Outdoor Smartphones aus China bewegen sich zumeist im Preisbereich zwischen 200 und 300 Euro. Nicht so das neue Ulefone Armor X2. Dieses Smartphone soll alle Vorteile eines Outdoor Smartphones inklusive NFC für einen Preis von nur rund 85€ bieten. Doch kann das gut gehen oder musste hier an zu vielen Stelle gespart werden? Genau das haben wir uns für euch angesehen und das Armor X2 einem intensiven Test unterzogen. In diesem Testbericht decken wir nun alle Stärken und Schwächen auf.
Das Ulefone Armor X2 kommt in einer größtenteils in gelb gehaltenen Verpackung daher, welche optisch fast identisch mit der Box des zuvor getesteten Ulefone Armor 6 ist. Es handelt sich um eine klassische Smartphone Verpackung mit gestapelter Anordnung der Inhalte und nach oben abziehbarem Deckel. Der Lieferumfang umfasst die folgenden Bestandteile:
Optisch sieht man dem Armor X2 den geringen Preis nicht an. Das Smartphone macht einen robusten Eindruck und sieht aus wie ein typisches Outdoor Smartphone. Das kantige Äußere setzt sich aus einem gummiähnlichen Kunststoff zusammen, welcher das Gerät bei Stürzen schützen soll. Zur Stabilisierung befinden sich links und rechts Metallstreben. Auf der Rückseite befindet sich im oberen Bereich eine weitere Metallplatte, in welcher die Kamera Module und der LED Blitz eingelassen sind. Fast schon peinlich wirken an dieser Stelle jedoch die aufgemalten Schrauben. Das hätte man sich sparen können oder tatsächlich auf echte Schrauben setzen können. Immerhin hat man genau das auch bei den seitlichen Metallstreben getan. Das Ulefone Armor X2 ist in den Farben Silber und Gold erhältlich. Die Farben beschränken sich allerdings auf das Metall. Der Rest des Outdoor Handys präsentiert sich immer schwarz. Von der Verarbeitung her macht das X2 einen überraschend guten Eindruck. Das Smartphone ist robust und hat bisher alle Sturz- und Wassertests problemlos überstanden. Auch im Biegetest macht das Gerät eine gute Figur. Grobe Spaltmaße gibt es nicht und auch klappernde Tasten sucht man vergebens. Die Abdeckungen der Anschlüsse und des SIM Schachts sitzen sehr fest und lassen sich nur schwer öffnen, was aber eher von Vorteil ist. Immerhin lässt sich so ausschließen, dass sich die Kappen bei einem Sturz oder gar unter Wasser öffnen. Was man dagegen kritisieren kann ist, dass das Displayglas nicht vertieft eingelassen wurde. Es schließt ziemlich genau mit der Kante der Umrandung ab, was bei Stürzen auf unebenem Grund zum Problem werden kann.
Größe: | 5,5" |
Auflösung: | 1440 x 720 |
Technologie: | IPS OGS LCD |
Anzahl Berührungspunkte: | 5 |
Gehärtetes Glas: | Gorilla Glass |
Anti Fingerabdruck Beschichtung: | Ja |
Das Display ist dann der erste Punkt, an welchem beim Armor X2 offensichtlich gespart wurde. Ein Indikator dafür ist nicht nur die relativ geringe Auflösung (mit der man übrigens problemlos leben kann), sondern auch die Darstellung. Die Farbwiedergabe ist etwas blass und auch der Kontrast zeigt leichte Defizite. Bei direkter Sonneneinstrahlung wird die Lesbarkeit deutlich eingeschränkt. Sehr gut sind wiederum die Blickwinkel. Unterm Strich ist das Display keineswegs schlecht und dem Preis mehr als angemessen. Man muss sich halt darüber im Klaren sein, dass man hier zu dem kleinen Preis Kompromisse eingehen muss.
Was den Touch Screen betrifft, verbaut Ulefone eine 5-Punkt Einheit. Ausreizen sollte man das allerdings nicht, denn bei allem was über drei Finger hinaus gibt, machen sich erste Aussetzer in der Berührungserkennung breit. Im normalen Alltagseinsatz schlägt sich der Touchscreen aber ganz gut. Die Genauigkeit ist zwar nicht unbedingt die Beste, aber Eingaben werden zuverlässig erkannt und Scrollen funktioniert ohne Ruckler. Unter Wasser solltet ihr das Armor X2 übrigens nicht einschalten. Der Touch Screen flippt dann völlig aus. In unserem Test war ein kurzes Gespräch mit dem Notruf die Folge - peinlich! Das Displayglas ist kratzfest und es soll sogar Gorilla Glas verbaut sein. Zudem weißt das Glas leicht fettabweisende Eigenschaften auf. Das erhöht die Gleitfähigkeit und vereinfacht das Abwischen von Abdrücken, welche sich nur zögerlich absetzen.
Prozessor: | Mediatek MT6580 32-Bit 28nm 4x ARM Cortex A7 @1,3GHz |
GPU: | Mali 400 MP2 @500MHz |
RAM (Geschwindigkeit): | 2GB LPDDR3 533MHz (3,27GB/s) |
Speicher (Geschwindigkeit R/W): | 16GB eMMC (136 / 21MB/s) |
Micro SD (Geschwindigkeit R/W): | Ja (81 / 35MB/s) >> Speicherkarten auf Amazon |
Fingerabdruck Scanner: | Ja (seitlich) |
Sensoren: | Annäherung, Licht, Beschleunigung |
Besonderheiten: | Einfarbige Status LED, Micro USB Anschluss, 3,5mm Anschluss, IP68, NFC, Push to Talk Taste (Zello), Umgebungsmikrofon |
Abmessungen / Gewicht: | 163 x 77,9 x 15,1mm 256g |
Bei der Hardware Ausstattung hat Ulefone leider an der falschen Stelle gespart. 2GB RAM und 16GB Speicher sind nicht die Welt, aber auch nicht deren Untergang. Wesentlich schlimmer ist da der verbaute Prozessor. Hier hat man sich für einen Mediatek MT6580 entschieden und das ist nunmal ein Relikt der Steinzeit. 32-Bit, 1,3GHz, Cortex A7. Viel ist damit nicht mehr anzufangen. Das Öffnen von Apps dauert teilweise lange genug um sich derweil eine neue Tasse Kaffee einzuschenken. Anspruchsvollere Apps sind von Rucklern geplagt und an Spielen ist nicht zu denken. Die Meisten der heutigen Benchmarks lassen sich gar nicht erst starten. Ebenso karg sieht es bei den Sensoren aus. Kompass und Gyroskop fehlen - für ein Outdoor Smartphone ein No-Go. Da wirkt es fast schon grotesk, dass das Gerät einen Fingerabdruck Sensor an Bord hat, welcher dann auch noch seitlich montiert wurde. Wirklich zuverlässig ist dieser allerdings nicht. Face Unlock gibt es als Alternative, doch dieses ist noch langsamer als der Fingerabdrucksensor. Der USB Anschluss hält sich leider an den Micro USB Standard. Eine Status LED ist vorhanden, leuchtet aber nur in weiß auf.
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Variante: | Nahe Vanilla Android |
Android Version: | Android 8.1 Sicherheitspatch im Test: Oktober 2018 |
Google zertifiziert: | Ja |
DRM Technologien: | ClearKey CDM, Widevine Level 3 |
Bloatware: | Nur Google Apps |
Root Zugriff: | Nein |
OTA Updates: | Ja |
Schadsoftware: | Nein |
Unter Berücksichtigung der alten Hardware ist es fast schon überraschend, dass auf dem Ulefone Armor X2 ein relativ aktuelles Android läuft. Version 8.1 ist es hier geworden und der Sicherheitspatch befand sich im Test auf Stand Oktober 2018. Darüber hinaus ist das Smartphone Google zertifiziert. Bloatware sucht man bis auf die Standard Apps von Google vergebens und auch Scans nach Schadsoftware blieben ohne Ergebnis. Auf Anpassungen des Systems wurde größtenteils verzichtet. Man hat es hier mit Stock Android zu tun, wobei den Einstellungen ein anderes Icon-Set verpasst wurde. Die Sprachunterstützung ist umfassend und auch Deutsch wird unterstützt.
Mobilfunk: | 2G: 850/900/1800/1900MHz 3G: 2100/900MHz |
WLAN: | WLAN 802.11b/g/n |
Bluetooth: | Bluetooth 4.1 |
NFC: | Ja |
HotKnot: | Nein |
Dual-SIM: | Dual Nano SIM (Micro SD Hybrid Slot) |
Positionsbestimmung: | GPS, A-GPS |
Beim Empfang schlägt sich das Ulefone Armor X2 prinzipiell sehr gut und hat auch hier am Standort nicht mit dem schlecht ausgebauten O2 Netz zu kämpfen. Leider fehlt allerdings LTE Unterstützung und das ist in der heutigen Zeit nicht wirklich akzeptabel. Und nein, da geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern schlicht und einfach um das Thema Funklöcher. Der Netzausbau findet fast nur noch im LTE Bereich statt und 3G Masten werden gar abgeschaltet. Mit einem Smartphone das kein LTE beherrscht, steht man heutzutage in ländlichen Gebieten viel zu oft ohne brauchbare Datenverbindung da. Die WLAN Unterstützung beschränkt sich auf das 2,4GHz Band, die Empfangsleistung überzeugt allerdings auch hier. Selbiges gilt für Bluetooth. Als Highlight wird sogar NFC unterstützt. Das fehlende LTE wird damit natürlich nicht wettgemacht.
Einen groben Schnitzer leistet sich das Armor X2 dann noch beim GPS. Dieses wird einem Outdoor Smartphone absolut nicht gerecht. Es funktioniert zwar, doch die Signalstärke und Genauigkeit lässt stark zu wünschen übrig. Beim Navigieren kann es vorkommen, dass die Position zwischen zwei nahe gelegenen Straßen springt. Beim GPS Tracking gab es immer wieder deutliche Abweichungen vom Weg. Unbrauchbar ist das GPS damit zwar nicht, aber eben auch nicht so gut, wie man es von einem Outdoor Handy erwartet.
Lautsprecher: | Mono (Rückseite) |
Noise Cancelling Mikrofon: | Ja |
Dedizierter Audio DAC: | Ja (AW8736) |
Dedizierter Verstärker: | Ja (AW8736) |
Der Medienlautsprecher befindet sich beim Armor X2 wie bei den meisten Outdoor Smartphones auf der Rückseite. Der Lautsprecher ist wasserfest, funktioniert aber nur in trockenem Zustand einwandfrei. Nach einem Tauchgang lohnt es sich das Smartphone auf der Heizung austrocknen zu lassen. Vom Klang her liefert er überraschend deutliche Bässe, klingt aber sehr "boxy". Typisch Outdoor Smartphone eben. Richtiger Musikgenuss kommt so eher weniger auf. Pluspunkte gibt es für den vorhandenen 3,5mm Anschluss, welcher ein sauberes Signal mit guter Abmischung und Lautstärke bietet. Beim Telefonieren gibt es keine Einschränkungen und sogar einzweites Mikrofon für aktive Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen ist vorhanden. Die Sprachqualität ist kristallklar und auch die Ohrmuschel überzeugt.
Hauptkamera: | Angaben Hauptsensor: 8MP Sekundärsensor: 5MP Tatsächlich Hauptsensor: 8MP SK Hynix Hi841 f/1.8 Sekundärsensor: Nicht vorhanden |
Frontkamera: | 5MP OmniVision OV5648 f/2.0 |
Blitz: | Dual LED (einfarbig) |
Fokus: | CDAF |
Slow Motion: | Nein |
Über die Kameras im Ulefone Armor X2 muss man nicht viele Worte verlieren. Während die Frontkamera noch in die Kategorie "ganz OK" fällt, schneidet die Hauptkamera eher unterirdisch ab. Die Farben sind meistens komplett an der Realität vorbei, es fehlt an Schärfe und Details und sobald kein direktes Sonnenlicht mehr vorhanden ist, gesellt sich auch noch ein Bildrauschen dazu. Die Dual Kamera ist natürlich nicht echt. Der so genannte Bokeh Effekt ist eine Unschärfe mit kreisrundem scharfen Ausschnitt, dessen Durchmesser man mit einem Regler verändern kann. Für den Notfall-Schnappschuss gehen die Kameras in Ordnung, das war es dann aber auch.
Kapazität (Angabe): | 5500mAh |
Kapazität (Gemessen): | ca. 5620mAh |
Wechselbar: | Nein |
Fast Charging: | Nein |
Großer 5.500mAh Akku + schwacher Prozessor = Laufzeitwunder. Das Ulefone Armor X2 war nun drei Wochen bei uns im Einsatz. Eine Woche im Paralleltest, zwei Wochen als Daily Driver. Während dieser Zeit wurde das Gerät nur viermal aufgeladen. Das liegt zu einem Teil natürlich auch daran, dass man mit solch einem schwachen Gerät nicht so viel anfangen kann, zeugt aber immerhin auch von einem gut optimierten Standby Verbrauch. Die Vorhersage von AccuBattery zeigt aktuell in der Vorhersage für einen vollen Akku eine Screen-On Zeit von über 12 Stunden, eine Standby Zeit von 712 Stunden und eine Laufzeit von 120 Stunden bei kombinierter Nutzung an. Die letzte Angabe deckt sich auch mit der Laufzeit, welche im Test erreicht wurde. Beim Aufladen braucht man allerdings etwas Geduld. Ohne Fast-Charging dauert das von 20% auf 100% rund 3 Stunden. Das beworbene Qi Wireless Charging können wir nicht bestätigen. Sämtliche getesteten Ladepads haben keine Reaktion gezeigt.
Das Ulefone Armor X2 ist ein Produkt, welches keinen Sinn ergibt. Ulefone hat versucht, ein gut ausgestattetes Outdoor Smartphone für kleines Geld zu bauen und ist kläglich daran gescheitert. Vorwerfen kann man ihnen das Scheitern zwar nicht, wohl aber den Versuch. Mehr als das, was hier geliefert wird, kann man für unter 100€ nicht erwarten. Deshalb hätte man die Geschichte auch gleich sein lassen können. Oder eben 30 Dollar aufschlagen und in einen modernen Prozessor, besseres GPS und mehr Sensoren investieren. Dieses Armor X2 ist jedenfalls unbrauchbar. Der Prozessor ist zu schwach, es fehlt an wichtigen Sensoren, es gibt kein LTE und auch das GPS schwächelt. Diese Punkte sind nunmal K.O. Kriterien, da kann das Drumherum noch so gut sein.
Pro | Contra |
+ Design & Verarbeitung | - Kaum Sensoren (Kompass, Gyroskop, Barometer fehlen) |
+ Tatsächlich wasserdicht | - Prozessor viel zu langsam |
+ Für den Preis anständiges Display und Touchpanel | - Kein LTE |
+ 3,5mm Anschluss | - Schwaches GPS |
+ Sprachqualität | - Fake Dual Kamera & schlechte Bildqualität |
+ Saubere Software | - Micro USB Anschluss |
+ Akkulaufzeit | - Qi Wireless Charging funktioniert (zumindest bei unserem Testgerät) nicht |
+ NFC | |
+ Guter Empfang (außer GPS) | |
+ Status LED |
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