Ende Mai war es wieder so weit und die Xiaomi-Tochter Poco hat ihre F-Serie aktualisiert. Mittlerweile geht diese Reihe in die 6. Runde. Mit dem Poco F6 und dem Poco F6 Pro gibt es zwei Neuzugänge zu bestaunen, wobei das Poco F6 für viele das deutlich interessantere Smartphone sein dürfte. Das liegt schlichtweg daran, dass das Poco F6 mit dem noch taufrischen Snapdragon 8s Gen 3 weitgehend dieselbe Leistung und im Gegensatz zum Pro-Modell ein IP64 Rating und das stärkere Displayglas bietet, dabei jedoch erheblich günstiger zu haben ist - mittlerweile schon ab 350€.
Das Poco F6 durfte sich in den letzten zwei Wochen im Alltag beweisen und in diesem Testbericht schauen wir uns mal genauer an, was das Smartphone so zu bieten hat und wie es sich im Alltag geschlagen hat. Viel Spaß!
Den Poco F6 Test als Video findet ihr hier auf YouTube.
Das Poco F6 wird in einer typischen Smartphone-Box geliefert, deren Deckel in Schwarz gehalten ist und keine Abbildung des Geräts, sondern nur das Branding und die Produktbezeichnung in gelber Schrift trägt. Der innere Karton ist im Poco-typischen Sonnengelb gehalten. Der Lieferumfang fällt typisch aus und umfasst neben dem Poco F6 und seiner Dokumentation ein 90W Netzteil, ein USB-A auf USB-C Kabel, eine SIM Nadel und einen schwarzen Silikon-Bumper. Einen genauen Eindruck von der Verpackung und dem Lieferumfang bekommt ihr in unserem Unboxing-Video.
Materialien | Rahmen: Kunststoff (matt) Rückseite: Kunststoff (matt) Front: Corning Gorilla Glass Victus |
Gewicht | 179g |
Abmessungen | 160,5 x 74,4 x 7,8mm |
Wasserdicht | Ja (IP64) Geschützt gegen Staub und allseitiges Spritzwasser |
Im Gegensatz zum Poco F6 Pro setzt das Poco F6 auf ein Kunststoff-Design. Das hat allerdings den Vorteil, dass das Smartphone erheblich leichter ist. Nur 179g bringt es auf die Waage und lässt sich so angenehm nutzen und in der Hosentasche transportieren, wozu auch die Dicke von nur 7,8mm (ohne Kameramodul) beiträgt.
Erfreulich ist, dass das Poco F6 mal auf ein etwas frischeres Design setzt. Breite Kamerabuckel dominieren bei Poco ja die Designsprache und genau hier tanzt das Poco F6 aus der Reihe. Auf einen zusammenfassenden Buckel verzichtet man hier und setzt stattdessen auf einzeln herausragende Kamera-Elemente in runder Form, was dem Poco F6 einen ansprechenden und frischen Look verleiht.
Der Rahmen kommt in komplett flacher Ausführung daher und ist mit einem matten Finish versehen. Die Rückseite aus Kunststoff setzt ebenfalls auf ein mattes und recht grobes Finish, was Abdrücke und Kratzer deutlich reduziert bzw. weniger Sichtbar macht. Zugleich sorgt das grobe Finish für mehr Grip in der Hand und bei Lichteinfall für eine dezent glitzernde Optik. An den Kanten ist die Rückseite leicht abgerundet, ansonsten jedoch flach.
Die Verarbeitung ist Xiaomi-typisch auch beim Poco F6 gut gelungen. Es zeigen sich keine Macken im Material oder Ungenauigkeiten an den Übergängen zur Vorder- und Rückseite. Beim Schütteln klappert nichts, die Tasten sitzen fest im Gehäuse und bieten einen knackigen Druckpunkt. Dank IP64 Rating ist das Poco F6 auch ausreichend vor Spritzwasser und Staub geschützt, was sich bei Nutzung während Regen auch bestätigt hat. Im Biegetest zeigt sich eine leichte Schwäche bei der Verwindungsfestigkeit, was allerdings bei dem Kunststoff-Gehäuse in Verbindung mit der relativ geringen Dicke kaum überrascht. Im Zweifelsfall also einfach nicht in die Gesäßtasche stecken.
Die Anordnung der Tasten ist Xiaomi-typisch übereinander an der rechten Seite. Die Lautstärkewippe lässt sich damit zumindest für Rechtshänder mit einer Hand nur schwer komplett erreichen, ohne umgreifen zu müssen. USB-Anschluss, SIM Tray, Sprachmikrofon und ein Medienlautsprecher befinden sich an der Unterseite. Die Oberseite trägt eine Öffnung für den zweiten Medienlautsprecher, das Umgebungsmikrofon und den Infrarotblaster.
Größe | 6,67 Zoll |
Auflösung | 2712x1220 @120Hz |
Technologie | 12-Bit AMOLED AdaptiveSync: 60/90/120Hz HDR10(+) & Dolby Vision Basis Helligkeit: 500 Nits HBM Helligkeit: Bis zu 1200 Nits HDR Peak Helligkeit: Bis zu 2400 Nits 1920Hz PWM Dimming (kein DC Dimming) "Sometimes-On" Display |
Anzahl Berührungspunkte | 10 Berührungspunkte 480Hz Abtastrate Bis zu 2160Hz Abtastrate im Spielmodus |
Gehärtetes Glas | Ja (Corning Gorilla Glass Victus) |
Anti Fingerabdruck Beschichtung | Ja |
Das Poco F6 punktet mit einem wirklich guten Display, das mit seinen schlanken und nahezu symmetrischen Rändern auch optisch einiges hermacht. Aus technischer Sicht punktet das F6 mit AMOLED-Technik inklusive 120Hz und 12-Bit Farbtiefe in Kombination mit einer recht hohen Auflösung von 2712 x 1220 Pixeln. Daraus ergibt sich ein sehr scharfes Bild mit ab Werk gefälliger Farbabstimmung. Bewegungen werden dank 120Hz flüssig dargestellt und es zeigt sich keine störende Schlierenbildung. Auch die Blickwinkel sind stabil. Zur Helligkeitsregelung wird PWM Dimming mit 1920Hz genutzt, auf DC Dimming müssen empfindliche Nutzer verzichten.
Die Nutzbarkeit im Freien ist beim Poco F6 ohne Einschränkungen gegeben. Die HBM Helligkeit liegt zwischen 1000 und 1200 Nits, was völlig ausreichend ist, um auch bei direkter Sonneneinstrahlung alle Inhalte noch gut erkennen zu können. Hinzu kommt eine recht hohe HDR Peak Helligkeit von bis zu 2400 Nits, womit entsprechende Inhalte gut zur Geltung kommen. HDR Inhalte unterstützt das Poco F6 in Form von HDR10, HDR10+ und Dolby Vision.
Neben grundlegenden Einstellungen für Helligkeit und Dark Mode bietet das Poco F6 ein umfangreiches Farbmanagement für sein Display. Dieses umfasst verschiedene Farbprofile und eine Steuerung für die Farbtemperatur. Darüber hinaus gibt es einen erweiterten Modus, welcher die Farbabstimmung komplett manuell ermöglicht. Hier lassen sich dann einzelne Farbwerte oder auch Kontrast, Sättigung und Gamma anpassen.
Ein echtes Always-On Display fehlt dem Poco F6 leider wie so oft. Das Always-On Display ist wie bei den meisten Mittelklassegeräten von Poco bzw. Xiaomi allgemein mit einem fixen 10 Sekunden Timeout versehen. Das AOD aktiviert sich erst wieder, wenn eine Benachrichtigung eingeht oder man das Smartphone anhebt oder am Bildschirm berührt.
Für die Kontrolle der Bildfrequenz nutzt das Poco F6 standardmäßig Adaptive Sync, beherrscht hier allerdings nur die Stufen 60, 90 und 120Hz. Eine Limitierung der Bildfrequenz ist nur auf 60Hz möglich. Eine Option für 90Hz als sinnvollen Kompromiss zwischen "Smoothness" und Energieverbrauch hat man beim Poco F6 leider nicht umgesetzt.
Der 10-Punkt Touchscreen besteht beim Poco F6 aus Gorilla Glass Victus und zeigt sich entsprechend robust. An dieser Stelle hat das F6 sogar die Nase vor dem F6 Pro, da letzteres "nur" auf Gorilla Glass 5 setzt. Auch technisch überzeugt der Touchscreen, da er mit seinen 480Hz Abtastrate eine angenehm geringe Latenz liefert und auch in Sachen Genauigkeit keine Engpässe zeigt. Schnelles Schreiben ist auf dem Poco F6 absolut reibungslos möglich und auch in Spielen schlägt sich der Touchscreen super. Im Spielmodus kann die Abtastrate sogar auf bis zu 2160Hz angehoben werden, was die Latenz dann nochmal etwas verringern kann.
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 8s Gen 3 (ARMv9, 4nm) 1x Cortex-X4 @3,0GHz 4x Cortex-A720 @2,8Ghz 3x Cortex-A520 @2,0GHz |
GPU | Adreno 735 (ohne Hardware Ray Tracing) |
RAM | 8GB | 12GB LPDDR5X |
Speicher | 256GB | 512GB UFS 4.0 Lesen: 3,2GB/s | Schreiben: 2,6GB/s |
Micro SD | Nein |
Fingerabdruck Scanner | Ja (im Display) |
Sensoren | Annäherung, Umgebungslicht (x2), Kompass, Gyroskop, Beschleunigung, lineare Beschleunigung, Gravitation, Neigung, Rotationsvektor, Ausrichtung, Magnetometer, Bewegungserkennung |
Besonderheiten | USB-C 2.0, USB-OTG, "Sometimes-On" Display, Infrarot Blaster, Linearvibration, kein UKW Radio, kein 3,5mm Anschluss, Stereo Lautsprecher |
Mit dem Snapdragon 8s Gen 3 setzt das Poco F6 auf einen recht spannenden Chip. Dieser ist noch recht neu und wurde von Qualcomm als Alternative zum Snapdragon 8 Gen 3 für den Einsatz in günstigeren High-End Smartphones bzw. sehr leistungsfähigen Geräten der gehobenen Mittelklasse am Markt platziert. Das SoC erbt die gesamte CPU Architektur des aktuellen Oberklasse-Chips und kommt lediglich mit geringeren Taktraten daher. Die Grafikeinheit - eine Adreno 735 - ist eine abgespeckte Variante der Adreno 740 aus dem Snapdragon 8 Gen 2, welche ohne Hardware Raytracing daherkommt. Gefertigt wird das SoC in 4nm.
In den üblichen Benchmarks zeigt sich schnell, dass das Poco F6 mit dem Snapdragon 8s Gen 3 insgesamt in der Liga der aktuell schnellsten Geräte in der gehobenen Mittelklasse mitspielen kann. Im Geekbench 6 CPU Test liegt der Single Core Wert mit 1943 Zählern rund 13% unter dem Snapdragon 8 Gen 3. Im Multi Core Test sind es mit 4902 Zählern rund 28% weniger. Berücksichtigt man den Preisunterschied zwischen Geräten mit den Chips, klingt das doch gar nicht so schlecht.
Etwas größer fällt der Leistungsunterschied bei der GPU aus. Hier erreicht das Poco F6 mit dem Snapdragon 8s Gen 3 im Geekbench 6 Compute Test ein Ergebnis von 8777 Zählern. Der Snapdragon 8s Gen 3 liegt im Bereich von etwa 13900 Zählern. Das ist ein Unterschied von rund 37%. Im Vergleich mit dem Snapdragon 8 Gen 2 aus dem Vorjahr ist der neue Chip allerdings etwa gleichauf - bis auf das Fehlen der Hardware Beschleunigung für Raytracing.
Im Antutu Benchmark, welcher CPU und GPU Leistung sowie einige weitere Faktoren in einem Benchmark zusammenfasst, zieht das Poco F6 in etwa mit dem Snapdragon 8 Gen 2 gleich. Hier erreicht das Poco F6 ein Ergebnis von 1,44 Millionen Zählern. Das zeigt auch, dass es sich nur wegen des Chips nicht unbedingt lohnt, zum Poco F6 Pro mit dem Snapdragon 8 Gen 2 zu greifen, außer man ist auf die Raytracing Funktionen der dortigen GPU scharf. Und um den vorigen Vergleich auch noch zu liefern: Verglichen mit einem Snapdragon 8 Gen 3 ist der Snapdragon 8s Gen 3 im Antutu Benchmark rund 28% langsamer. Auch das ist angesichts der Preisunterschiede völlig vertretbar.
Positiv fällt indes auf, dass die Thermal Throttling Problematik beim Snapdragon 8s Gen 3 deutlich weniger ausgeprägt ist, als beim Snapdragon 8 Gen 3, welcher seine Leistung in langen Lastphasen ja deutlich reduziert. In unserem Test zum OnePlus 12 kamen wir binnen 20 Minuten auf einen Leistungseinbruch um bis zu 45%. Der Snapdragon 8s Gen 3 verliert hingegen nur etwa 17% seiner Leistung. Auch bei der GPU zeigt sich ein identisches Bild. Im 3DMark Stress Test bricht das Poco F6 nur auf 83% seiner Maximalleistung ein, wohingegen wir beim Snapdragon 8 Gen 3 bis zu 50% Leistungsverlust ermittelt haben. Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass der Snapdragon 8s Gen 3 unter Umständen schneller sein kann als der Snapdragon 8 Gen 3, und zwar dann, wenn die Chips heiß laufen. Für manche Gamer ist das eventuell ein relevanter Punkt und führt selbstverständlich auch dazu, dass das Poco F6 beim Zocken deutlich weniger heiß wird als Geräte mit dem Snapdragon 8 Gen 3, aber auch dem Snapdragon 8 Gen 2.
Was die Alltagsperformance angeht, liefert das Poco F6 logischerweise "Flaggschiff Niveau" ab. Im normalen Alltagsgebrauch zeigt sich das Handy richtig flink und es gibt nichts, was das Gerät ins Straucheln bringt. Auch anspruchsvolle Spiele stellen keine größere Herausforderung dar. Genshin Impact läuft im Spielmodus mit maximalen Grafikeinstellungen flüssig mit 58 bis 60fps. Call of Duty Mobile kann in fixen 120fps genossen werden. Nur auf Raytracing muss man halt in Spielen, welche das unterstützen, verzichten. Wer darauf Wert legt, hat mit dem Poco F6 Pro eine Alternative, muss dann aber auch tiefer in die Tasche greifen. Ob sich das lohnt, ist fraglich, muss aber jeder individuell mit sich selber ausmachen.
Beim Speicher glänzt das Poco F6 ebenfalls mit einer sehr guten Ausstattung. Los geht es schon mit 8GB RAM und 256GB Festspeicher. In der Spitzenausstattung gibt es sogar 12GB Arbeits- und 512GB Festspeicher. Verzichten muss man leider auf eine Erweiterung per Micro SD Karte. Der RAM basiert auf schneller LPDDR5X Technik und für den Festspeicher kommt UFS 4.0 Technik zum Einsatz. Letzterer ist recht flott und erreicht beim Lesen 3,2GB/s sowie beim Schreiben 2,6GB/s (jeweils sequenziell).
Auch bei den Sensoren gibt es abgesehen von einem Barometer nichts, das fehlt. Kompass und Gyroskop sind vorhanden und funktionieren einwandfrei. Das Umsehen in 360° Videos funktioniert akkurat und auch die automatische Kartenausrichtung in Google Maps zeigt keine Probleme. Der Fingerabdruck Scanner ist in das Display integriert. Er ist gut mit dem Daumen erreichbar, entsperrt zuverlässig und arbeitet sehr schnell. Face Unlock per Frontkamera wird ebenfalls unterstützt und zeigt beim Poco F6 eine hohe Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und kommt auch mit Dämmerlicht noch klar.
Unterstützung für USB 3 bleibt leider nach wie vor den teureren Xiaomi Smartphones vorbehalten. Das Poco F6 unterstützt nur USB 2 Geschwindigkeit, auch wenn der Snapdragon 8s Gen 3 Unterstützung für schnellere USB Standards bieten würde. USB OTG wird unterstützt. Fürs Vibrationsfeedback nutzt das Poco F6 einen Linearmotor, welcher präzise und mit geringer Lautstärke arbeitet. Zum Steuern anderer Geräte bietet das Poco F6 den bei Xiaomi üblichen Infrarotblaster. Verzichten muss man auf UKW Radioempfang.
Variante | Xiaomi HyperOS Version im Test: 1.0.4.0.UNPMIXM |
Android Version | Android 14 Sicherheitspatch im Test: Mai 2024 |
Google zertifiziert | Ja |
DRM Technologien | Widevine L1 DRM, ClearKey CDM |
Bloatware | Ja (Spiele, Social Media, Shopping, Streaming & Browser Apps) |
Root Zugriff | Nein |
OTA Updates | Ja (ein Update im Testzeitraum) |
Schadsoftware | Keine Funde Facebook Systemdienste nicht vorinstalliert |
Xiaomi setzt seit einer Weile auf ein neues Betriebssystem namens HyperOS, welches MIUI abgelöst und bereits auf einem Großteil der Geräte ersetzt hat. Auch das Poco F6 wird mit HyperOS ausgeliefert. Fans von MIUI werden sich hier aber trotzdem schnell zu Hause fühlen, denn am grundlegenden Aufbau des Systems und den alltagsrelevanten Funktionen hat sich gar nicht so viel verändert. HyperOS wirkt erwachsener und weniger verspielt. Viele Änderungen spielen sich unter der Haube ab und dienen unter anderem der Sicherheit und der Performance. Die Performance überzeugt auch und das System macht auf dem Poco F6 einen gut optimierten Eindruck.
Als Basis von HyperOS dient weiterhin Android, wobei das Poco F6 auf Android 14 basiert. Im Test gab es ein Update, welches den Sicherheitspatch auf den Stand vom Mai 2024 gebracht hat. Updates verspricht Xiaomi für einen Zeitraum von 3 Jahren für Android Versionen und vier Jahren für Sicherheitspatches. Die Google Dienste sind auf dem Poco F6 vorinstalliert und auch eine vollständige deutsche Übersetzung ohne gröbere Fehler ist vorhanden.
Bei den Zertifizierungen liefert das Poco F6 alles Wichtige ab. Neben voller Google Zertifizierung gibt es auch Widevine Level 1 DRM, sodass man das hochwertige Display z.B. beim Netflix Streaming auch voll ausnutzen kann. Full-HD-Auflösung und HDR Wiedergabe mit Dolby Vision wird unterstützt.
Ein Punkt, an dem sich mit HyperOS leider nichts verändert hat, ist das Thema Bloatware. Das Poco F6 ist ab Werk wieder vollgepackt mit diversen Drittanbieter Apps aus den Kategorien Shops, Spiele, Office, Social Media und Browser. Sicherlich kein großes Drama, da man die Apps deinstallieren kann, wohl aber nervig. Immerhin: Auf die Facebook Systemdienste verzichtet Xiaomi auch beim F6 und sonstige Arten von Schadsoftware haben sich nicht finden lassen. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass das Poco F6 im Testzeitraum völlig stabil und ohne auffällige Bugs lief.
Mobilfunk | 2G: 850/900/1800/1900MHz 3G: B1/2/4/5/6/8/19 4G-FDD: B1/2/3/4/5/7/8/18/19/20/26/28/66 4G-TDD: B38/40/41/42/48 5G Sub6G: N1/2/3/5/7/8/20/28/38/40/41/48/66/77/78 5G NSA: N1/3/5/7/8/20/28/38/40/41/66/77/78 |
WLAN | WLAN 802.11a/b/g/n/ac/ax (Wi-Fi 6) |
Bluetooth | Bluetooth 5.4 |
NFC | Ja (mit GPay) |
Dual SIM | Dual Nano SIM Kein eSIM |
Positionsbestimmung | GPS (L1), GLONASS (G1), BDS (B1), Galileo (E1), QZSS (L1) |
Das Poco F6 unterstützt Dual SIM mit zwei Nano SIM-Karten. Die Nutzung einer eSIM ist leider nicht möglich. Unterstützung für den 5G Mobilfunkstandard ist vorhanden. Im o2 Netz haben nächtliche Speed-Tests Spitzengeschwindigkeiten von um die 100Mbit/s erreicht. Der Empfang hat sich im Testzeitraum als exzellent herausgestellt. Auch in Gebäuden liefert das Poco F6 eine sehr hohe Signalstärke und eine entsprechend zuverlässige Verbindung. Schwächer abgedeckte Gegenden waren im Test kein Problem. Bei den Frequenzen wird alles für Europa und Deutschland Wichtige unterstützt.
Im WLAN bietet das Poco F6 Wi-Fi 6 Unterstützung und ist entsprechend flott unterwegs. Gemessen wurde neben dem Router ein Durchsatz von im Schnitt 624Mbit/s und ein Stockwerk darunter noch durchschnittlich 216Mbit/s. Der WLAN-Empfang ist entsprechend als sehr gut zu bewerten. An den hohen Durchsatz des zuletzt getesteten Poco X6 Pro kommt das Poco F6 allerdings nicht heran. Wer Wert auf Wi-Fi 6E und Wi-Fi 7 Unterstützung legt, muss zum Poco F6 Pro greifen.
Ein Vorteil vom Poco F6 gegenüber dem F6 Pro ist die Unterstützung des aktuellen Bluetooth 5.4 Standards. Das F6 Pro kann nur Bluetooth 5.3. Auch im Bluetooth-Test hat das Poco F6 keine Auffälligkeiten gezeigt. NFC Unterstützung ist natürlich auch wieder an Bord und kann auch in Verbindung mit Google Pay genutzt werden.
Im GPS Test zeigt das Poco F6 einen guten Empfang, hohe Genauigkeit und kurze Fix Zeiten. Es unterstützt allerdings "nur" Single Band für alle Satellitensysteme. Wer auf Dual Band Wert legt, muss zum Poco F6 Pro greifen. Nichtsdestotrotz sehen die Werte beim Poco F6 mit zumeist um die 25 eingebundenen Satelliten bei sehr guter Signalstärke gut aus. Beim Tracking und Navigieren haben sich keine Auffälligkeiten gezeigt.
Lautsprecher | Stereo (Rahmen oben + unten) |
Noise Cancelling Mikrofon | Ja (Rahmen oben) |
Weitere Merkmale | Kein 3,5mm Anschluss, kein UKW Radio, VoLTE & VoWiFi Unterstützung vorhanden |
Auch das Poco F6 ist wieder mit Stereo Lautsprechern und Dolby Atmos Support inklusive virtuellem Raumklang ausgestattet. Die Lautsprecheröffnungen sind jeweils im oberen und unteren Rahmen platziert. Das Poco F6 liefert einen anständigen Klang mit wahrnehmbarem Tiefgang und verzerrt auf maximaler Lautstärke kaum, obwohl das Handy dabei sehr laut wird. Verzichten muss man wieder auf einen 3,5mm Anschluss und die Möglichkeit zum UKW Radioempfang.
Beim Telefonieren liefert das Poco F6 an beiden Enden einen klaren und natürlichen Ton. Umgebungsgeräusche werden sehr gut unterdrückt. Die Ohrmuschel kommt gegen laute Umgebung mühelos an. Neben VoLTE unterstützt das Poco F6 auch VoWiFi, was im Test mit dem o2 Netz ohne Umwege funktioniert hat. Man muss lediglich die Option in den SIM Einstellungen aktivieren.
Hauptkamera | 50MP Sony IMX882 f/1.59 OIS (Haupt) 8MP Sony IMX355 f/2.2 (UWW) Video: 4k60 / 4k30 / FHD60 / FHD30 Codec: H.264 / H.265 (HEVC) HDR10+ Video in 4k30 oder FHD30 |
Frontkamera | 20MP OmniVision OV20B f/2.2 Video: FHD60 / FHD30 Codec: H.264 / H.265 (HEVC) Kein HDR Video |
Blitz | Dual LED (ringförmig) |
Fokus | PDAF + CDAF Hybrid |
Slow Motion | FHD120 (HSR) / FHD240 (HSR) |
Das Poco F6 setzt die Tradition der Serie fort und bietet wieder eine Hauptkamera mit OIS. Als Basis dient diesmal ein Sony IMX882 mit großer f/1.59 Blende. Die nutzlose 2MP Makro Kamera hat man endlich gestrichen und bietet nur noch eine 8MP Linse für Ultraweitwinkel-Aufnahmen. In der Frontkamera steckt indes eine 20MP Linse auf Basis des OmniVision OV20B. Was die Kameras leisten, sehen wir uns nun im Detail an.
Das Poco F6 erzeugt mit der 50MP Hauptkamera im Standardmodus Aufnahmen mit 12MP Auflösung, wobei Pixel Binning zur Verbesserung der Empfindlichkeit genutzt wird. Wie von Xiaomi Handys gewohnt, liefert das F6 einen schnellen Fokus und ein verzögerungsfreies Auslösen. Zusammen mit der optischen Bildstabilisierung sind scharfe Bilder so garantiert, wobei auch Bewegung im Motiv nicht zum Verwaschen führt. Nachbessern sollte Xiaomi allerdings noch beim Fokussieren von kleinen Motiven. Hier zeigt sich das Poco F6 immer wieder mal etwas zickig. Auto HDR funktioniert zuverlässig und so liefert das Poco F6 stets einen hervorragenden Dynamikumfang. Bilder innerhalb von Räumen zeigen kaum Rauschanteil und liefern weiterhin eine sehr gute Qualität, wobei auch feinere Details noch recht gut abgebildet werden. Bei Nahaufnahmen liefert der 50MP Sensor einen recht intensiven natürlichen Bokeh-Effekt. Farblich wirken die Aufnahmen lebendig und recht nah an der Realität, wenngleich teilweise mit etwas höherer Sättigung, jedoch nicht so krass wie z.B. beim "Konkurrenz-Handy" Poco X6 Pro. Landschaftsaufnahmen wirken scharf, zeigen aber bei genauerer Betrachtung Schwächen bei den Texturen auf größere Distanz, wo feine Details verloren gehen.
Der 50MP Modus nutzt die volle Sensorauflösung. Hier liefert das Poco F6 im Nahbereich bei guter Ausleuchtung tolle Ergebnisse, die auf großen Bildschirmen, beim Einzoomen oder beim Druck im Großformat gut zur Geltung kommen. Landschaftsaufnahmen profitieren hingegen weniger vom 50MP Modus, da der Texturen-Matsch auf größere Distanz hier nicht verbessert wird. Weiterhin sollte man den 50MP nicht nutzen, wenn die Ausleuchtung nicht optimal ist. Das Poco F6 neigt im 50MP Modus bei Lichtmangel zu mehr Bildrauschen, da in diesem Modus Pixel Binning deaktiviert wird. HDR wird im 50MP Modus übrigens unterstützt.
Bei Fotos mit Zoom kann das Poco F6 glänzen. Obwohl mangels optischem Tele nur Digitalzoom genutzt wird, liefert das Smartphone bei 2-fachem Zoom erstaunlich gute Ergebnisse mit nur sehr geringfügigen Qualitätseinbußen. Das gilt sowohl für Aufnahmen im Nahbereich, als auch für Landschaftsaufnahmen. Weiterhin ist der Digitalzoom sogar bei Nacht noch recht brauchbar, solange das Motiv durch ausreichend Kunstlichtquellen angestrahlt wird.
Das Poco F6 verzichtet ja auf die häufig übliche dedizierte Makrokamera. Das kann man nur begrüßen, da diese Kameras in den allermeisten Fällen minderwertig und deshalb nutzlos sind. Das Poco F6 demonstriert auch eindrucksvoll, wie unnötig eine dedizierte Makrokamera ist. Der 50MP Sensor liefert in Verbindung mit dem hochwertigen Digitalzoom sehr schöne Makro Aufnahmen, welche gefühlt 90% der Handys mit dedizierten Makro Kameras deutlich übertreffen. Wer also auf hochwertige Makros steht, wird mit dem Poco F6 reichlich Spaß haben.
Der Portrait Modus liefert mit Personen grundsätzlich gute Ergebnisse. Bei anderen Motiven fallen die Resultate gemischt aus. Viele Bilder zeigen einen korrekt eingerechneten Bokeh Effekt, bei manchen Motiven werden aber auch Umrisse geschluckt.
Die 8MP Ultraweitwinkel-Kamera vom Poco F6 bietet nur einen festen Fokus und ist wie gewohnt eher eine Schnappschusskamera. Lichtmangel mag sie nicht und generell wirken die Fotos nicht sehr scharf. Feinere Details von Texturen gehen quasi immer verloren, egal in welchem Abstand zum Motiv man sich befindet.
Der Blitz vom Poco F6 besteht aus zwei LEDs in einer relativ großen, ringförmigen Anordnung. Die Lichtstreuung profitiert davon deutlich, was insbesondere bei Nahaufnahmen mit Blitz deutlich auffällt, da auch dann noch eine gleichmäßige Lichtverteilung gewährleistet ist. Aufnahmen mit Blitz überzeugen allgemein von den Farben und der Qualität her. Die Helligkeit ist ausreichend, bis etwa mittlerer Distanz bzw. für mittelgroße Räume. Der Rauschanteil fällt recht gering aus.
Bei Nachtfotos zeigt das Poco F6 gute Ergebnisse, solange das Motiv von Kunstlichtquellen gut ausgeleuchtet wird. Motive mit wenigen Kunstlichtquellen führen dann aber schnell zu unscharfen und stark verrauschten Fotos. An den Farben und dem Dynamikumfang gibt es wenig auszusetzen.
Deutlich besser schlägt sich das Poco F6 allerdings im Nachtmodus. Dieser steigert die Lichtausbeute enorm, was dazu führt, dass auch Aufnahmen mit nur vereinzelten Kunstlichtquellen gelingen, wo die Kamera im Standardmodus aussteigt. Das Bildrauschen verschwindet dann fast vollständig und auch der Dynamikumfang verbessert sich nochmal ein Stück. Feine Details werden zudem deutlich schärfer dargestellt.
Im Pro Modus ermöglicht das Poco F6 Langzeitbelichtung mit bis zu 30 Sekunden. Leider sind die Ergebnisse mit Halbautomatik eher durchwachsen. Die Software tut sich schwer beim Weißabgleich und schafft es irgendwie den Kontrast derart hochzuziehen, dass dunklere Bereiche im Motiv fast vollständig schwarz werden und alles darin befindliche kaum noch sichtbar ist. Da haben sich andere Handys von Xiaomi schon deutlich besser geschlagen.
Die Frontkamera vom Poco F6 schlägt sich grundsolide. Sie liefert wirklich in allen Situationen zuverlässig gute Ergebnisse, egal ob im Freien, in Räumen oder bei Nacht. Die Qualität bleibt immer gut und kann bei Lichtmangel mit dem Bildschirmblitz angehoben werden. Schärfe, Detaildarstellung, Dynamikumfang und Farben fallen für die Preisklasse exzellent aus.
Beim Filmen liefert das Poco F6 mit der Hauptkamera eine sehr gute Bildqualität mit natürlichen Farben und perfekter Stabilisierung dank der Kombination von OIS und EIS. Selbst beim Rennen bleibt das Bild noch recht ruhig. Aufnahmen sind in 4k bis 60fps möglich. Nachbessern muss Xiaomi allerdings auch hier beim Fokus. Speziell im 4k60 Modus neigt dieser zum Pumpen. Filmt man hingegen in 4k30, ist der Fokus deutlich ruhiger. Ein Highlight vom Poco F6 ist die Unterstützung für das Filmen mit HDR10+, was allerdings auf den 50MP Sensor und 30fps beschränkt ist.
Wer mit der Ultraweitwinkel Kamera filmen will, kann dies in maximal Full HD mit 30fps inklusive EIS Stabilisierung tun. Die Qualität ist hier allerdings wie auch bei den Fotos nicht sehr gut. Die Frontkamera liefert solides Videomaterial mit maximal Full HD Auflösung und wahlweise 30fps oder 60fps. HDR-Aufnahmen sind mit der Frontkamera nicht möglich.
Für Slow Motion Aufnahmen bietet das Poco F6 nur zwei Modi mit 120fps und 240fps. Immerhin nehmen beide mit Full HD Auflösung auf und liefern echte High-Framerate-Videos, die man dann im Schnitt nach Belieben abbremsen kann.
Kapazität (Angabe) | 5000mAh |
Kapazität (Gemessen) | 4944mAh |
Wechselbar | Nein |
Ladetechnologie | 90W über USB-C Kein Wireless Charging |
Trotz der recht schlanken Bauweise ist das Poco F6 beim Akku mit 5.000mAh Kapazität recht gut aufgestellt. Erfreulich ist darüber hinaus auch die Effizienz des Snapdragon 8s Gen 3, welcher für eine exzellente Laufzeit sorgt. Bei typischer Alltagsnutzung mit AOD und 120Hz inkl. gelegentlichem Einsatz von Kamera und GPS sowie Mischnutzung von Mobilfunk und WLAN bringt einen das Poco F6 problemlos durch volle zwei Tage - jeweils bis in den späteren Abend hinein. Damit schlägt das Poco F6 sogar das X6 Pro, welches in Sachen Leistung ebenbürtig ist (Dimensity 8300 Ultra) und ebenso mit einem 5.000mAh Akku ausgestattet ist.
Abseits der guten Laufzeit kann das Poco F6 auch mit schnellem Aufladen punkten. Geladen wird hier mit einer Leistung von bis zu 90 Watt, wobei der entsprechende Schnelllader Teil des Lieferumfangs ist. Die gemessene Ladezeit von 20% auf 75% im Boost-Modus liegt bei 16 Minuten. Von 20% auf 100% vergehen insgesamt 32 Minuten. Zum Vergleich: Das Poco X6 Pro mit 67W Ladeleistung benötigt für die Abschnitte 19 respektive 38 Minuten. Die höhere Ladeleistung spart also drei bis sechs Minuten ein. Wer noch schneller laden will, bekommt beim Poco F6 Pro 120 Watt Ladeleistung. Auf Wireless Charging muss man verzichten.
Die Poco F-Serie war ja bisher in den meisten Fällen gelungen und auch das Poco F6 ist wieder ein erfreulich gutes Gesamtpaket geworden. Zugegeben, die Preise sind mittlerweile im Vergleich zu früher etwas angestiegen, doch wenn man die Inflation berücksichtigt und bedenkt, dass das Poco F6 mittlerweile auch in der Basisausstattung deutlich mehr Speicher und eine erheblich gesteigerte Leistung bietet, gleicht sich das doch irgendwie aus. Hinzu kommt, dass das Poco F6 bei vielen Händlern auch schon deutlich im Preis gesunken ist. In Deutschland gab und gibt es bereits Angebote für rund 350€ und beim Import waren auch schon rund 300€ möglich. Angesichts der Leistung und der Ausstattung vom Poco F6, ist das schon ein richtig guter Deal.
Man sollte aber auch berücksichtigen, dass es wie so oft auch Alternativen aus dem restlichen Xiaomi und Poco Line-up gibt. Vor allem das Poco X6 Pro wäre hier zu nennen, welches teils noch deutlich günstiger zu haben ist (erst kürzlich schon ab 230€ aus Europa). Was die Leistung und das Display angeht, ist das Gerät dem Poco F6 ebenbürtig. Bei Gewicht und Dicke, IP-Rating, Gorilla Glass, den Kameras, Akkulaufzeit und Fast-Charging reicht es allerdings nicht ganz an das Poco F6 heran.
Ob die Kompromisse die doch recht große Ersparnis wert sind, oder ob das Poco F6 doch die bessere Wahl ist, muss jeder individuell für sich entscheiden. Eine Kaufempfehlung für das Poco F6 ist in jedem Fall drin, aber auch das Poco X6 Pro bleibt weiterhin eine sehr interessante Option.
Wer sich den Test zum Poco F6 noch als Video ansehen möchte, findet diesen hier.
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