Nach dem Tarantula X6 Test folgt gleich ein weiterer Quadrocopter. Lange habe ich mich nun mit dem X118 von Xin Lin rumgeschlagen. Anfangs dachte ich noch, dass ich der Anstrengende in der Beziehung bin, aber das Blatt hat sich dann doch noch gewendet. Nach ein paar Sturzflügen, Kinder verschrecken und Passanten belästigen habe ich endlich genug Erfahrung zum Teilen gesammelt.
Beim Xin Lin X118 handelt es sich um einen Quadrocopter mit FPV (First Person View), Headless Mode und One Key Return. Um was es sich bei den Funktionen handelt und wie sich das Gerät geschlagen hat, erfahrt ihr jetzt.
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Unboxing
https://www.youtube.com/watch?v=pUQDvAfl52c
Der X118FPV kommt in einer großen, hauptsächlich schwarz gehaltenen Verpackung daher, welches das Kind in mir erwachen lässt. Alles ist fein und farblich aufgedruckt, was schon vor dem Auspacken die Laune hebt. Vorne sehen wir den Quadrocopter mit den wichtigsten Funktionen abgebildet und hinten ist die Tastenbelegung der großen Fernbedienung beschrieben. Geöffnet wird die Verpackung an der Seite, wo man anschließend eine ebenso große Styroporpackung herauszieht. Mit Kabelbindern befestigt, saß der Quad sicher im Styropor. Die Fernbedienung war seltsamerweise im Styropor „eingearbeitet“ so dass ich gezwungen war, es aufzubrechen. Eine recht seltsame Konstruktion. Über der Fernbedienung befindet sich noch das Ladekabel, externe Antenne für die Kamera, zwei Ersatzroten, Rotorschützer und Standfüße. Die Rotorschützer und Standfüße werden an den Quad angesteckt und schon ist das Gerät flugbereit.
Design und Verarbeitung
Designtechnisch erwartet uns beim Quadrocopter nichts Besonderes. Es ist hauptsächlich in Weiß gehalten und ist mit ein paar Linien versehen, was dem Teil ein sportliches Aussehen verleiht. Auf der Unterseite sehen wir an jedem Rotorarm LED-Streifen, welche durch Sichtfenster geschützt sind. Auch in der Antenne und der Kamera befinden sich LEDs, welche durch den dünnen Kunststoff leuchten. Die Zahnräder sind frei zugänglich, was das Reinigen und Ölen erleichtert. Die mittig platzierte Kamera sitzt auf einem Deckel, welchen man aufschiebt. Hier gelangt man zum Schacht des Akkus.
Beim Anfassen war ich anfangs skeptisch, da es kaum was wiegt und sich auch extrem billig anfühlt. Nach mehreren Sturzflügen kann ich aber sagen, dass es doch Einiges aushält - zumindest das Gehäuse. Die Rotorschützer sind dagegen weich wie Gummi und erfüllen ihren Zweck daher nicht mal ansatzweise. Schon bei leichtem Kontakt verbiegen diese und berühren die Rotoren, was in den meisten Fällen zu einem Absturz führt.
Von Anfang an ist mir aufgefallen, dass anscheinend nicht alle Motoren sauber verarbeitet sind, da sich alle Rotoren beim manuellen Drehen (mit der Hand) vom Widerstand unterscheiden. Welche Auswirkungen das hat, liest ihr weiter unten.
Leider gab das Gerät wie aus dem Nichts nach 5 Wochen den Geist auf. Mitten im Standflug machte sich das Flugobjekt selbstständig und stürzte in ein Gebüsch. Seitdem lässt es sich, abgesehen von der Kamera, nicht mehr mit der Fernbedienung verbinden. Eine sehr schwache Leistung.
Flugverhalten
Etwas anstrengend ist das Starten manchmal schon. Der Quadrocopter verfügt leider nicht über einen Powerbutton und muss durch das Einstöpseln des Akkus eingeschaltet werden. Durch das ständige Ein- und Ausstecken des Akkus wird dessen Verkabelung belastet und so hatte ich bereits nach einer Woche mit Kabelbrüchen zu kämpfen. Der festsitzende Anschluss macht es mir auch nicht leichter. Manchmal möchte das Gerät auch nicht auf Anhieb verbinden und so muss ein Reset durch das Ein- und Ausstecken des Akkus durchgeführt werden – Nervig!
Bekommt man aber einen guten Start hin, blinkt der Quad erstmal wild. Sobald man die Fernbedienung einschaltet und einen der Sticks bewegt, ertönt ein Piepsen und der Quad blinkt angenehm. Somit ist das Gerät Betriebsbereit. Achtung beim ersten Start: Das Teil hebt ab wie eine Rakete! Dabei konnte mir das Gehäuse gleich seine Robustheit demonstrieren – Falls ihr versteht, was ich meine. Trotz des schnellen Abhebens ist die Fortbewegung an sich doch etwas langsamer. Das Gerät neigt sich nicht genug um schnell voran zu kommen. Auch wendige Flugmanöver sind daher nicht drin. Wer also damit bei Drohnenrennen mitmischen möchte, der zieht den Kürzeren.
Die Eingaben auf der Fernbedienung werden schnell und zuverlässig über einen 2,4GHz Sender übertragen. So hat man, solange der Akku hält, relativ gute Kontrolle über das Gerät. Wie bei Timo’s Tarantula X6 kann man auch hier den Sensor kalibrieren, falls das Gerät selbstständig in andere Richtungen neigt. Das funktioniert an sich ganz gut, muss aber oft widerholt werden. Allgemein ist es schwer das Teil ruhig in der Luft zu halten. Selbst in ruhigen Räumlichkeiten neigt es nahezu immer zum wegschweben, was wohl den ungleichmäßig verarbeiteten Motoren geschuldet ist. Dadurch ist das alleinige Steuern durch die First Person View leider auch eine große Herausforderung, die ebenfalls den Spaß beeinträchtigt. Selbiges gilt leider auch für gezielte Aufnahmen.
Rechts unter dem Display befinden sich zwei Aktionstasten, wovon eine für „Speed Control“ und die andere für Saltos sein soll. Beim Speed Control merkte ich leider keine Änderung. Zum Glück funktioniert die andere Taste, mit der man verdammt cool aussehende Saltos hinlegen kann. Diese werden auch sauber ausgeführt. Aber Achtung: Der Akku wird dabei schnell leergefressen.
Die „One Key Return“ Funktion, welche den Quad per Knopfdruck zurückrufen sollte, zeigte leider keine Wirkung. Man könnte meinen, dass die Taste nicht belegt wäre. Ebenso problematisch ist der Headless Mode. Sobald man diesen Aktiviert, fliegt das Gerät in irgendeine Richtung, ohne den Richtungshebel zu betätigen. Hier fallen leider zwei beworbene Funktionen mangelhaft aus.
Fernbedienung
Weiter geht’s mit der Fernbedienung. Diese orientiert sich mit seinem weißen Erscheinungsbild designtechnisch am Quad selbst. Es ist wirklich massiv und anfangs tat ich mich damit auch etwas schwer. Man gewöhnt sich aber schnell dran. Die zahlreichen Tasten wirken Anfangs etwas verwirrend, aber das sieht schlimmer aus, als es ist. Der untere leicht abgegrenzte Bereich ist nur für die Kamerasteuerung, was es dann doch übersichtlicher macht. Die Sticks mit ihrer 3cm Länge hätte ich mir etwas tiefer gewünscht, da man wegen der Größe der Fernbedienung ohnehin seine Daumen schon strecken muss. Oben sehen wir das Display, welches sich hinter einer Abdeckung versteckt. Öffnet man diese, klappt automatisch der Sichtschutz auf. Das matte Display ist nicht gerade hochauflösend, lässt sich aber selbst bei hoher Sonneneinstrahlung gut ablesen. Rechts am Display finden wir eine Kopfhörerbuchse und einen Micro SD Slot, in der sich bereits eine 4GB Micro SD befindet. Links befindet sich zur Datenübertragung noch ein Micro USB Anschluss.
Wie schon erwähnt, kann man über das untere Tastenfeld die Kamera bedienen. Durch den „Set Button“ lässt sich zwischen Aufnahme, Photo- und Gallery schalten. Der interne Lautsprecher gibt die Aufnahmen so gut wie möglich wieder und das auch in hoher Lautstärke.
Wie auch bei anderen Modellen frisst hier die Fernbedienung 6 AA Batterien. Es lohnt sich allemal zu hochwertigen Akkus zu greifen. Ich kann euch wärmstens die "Eneloop" Akkus von Sanyo (inzwischen Panasonic) empfehlen, welche Massig an Saft liefern und sich selbst nach einem halben Jahr kaum entladen. Der etwas höhere Preis lohnt sich auf jeden Fall. Sollte man ein entsprechendes Netzteil haben, kann man die Akkus durch den Netzanschluss auf der Unterseite der Fernbedienung aufladen.
Kamera
Die Kamera nimmt in einer Auflösung von 640 x 480 (VGA) auf und liefert Bilder nach dem Motto „Hauptsache eine Kamera“. Aufnahmen sehen aus wie bei 80er Jahre Amateurhorrorfilmen, was durch Rauschunterbrechungen nochmals unterstützt wird. Diese werden auch aufgezeichnet, da die Aufnahme direkt in der Fernbedienung erfolgt. Auch bei Fotoaufnahmen macht die Kamera keine bessere Figur. Um ehrlich zu sein, frage ich mich, ob die Auflösung nicht interpoliert ist. Selbst auf dem Monitor in Originalauflösung sehen die Bilder nämlich verpixelt aus - Fast schon wie moderne Kunst. Bei folgenden Video könnt ihr am Schluss den Todessturz sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=aCFzwbgK_FA
Auf dem Display der Fernbedienung sieht es immerhin nicht ganz so extrem aus. Die Bildübertragung erfolgt über einen 5,8GHz Sender, welcher eine schnelle Übertragung mit kaum merkbaren Verzögerungen ermöglicht. Man muss der Kamera auch lassen, dass man selbst bei schlechten Lichtverhältnissen, ja sogar fast nachts was erkennen kann.
Akku
Laut Gearbest soll ein 850mAh Akku mitgeliefert sein. Davon steht allerdings nichts in der Anleitung und andere Shops geben erst gar keine Angaben dazu. Nach dem Abziehen der Ummantelung des Akkus sehen wir gerade noch die aufgedruckten 350mAh, was angesichts der Laufzeit realistischer ist. Es wird sich bei Gearbest sicher nur um einen Schreibfehler handeln.
Die weichen Kabel, welche schnell zu einem Wackelkontakt führen, schränken den Spaß ein großes Stück ein. In der letzten Testwoche funktionierte der Akku deshalb so gut wie gar nicht mehr. Auch die Laufzeit sorgt für ein kurzes Flugvergnügen. Mehr wie 5 – max. 10 Minuten sind hier leider nicht drin. Auf die 10 Minuten kommt man gerade so, wenn man die LED-Beleuchtung ausschaltet und auf die FPV-Funktion verzichtet. Auch Loopings sollte man unterlassen, falls man so lang wie möglich fliegen möchte.
Das Aufladen erfolgt über ein spezielles, mehr als billig verarbeitetes USB Kabel. Sobald man den Akku am Kabel anschließt, leuchtet eine Rote LED am Stecker auf. Steckt man das Kabel nun in ein Netzteil, erlischt die LED. Ist der Akku vollständig aufgeladen, leuchtet die LED wieder auf. Recht seltsames System. Das Aufladen geht mit 30 Minuten dafür relativ schnell.
Fazit
Das kommt dabei rauß, wenn man für ein gewisses Budget soviel wie möglich reinpacken möchte: Viele Funktionen, welche sparsam und minderwertig umgesetzt wurden. Man kann mit dem X118 wirklich Spaß haben, solange es funktioniert. Doch dieser wird durch die unregelmäßig rotierenden Motoren, dem ständigen Kalibrieren, dem kurzlebigen und knapp bemessenen Akku und der kurzen Lebensdauer des Quadrocopters stark beeinträchtigt. Auch Ersatzteile sucht man vergeblich. Die 80$ sind bei anderen Fluggeräten daher besser investiert. Auf gut Deutsch: Leider keine Kaufempfehlung. Manchmal ist weniger eben doch mehr.
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