Das Doogee BL12000 ist eines der jüngst am meisten gehypten Akku Monster aus China. Satte 12.000mAh soll das Handset am Start haben und so das Smartphone mit dem größten Akku der Welt sein. Dafür will sich Doogee sogar ins Guinness Buch der Rekorde eintragen lassen. Die Ernüchterung, als wir begonnen haben das Smartphone zu testen, war groß. Und das hat gleich mehrere Gründe. Da wäre einmal das Design zu nennen. Klar, dick und klobig ist das Smartphone. Doch das kann man per se einmal nicht als Nachteil benennen. Große Akkus brauchen eben ihren Platz. Die Qualität lässt allerdings zu wünschen übrig. Das Doogee BL12000 ist ein Plastik Kracher. Die Rückseite versucht wie Glas zu wirken, besteht aber in Wahrheit nur aus Kunststoff. Und dieser ist auch noch recht dünn. Drückt man auf die Rückseite, biegt sich diese leicht durch. Der Akku darunter ist also nicht sonderlich gut geschützt. Sollte er aber sein, denn wird ein Akku mit einer solch großen Kapazität ernsthaft beschädigt, z.B. bei einem Sturz, kann das doch ein ganz nettes Feuerwerk geben.
Doch auch sonst zeigt sich das Doogee BL12000, dafür wie lange Doogee an dem Smartphone gebaut hat, nicht von seiner besten Seite. Das Smartphone wird schon bei normalen Aufgaben wir Surfen oder Videos schauen recht warm und fühlt sich generell recht langsam an. Die Prozessor Last scheint durch schlechte Optimierung ungewöhnlich hoch zu sein. Hinzu kommt, dass die Software eine einzige Baustelle zu sein scheint. Die Touch Buttons sind oftmals nicht zu erkennen, da die Leiste weiß wird, die Icons jedoch auch hell sind. Im Landscape Modus verändert sich die eingestellte Reihenfolge der Touch Buttons. Aus Gewohnheit drückt man dann immer wieder die falschen Buttons. Die Frontkamera scheint falsch herum eingebaut zu sein und wird von der Software nicht gedreht. Selfies stehen auf dem Kopf. Die Dual Kamera auf der Rückseite ist ein Fake (16MP + VGA statt 16MP + 13MP) und nicht einmal der "Fake Bokeh Modus" funktioniert. Wählen wir diesen, bleibt die Kamera App einfach stehen. In drei Tagen blieb unser Smartphone dreimal einfach hängen und ließ sich nur noch durch langes Drücken der Power Taste neu starten.
Als ob diese Probleme noch nicht genug wären, hat das Doogee BL12000 jedoch noch ein viel gravierenderes Problem. Schon am ersten Tag kamen uns Zweifel, ob hier wirklich ein 12.000mAh Akku verbaut wurde. Der Akkustand ging nämlich ungewöhnlich schnell nach unten. Und das, obwohl wir das Gerät zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal als Daily Driver genutzt hatten, sondern lediglich nebenher getestet hatten. Nach dem Einrichten des Doogee BL12000 war die Ladung bereits von 100% auf 87% gesunken. Das ist ein schnellerer Abfall, als wir ihn beim Oukitel K8000 (8.000mAh) oder dem aktuell als Daily Driver im Test befindlichen Ulefone Power 3 (6.080mAh) beobachtet haben. Nach etwas längerer Nutzung bestätigte sich dann der erste Eindruck. Die Statistiken bescheinigen dem Doogee BL12.000 eine durchschnittliche Screen-On Zeit von 13 Stunden und 19 Minuten. Und diese Daten stammen wohl bemerkt aus einem "Trockentest"! Bei einer Nutzung als Daily Driver, würde sich der Verbrauch noch einmal erhöhen, da Mobilfunknutzung und die im Freien hellere Displayhelligkeit am Akku ziehen.
Sehen wir uns einmal die Vergleichswerte an. Ein Oukitel K8000, mit bis auf das Display identischer Hardware und kleinerem 8.000mAh Akku, hat im Daily Driver Test eine exzellente Effizienz an den Tag gelegt und ist laut Statistik in der Lage bei Non-Stop Nutzung eine Screen-On Zeit von ca. 15 Stunden und 55 Minuten erreicht. Das Ulefone Power 3, mit leistungsfähigerem aber effizienteren Prozessor und noch kleinerem 6.080mAh Akku, kommt auf einen Wert von ca. 16 Stunden und 8 Minuten.
Nur an der schlechten Optimierung, können diese gravierenden Unterschiede nicht liegen. Ein 12.000mAh Akku müsste das ausgleichen können und dann zumindest auf eine ähnliche Laufzeit wie das Oukitel K8000 kommen. Wurde hier also gemogelt und tatsächlich ein kleinerer Akku verbaut? Zeit für einen genaueren Blick. Das erste, was wir getan haben, war das vollständige Entladen des Doogee BL12000. Und das war auch problemlos an einem Tag möglich. Dafür muss man lediglich YouTube Videos in Dauerschleife streamen. Anschließend wurde das Doogee BL12000 wieder vollständig geladen. Genutzt wurde hier ein 5V / 3A Ladegerät mit zwischengeschaltetem Amperemeter, dem wir durch die vorhergehenden Tests eine gute Genauigkeit bescheinigen können. Ein 5V / 3A Netzteil wurde deshalb genutzt, da Fast-Charging mit höheren Spannungen die Messergebnisse verfälschen würden. Das Doogee BL12000 ließen wir so über Nacht laden und prüften dann den Endwert. Dieser lag bei 9.500mAh. Ausgegangen werden kann also von einem 10.000mAh Akku, anstatt des beworbenen 12.000mAh Akkus.
Dieses Ergebnis war für uns nun Grund genug, einen Blick ins Innere zu wagen. Und das war schwerer als gedacht. Doogee macht es dem Kunden nämlich extra schwer, ins Innere zu gelangen. Im Grunde muss man nur 4 Schrauben am Gehäuse entfernen, und kann den Deckel dann ablcipsen. Tatsächlich funktioniert das jedoch nicht ganz so einfach, da Doogee die Abdeckung mit Klebestreifen am Akku fixiert hat, welcher nochmal zusätzlich mit Metallstreben an seinem Platz gehalten wird. Diesen Kleber zu lösen, ohne dabei das dünne Plastik Cover zu zerstören, hat sich als ziemlich schwer erwiesen. Satte 20 Minuten mussten wir fummeln, bis der Deckel endlich ab war, ohne dabei das Zeitliche zu segnen.
Doch der Blick wurde belohnt. Der Akku besteht aus zwei Zellen. Ein großer Schwarzer Sticker auf der Oberseite, informiert uns über die angeblichen Spezifikationen.
12.000mAh sollen es also sein. Die nominale Zellspannung soll bei 3,8V liegen. Die Kapazität in Wh (der aussagekräftigere Wert) soll bei 45,6 liegen. Komisch ist nur, dass die Spezifikationen, welche auf den beiden Zellen aufgedruckt sind, nicht dazu passen.
Eine Zelle hat laut Aufdruck vom Hersteller eine Kapazität von 19,0Wh. Der Wert in mAh scheint mit schwarzem Marker unkenntlich gemacht worden zu sein. Rechnen wir einmal nach. 19Wh + 19Wh ergeben 38Wh. Zur Erinnerung: Der Aufkleber von Doogee bewirbt 45,6Wh. Das ist ein signifikanter Unterschied. Und nun rechnen wir das einmal in mAh um. Das funktioniert ganz einfach: Man teilt den Wert in Wattstunden durch die Nominalspannung. Macht also 38Wh / 3,8V. Das ergibt den Wert 10. Hierbei handelt es sich um Amperestunden - also 10Ah. Das wiederum entspricht 10.000mAh, denn 1.000mAh entsprechen einer Amperestunde. Und damit wäre bewiesen, was unser Verdacht und die externe Messung bereits vermuten haben lassen: Der Akku ist mit 10.000mAh deutlich kleiner, als von Doogee beworben. Und schlimmer noch, es handelt sich hier nicht um eine produktionsbedingte Schwankung, sondern um ein bewusst gewähltes Design. Wir haben es hier also mit einem glatten Betrugsversuch zu tun.
Genau dieses Argument mögen nun manche von euch im Kopf haben. Dazu aber mal einige Punkte, warum das nicht ziehen sollte:
A) Findet ihr es gut, dass ein Hersteller offensichtlich bewusst Falschangaben macht und offenbar auch Pläne verfolgt, sich so einen Guinness World Record zu erschleichen? Wollt ihr solch einen Hersteller mit eurem Geld unterstützen?
B) Warum sollte man sich ein Doogee BL12000 kaufen, welches mit seinen Abmessungen ein riesiger Klopfer ist, wenn man mit z.B. dem Oukitel K8000 oder dem Ulefone Power 3 Geräte bekommen kann, welche einer bessere Akkulaufzeiten bieten und dabei deutlich kompakter und portabler sind? Verdammt noch eins, sogar ein Xiaomi Redmi Note 4X mit einem 4.000mAh Akku oder ein Xiaomi Mi Note 3 mit 3.500mAh kann die Laufzeit vom Doogee BL12000 übertreffen! Damit wäre dann auch die These widerlegt, dass die Akkulaufzeit gut ist. Denn in Relation zur Kapazität ist sie das eben nicht.
C) Wer unbedingt ein Smartphone mit 10.000mAh Akku haben will, der kann auch zur Oukitel K10000 Serie greifen. Hier wird nicht gemogelt und ihr bekommt unterm Strich ein besseres Smartphone mit weniger Fehlern zu einem günstigeren Preis. Das Oukitel K10000 Pro gibt es derzeit ab 130€, das Doogee BL12000 kostet fast 160€ und bietet dafür nicht einmal mehr Speicher (32GB)!
Denkt einfach darüber nach, und entscheidet dann selbst, ob ihr so etwas unterstützen wollt oder nicht. Wir tun es jedenfalls nicht, und werden solche Dinge deshalb auch in Zukunft schonungslos aufdecken.
Kommentare 10
Trotzdem kann es nicht sein das, auch mit allen möglichen Energiespartechniken und -APPs, die Kapazität so schnell abnimmt. Beim "Work 2.0 Battery life"-Test kommt das Teil auf gerade mal etwas mehr als 21h. Und das ist wohl doch etwas zu wenig für die Herstellerangabe.
Mittlerweilen wundert es mich nicht das bei meinem Ulefone Power 5 in verschiedenen APPs eine max. Kapazität von 1000 (!!) mAh angezeigt wird. Spätestens am 4. Tag muss ich neu laden bei angegebenen 13000 mAh ! Entweder ist der Akku defekt oder eben auch ein Fake-Akku. Habe jetzt um neuem Akku gebeten, dem wird wohl aber nicht entsprochen werden da ein vmtl. Fake-Akku dann auffliegen würde. Andererseits hab ich noch keine weiteren "Mängelmeldungen" beim Power 5 gefunden. Kann ja leider noch kommen.
Ich wurde vom eFox-"Support" auch hingehalten und mit verschiedenen Methoden (anderes Ladegerät und Kabel), was man von sich aus ja schon probiert, "beschäftigt".
Nun soll ich das Handy zurück schicken. Ist teuer, wenns überhaupt geht wg. "Gefahrgut" (?). Mal sehen, eine Antwort steht noch aus.