In der nun mittlerweile vierten Generation erreichte uns vor ca. zweieinhalb Wochen das neue Mi Band 4 von Xiaomi. Fitnesstracker erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, auch wenn die Tendenz eher zu Smartwatches geht, da diese weitaus umfangreicher ausgestattet sind. Ungeachtet dessen konnten die verschiedenen Generationen der Mi Bänder millionenfach (Quelle: Xiaomi) verkauft werden und auch wenn es in einigen Punkten kein Premium-Fitnesstracker ist, so führte eben auch der stets niedrige Preis zu einem regelrechten Verkaufsansturm auf das neue Xiaomi Mi Band. Grund genug für uns dem neuen Mi Band 4 einmal auf den Zahn zu fühlen und die Stärken und Schwächen ausfindig zu machen.
Das Xiaomi Mi Band 4 wird in einer hübschen, kleinen Verpackung geliefert. Als Global Version bekommt man das Mi Band 4 ohne NFC und ohne Sprachsteuerung. Leider! An der Seite der Schachtel findet man einige Angaben zu den Spezifikationen und auch die Rückseite wurde ausgiebig mit Text bedruckt. Auf der Front wurde das Mi Band 4 abgebildet und direkt darunter wölbt sich eine 3D-förmige „4" hervor. Zum Inhalt gehört neben dem Fitnesstracker ein schwarzes Armband, USB-A Ladekabel und eine Bedienungsanleitung in diversen Sprachen, so auch Deutsch.
Das Design vom Mi Band 4 ähnelt sehr stark dem des Vorgängers. Abgesehen vom größeren Display gibt es hier keine nennenswerten Veränderungen. Der Tracker lässt sich nun aber deutlich leichter aus dem Band klicken. Wir hatten zwar gehofft, dass man das Band zum Laden nicht mehr vom Tracker lösen muss, aber da die Entnahme nun ohne großen Kraftaufwand möglich ist, ist dieser Kompromiss auch zufriedenstellend. Der Xiaomi Mi Band 4 Fitnesstracker ist samt Band und Pulssensor stolze 12,6mm dick. Der Tracker selbst wiegt lediglich 11g und mit dem mitgelieferten Armband kommt das Mi Band 4 auf ein Gewicht von nur ca. 22g. Damit wiegt das Band deutlich weniger als eine gewöhnliche Slim-Watch (7-8mm Dicke).
Die Verarbeitung ist wie von Xiaomi gewohnt ausgezeichnet und lässt keinen Spielraum für Kritik. Mit Wasserdichtigkeit von bis zu 5 Bar kann das Xiaomi Mi Band 4 zudem sorglos mit unter die Dusche oder in das Schwimmbad genommen werden. Die Vorderseite beherbergt ein Touch-Display und in der Unterseite befinden sich der minimal herausstehende Pulssensor, sowie die Ladepins für den Ladeadapter.
Größe: | 0,95" |
Auflösung: | 240x120 |
Technologie: | OLED |
Anzahl Berührungspunkte: | 1 |
Eine, wenn nicht sogar DIE Neuerung beim Xiaomi Mi Band 4, ist sicherlich das große 0,95 Zoll OLED Farbdisplay mit 240x120 Pixeln Auflösung. Bisher war der relativ hohe Kontrast bei den Vorgängern zwar ausreichend um das jeweilige Mi Band im freien gerade noch so bedienen zu können, aber sobald es hell wurde, war die Ablesbarkeit durch die vergleichsweise geringe Displayhelligkeit nicht mehr gegeben. Wir selbst verwenden parallel noch den Vorgänger und konnten hier einen wesentlichen Helligkeitsunterschied zum Mi Band 4 feststellen.
Im Direktvergleich, abgesehen von den schönen Farben, ist eine Bedienung im Freien prinzipiell problemlos möglich. Einzig bei direkter Sonneneinstrahlung hat das Mi Band 4 nach wie vor das Nachsehen gegenüber teureren Konkurrenzmodellen. Hier bedarf es kurz einer Handbewegung weg von der Lichtquelle und die Daten können abgelesen werden. Hilfsweise kann man natürlich auch die andere Hand als Schattenspender benutzen. Die Helligkeit lässt sich in 5 Stufen anpassen. In Räumlichkeiten reichte uns die Stufe 3. Trotz der nun erheblichen Bildschirmvergrößerung von 0,78 Zoll (Mi Band 3) auf 0.95 Zoll (Mi Band 4) ist das Display erstaunlich scharf und je nach gewählten Hintergrunddesign auch detailliert. Der kapazitive Touchscreen, der Wischgesten von allen Seiten unterstützt, arbeitet zudem sehr zuverlässig.
Ausgestattet mit zahlreichen Sensoren, darunter auch ein Gyroskop und ein Pulssensor, erlauben diese dem Xiaomi Mi Band 4 diverse Aktivitäten zu erfassen und dabei stets den Puls (Herzfrequenz) im Auge zu behalten. Weitere Sensoren sind der Beschleunigungssensor und der Näherungssensor. Leider verfügt auch das Mi Band 4 nach wie vor nicht über ein GPS Modul, so dass GPS Daten grundsätzlich mit dem GPS des Smartphones abgeglichen werden müssen. Die chinesische Version verfügt zudem über NFC und ein eingebautes Mikrofon. In der internationalen Versionen muss man darauf jedoch verzichten. Für die Kopplung mit dem Smartphone kommt ein Bluetooth 5.0 Modul zum Einsatz, welches jederzeit tadellos auch über größere Distanzen hinweg funktioniert. Sollte sich das Mi Band 4 dennoch einmal entkoppeln, so klappte die automatische erneute Kopplung prompt und ohne Zutun unsererseits.
Wie auch beim Vorgänger kommt die bekannte Mi Fit App zum Einsatz. Die Menüführung war und ist relativ einfach, so dass man nicht unbedingt seitenweise Bedienungsanleitungen durchblättern muss. Eine wesentliche Neuerung sind die wechselbaren Ziffernblätter („Watch Faces"), von denen es aktuell 50 Stück gibt. Diese erstrecken sich von simplen Farbhintergründen, über niedliche Mi-Emoticons zu kompletten Anime-Hintergründen. Die Watch Faces sollen zudem regelmäßig erweitert werden.
Während das Band auf Englisch bedient werden muss, funktioniert die Steuerung, Überwachung und Auswertung innerhalb der Mi Fit App auf Deutsch. Wie auch beim Vorgänger - die App hat sich ja nicht wesentlich verändert - können Pulsdaten, Schlafdaten, Benachrichtigungspunkte, Vibrationsmuster, automatische Puls- und Schlafüberwachung, sowie zahlreiche weitere Funktionen eingestellt werden.
Eine wichtige Einstellung ist die jeweils ausgeführte Aktivität. Während man am Band lediglich „Laufen", „Laufband", „Gehen", „Schwimmen", „Hantelbank" und „Fahrrad fahren" als Aktivität starten kann, vermag die App doch deutlich mehr Aktivitäten zur Erfassung bereit zu stellen. Unter anderem wird hier unter dem Reiter Verhaltenserkennung „Tischtennis", „Stehen", „Treppen steigen", „Sitzen", „Essen" und vieles mehr angeboten. Den jeweiligen Verlauf bzw. die Dauer der Aktivität lässt sich dann jederzeit im Menü abrufen.
Die Auswertung innerhalb der App ist natürlich Ansichtssache. Inwieweit vertraut man den dort gezeigten Werten? Stimmig sind zumeist die Pulsdaten, sofern der Arm während der jeweiligen Messung ruhig gehalten wird. Des Weiteren stimmt in etwa die Schlafzeit, wobei hier kein Wert auf die Genauigkeit bei der Ermittlung der Schlaftiefe gelegt werden sollte. Dafür bedarf es ein professionelles EEG. Außerdem richtet sich die Schlafermittlung an den Tageszeiten, so dass Tagesschläfchen gar nicht erst verzeichnet werden. Auch der obligatorische Toilettengang wurde in 14 Aufzeichnungstagen nur einmal korrekt als „Wach-Phase" ermittelt.
Ein Fitnesstracker ist und bleibt eine nette oberflächliche Spielerei, für echte Gesundheitsdatenerfassung bedarf es da mehr. Kritik ist an dieser Stelle jedoch unangebracht, da kein auf dem Markt erhältlicher Tracker ein EEG, ein RR, ein MEG oder ein EMG bereithält. Praktisch ist außerdem die aktivierbare „Band-Sperre". Mit einem vierstelligen Pin versehen, wird das Band quasi unbrauchbar, sollte es mal verloren gehen oder gestohlen werden. Und weil die reine Benennung des Funktionsumfanges der App hier den Rahmen sprengen würde nur noch kurz ein paar Informationen zur Trackerverwendung. Hier lässt sich der Puls manuell messen, Wetterdaten ablesen, die Musikwiedergabe steuern, Wecker einstellen, Stoppuhr bedienen und vieles mehr.
Einen abschließenden Negativ-Kommentar zu der Benachrichtigungsanzeige gibt es dann doch noch. Emojis werden bei einer ankommenden Nachricht nach wie vor nicht korrekt angezeigt (als Fragezeichen) und eine Direktantwort auf Nachrichten ist leider nach wie vor nicht möglich. Schade, denn hier wird Potential verschwendet. Eine Sprachsteuerung in allen Varianten des Mi Band 4 wäre wünschenswert gewesen.Die Akkukapazität beträgt beim Mi Band 4 ca. 135mAh und reicht für eine Nutzungsdauer von 15 bis 20 Tagen aus. Je nach Helligkeitseinstellungen und Nutzungsverhalten schwankt die Nutzungsdauer um etwa 25%. Wir schafften es im Test auf voller Helligkeit und täglicher Datenerfassung, sowie voller Benachrichtigungseinstellung 16 Tage ohne Ladung auszukommen. Die Ladung erfolgt nach Herausnahme des Trackers aus dem Band via mitgelieferten Ladedock. Dieses kann an jedem gewöhnlichen USB Typ-A Port vom Notebook, Netzteil oder einer Powerbank angeschlossen werden. Je nach Output der Quelle ist das Band nach ca. einer Stunde vollgeladen.
Das Xiaomi Mi Band 4 ist eine sinnvolle Weiterentwicklung vom Mi Band 3. Das bessere und vor allem farbige OLED Display vom Mi Band 4 stellt einen signifikanten Mehrwert zum Mi Band 3 dar. Die Ausdauer ist auch dank dem neuen Bluetooth 5.0 Modul gleich geblieben, der Pulssensor ist nach wie vor akkurat und auch die Ablesbarkeit in Freien wurde etwas verbessert. Hinzu kommen die Neuerungen bei den Watch Faces.
Alles in allem ist der Preis mit ca. 30-40€ absolut gerechtfertigt und wird mit der Zeit noch erheblich sinken. Schön wäre es, wenn Xiaomi die Emoji Unterstützung noch mit einem Update nachliefern könnte. Und in der nächsten Version gibt es dann hoffentlich Sprachsteuerung für alle Varianten des Xiaomi Mi Band.
Kommentare 2
Ich zitiere: "Leider verfügt auch das Mi Band 4 nach wie vor nicht über ein GPS Modul, so dass GPS Daten grundsätzlich mit dem GPS des Smartphones abgeglichen werden müssen." .... Um dieses Tracking zu bekommen muss man in der App den Reiter aufrufen und starten. Hat man das Smartphone dann nicht in der Tasche, übermittelt das Band zwar später die Daten, nicht jedoch visuell die Strecke. Zumindest bei mir ... LG Florian
Der "Gehen" Screen sieht spannend aus, ohne Map ? Hat das überhaupt GPS dabei ?