichem. Erfreulich ist zudem, dass es in allen Video-Modi EIS zur Bildstabilisierung gibt, was auch ganz gut funktioniert. Der Autofokus arbeitet weitestgehend zuverlässig, ist aber in den 30fps Modi spürbar langsamer als in den 60fps Modi. Die Frontkamera filmt mit maximal Full HD und 30fps. Dabei liefert sie leider nur eine mittelmäßige Bildqualität.
Absolut enttäuschend ist leider der Ton von sämtlichen Video-Modi, welcher im Grunde sämtliche Video Aufnahmen unbrauchbar macht. Der Ton klingt wie eine sehr schlechte Telefonverbindung. Das liegt allerdings nicht an den Mikrofonen im Realme GT, sondern rein an der Software. Aus diesem Grund bringt es auch nichts, ein externes Mikrofon zu nutzen. Neben der grundlegend schlechten Audioqualität machen sich auch Schwankungen in der Lautstärke und gelegentliche Knackser im Ton bemerkbar. Solche Probleme sind bei einem Smartphone dieser Preisklasse völlig inakzeptabel.
Slow Motion Videos nimmt das Realme GT mit wahlweise 240fps in Full HD oder 480fps in HD auf. Dabei entstehen allerdings keine Dateien mit hoher Framerate. Die Resultate liegen also bereits abgebremst vor. Auch Audio wird im Slow Motion Modus nicht aufgezeichnet. In der Preisklasse ist das eher unüblich und damit enttäuschend.
Kapazität (Angabe) | 4.500mAh |
Kapazität (Gemessen) | 3.560mAh |
Wechselbar | Nein |
Fast Charging | 65W SuperDart Charge (im Lieferumfang enthalten) |
Das Realme GT ist laut Datenblatt auf der Webseite von Realme mit einem 4.500mAh Akku ausgestattet. Das klingt erstmal gut und verspricht trotz des energiehungrigen Snapdragon 888 eine brauchbare Laufzeit, mit der man weitestgehend problemlos durch einen Tag kommen sollte. Umso mehr hat es uns überrascht, dass wir mit einer Ladung nie durch einen kompletten Tag gekommen sind. Der Akku war stets zwischen 16 und 18 Uhr auf 20% und damit reif für das Ladegerät.
Warum das so ist, zeigt sich bei näherer Inspektion. Das Realme GT ist nämlich nicht mit einem 4.500mAh Akku ausgestattet, sondern nur mit einem 3.550mAh Akku. Dieser Wert ist zum einen im System hinterlegt und kann z.B. mit AccuBattery ausgelesen werden, kann zum anderen aber auch mit einem externen Messgerät grob verifiziert werden. Beim Aufladen von 0% auf 100% mit einem normalen 5V / 2A Ladegerät ermitteln wir eine Kapazität von 3.560mAh. Damit bestätigt sich der im System hinterlegte Wert. Somit fehlen dem Realme GT ca. 1.000mAh - zumindest wenn alle Geräte diesen Mangel aufweisen, wovon durch den Eintrag von 3.550mAh in der Firmware auszugehen ist.
Nun mag manch einer in die Versuchung kommen zu behaupten, die externe Messmethode würde keinen Sinn ergeben, zu ungenau sein und damit nichts beweisen. Die Diskussion hatten wir vor einigen Jahren, als Betrügerein der Chinesen beim Akku noch Gang und Gebe waren, regelmäßig. Fakt ist allerdings, dass wir alle Smartphones mit dem hier gezeigten Messgerät überprüfen und stets die beworbene Kapazität verifizieren können, solange kein Fast-Charging zur Messung genutzt wird. Bei Diskrepanzen werden zudem noch andere USB-Tester für weitere Messungen als Vergleichswert genutzt. Seht euch einfach weitere unserer Testberichte zum Vergleich an, denn wir geben unsere eigene Messergebnisse in jedem Test an. Dort seht ihr, dass die Messung sehr wohl annähernd genau ist. Hinzu kommt, dass sich die fehlende Kapazität ja auch in der verkürzten Laufzeit perfekt widerspiegelt. Schaut euch zum Vergleich den Test zum OnePlus 9 an. Dieses hat denselben Prozessor und ein ähnliches Display verbaut, womit die Laufzeit der Geräte vergleichbar sein sollte. Die Diskrepanz zwischen den Geräten entspricht jedoch ziemlich genau dem, was man bei ca. 1000mAh weniger erwarten kann.
Wer mit dem Realme GT mühelos durch einen kompletten Tag inklusive Abend kommen will, der muss das Always-On Display deaktivieren und den Bildschirm fix mit 60Hz betreiben. Alternativ dazu kann man auch die Nutzung des Smartphones stark einschränken (Verzicht auf Spiele, GPS, Kamera, geringe Helligkeit, etc.), was aber natürlich nicht Sinn der Sache ist. Keiner kauft sich ein Smartphone mit High-End Prozessor, nur um diesen dann nicht auszunutzen weil der Akku nicht reicht. Wer das Realme GT auf durchschnittliche Art und Weise nutzt, 120Hz und das AOD aktiviert hat, wird in der Regel zwischen 17 und 18 Uhr ans Netzteil müssen - je nach Tagesbeginn auch schon früher.
Beim Aufladen unterstützt das Realme GT immerhin 65W SuperDart Charge. Das entsprechende Netzteil ist auch im Lieferumfang enthalten. Damit kann man den Akku in wenigen Minuten wieder auf einen ordentlichen Wert auftanken. Konkret vergehen von 20% auf 75% nur 13 Minuten. Von 20% auf 100% sind es 29 Minuten. Dabei erwärmt sich das Smartphone spürbar aber nicht übermäßig stark. Wireless Charging wird vom Realme GT nicht unterstützt.
Sicherlich gleicht das schnelle Fast-Charging die kurze Laufzeit bis zu einem gewissen Grad wieder aus. Dabei muss man allerdings bedenken, dass man nicht immer die Möglichkeit hat schnell nachzuladen. Auch im Sinne der Lebensdauer ist häufiges Nachladen ein Problem. Man sammelt so sehr schnell viele Zyklen an, worunter die Akku-Gesundheit leidet. Das Resultat ist dann eine noch kürzere Laufzeit mit noch mehr Zyklen. Ein Teufelskreis, welcher viel zu schnell einen Akku-Wechsel nötig macht.
Das Realme GT wird gerne als Flaggschiff Killer angepriesen. Hierbei handelt es sich in unseren Augen jedoch um nicht gerechtfertigten Hype, welchen Realme mit geschicktem Marketing ausgelöst hat. Im Alltagstest hat sich schnell gezeigt, dass das Realme GT weit davon entfernt ist ein Flaggschiff Killer zu sein.
Rein über den Preis lässt sich das Prädikat "Flaggschiff Killer" in unseren Augen nicht rechtfertigen. Mal abgesehen davon, dass es dafür weiterer Qualitäten bedarf, müsste man in diesem Fall auch ein Nubia RedMagic 6 als Flaggschiff Killer bezeichnen. Immerhin bekommt man hier zum gleichen Preis wie beim Realme GT in der Maximalausstattung (599€) einen Snapdragon 888 mitsamt aktiver Kühlung (Lüfter), 12+128GB Speicher, ein "besseres" 166Hz Display, einen größeren Akku, ein Metall-Design und interessanten Gaming Features. Komischerweise kommt hier allerdings niemand auf die Idee zum Begriff "Flaggschiff Killer" zu greifen. Tatsächlich ist das Smartphone nach dem Launch quasi in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, obwohl es prinzipiell mehr zu bieten hat als ein Realme GT.
Verabschieden wir uns also von unnötigen Prädikaten und werfen einen gänzlich nüchternen Blick auf das Realme GT. Ja, man bekommt hier einen Snapdragon 888 für einen sehr geringen Einstiegspreis. Das ist grundsätzlich ein Punkt für das Realme GT. Dabei darf man allerdings nicht die Abstriche außer Acht lassen, welche man dafür in Kauf nehmen muss. So mangelt es dem Realme GT letztlich an einer adäquaten Kühlung, die Kamera ist für den Preis zu schlecht optimiert und die Akkulaufzeit ist nicht im Ansatz zufriedenstellend. Geht es einem also nicht nur um Leistung, sondern auch um das Gesamtpaket, dann hat das Realme GT schonmal grundsätzlich schlechte Karten.
Deshalb muss man sich fragen, ob das Gesamtpaket vom Realme GT überhaupt einen Sinn ergibt. Und das gilt selbst dann, wenn das Hauptaugenmerk auf der Performance liegt. Sicherlich liefert das Realme GT im durchschnittlichen Alltagsgebrauch mit dem Snapdragon 888 eine hervorragende Performance. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass der Chip hierbei nicht ausgelastet wird. Man müsste also auch mit einem schwächeren Chip keine Einbußen in der gefühlten Geschwindigkeit hinnehmen.
Und selbst wenn man den Snapdragon 888 im Realme GT voll auslasten würde, bietet er nur für kurze Zeit einen Mehrwert. Dank Thermal Throttling bricht die Leistung extrem schnell auf ein Niveau ein, welches unter einem Snapdragon 865 liegt. Damit hätte Realme unterm Strich auch auf eben diesen setzen können oder auf einen der neueren Semi-High-End Chips von Qualcomm wie den Snapdragon 870 oder 860. Damit hätte man unterm Strich das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen können. Und Nutzer, welche unbedingt die Leistung eines Snapdragon 888 benötigen, werden sicherlich nicht auf Teufel komm raus sparen wollen. Diese nehmen dann einfach noch ein paar Euro mehr in die Hand und greifen zu einem echten Oberklasse-Smartphone, in welchem der Snapdragon 888 dann auch ausreichend gekühlt wird, um seine Leistung über einen längeren Zeitraum zu entfalten. Eine direkte Kaufempfehlung gibt es von uns deshalb nicht.
Den Testbericht als Video findet ihr in unserem YouTube Kanal.
Kommentare 12
Hi,
also ich kann den Test in keinster weiße nach vollziehen! Habe das Realme GT seit 2 Wochen als Global Version und bis auf kleinere Bugs (Benachrichtigungen, Sperrbildschirm,Whatsapp) welche oft bei neuen Smartphones vorkommen, in diesem fall neues Realme UI 2.0, habe ich keinerlei Beanstandungen. Das GT hat mein X2 abgelöst und im Vergleich mit einem MI9, welches sich noch im Haushalt befindet, teile ich weder beim Akku und erst recht nicht bei der Kamera/Videos die Meinung. Ja, der Ton hört sich etwas dumpf an bei Videos aber ich habe kein Knacken oder sonstiges feststellen können und Fotos etc. vom Hauptobjektiv, IMX682, sind auf einem guten Level vor allem sehr gut bei Tageslicht! Macro und Co. sind meiner Meinung nach Spielereien welche auch bei Xiaomi in der Preisklasse nicht besser sind....
Also entweder handelt es sich bei dem getesteten Modell um ein Montagsmodell oder es gibt andere Gründe?!
Internationale Reviews geben dem GT eine durchweg gute Note und diese kann ich nur bestätigen. Und viele Bugs werden eh nach 4-12 Wochen durch Updates behoben sein...
Allgemein ist meiner Meinung nach (subjektiv) Realme weniger von Bugs betroffen wie so manches Xiaomi. Mein Realme X2 läuft nach fast 2 Jahren wie am ersten Tag, im Gegensatz zu meinen Xiaomi Vorgängern (Abstürze, einfrieren etc.)! Als Xiaomi groß rauskam war ich ein großer Fan aber es ist nicht alles Gold was glänzt, trifft auch auf andere Hersteller zu, aber das Realme GT kommt hier eindeutig zu schlecht weg. Auch die aktuellen Bug Reports in der Realme Community passen zu meiner Erfahrung.
Neues Update zeigt 4500 in Apps an. So viel zur Akkulüge...
Also ich erwarte auch nicht das ein 339 Euro Handy etwas kann, wie ein 1200Euro Samsung S21 Ultra aber der Preis ist halt Super.
Kamera lege ich Perönlich auch keinen Wert drauf und eine Ladung von 28% auf 98 in knapp 20 min. lässt auch nicht viel wünsche offen.
Das ist auch mehr als man hier für ein Handy dieser Preisklasse bekommt, ich finde es gut.
pps. Zertifizierungsstellen war gemeint
Moin Christopher, das DC-Dimmen findest du, wie bei Realme üblich unter "realme Lab", nicht in den Display Einstellungen.
Das war damals beim X2 & X2 Pro schon so und wurde auch beim GT "traditionell" so beibehalten.
Ausgeliefert wird das Global GT übrigens mit der RMX2202_11_A.09 FW und dem Mai 2021 Android Sicherheitspatch.
Deine WLAN Probleme konnte ich auch nicht nachvollziehen.
Zum Thema "AccuBattery", die App zeigt alles mögliche an, nur nicht die korrekte Kapazität.
Es wäre den diversen Zertifierungsstellen wohl auch aufgefallen, wenn so eine große Diskrepanz bei der Akku Kapazität bestehen würde.
Ps. hab dir mal die (AccuBattery) Screenshots vom GT, GT Neo und X2 Pro mit angehangen
mfg
Edit von Admin: So große Bilder bitte nicht per IMG Tag einbinden, danke.
https://i.postimg.cc/rFCkYNpj/GT-RMX2202.jpg
https://i.postimg.cc/15Px6VKq/GT-Neo-RMX3031.jpg
https://i.postimg.cc/Z57X17z8/X2-Pro-RMX1931.jpg
Hallo zusammen,
wieder einmal ein super Testbericht. Lässt nichts offen.
Nun Mal eine andere Frage, testet ihr auch nochmal das Poco F3?
Da würde mich ein Testbericht brennend interessieren.
Danke schön.